Die Sprache ist die Kleidung der Gedanken, sagte Samuel Johnson, ein berühmter englischer Schriftsteller. Und damit hatte er wohl recht, denn wir Menschen unterscheiden uns von anderen Lebewesen dadurch, dass wir durch Worte und Sätze miteinander kommunizieren und unsere Gedanken, egal wie komplex sie sind, Anderen mitteilen können.
Ob auf der Arbeit, in der Schule, mit unseren Freunden, Eltern, Geschwistern, mit dem Sitznachbarn im Bus, mit der Frau an der Kasse oder mit dem Briefträger – obwohl die Kommunikation mit Smartphone und Co. immer wichtiger wird, können wir auf gesprochene Sprache im Alltag nicht verzichten.
Umso wichtiger ist, dass wir dieses Geschenk so gut es geht bewahren und schützen. Es kann aber vorkommen, dass die Fähigkeit zu sprechen durch einen Unfall, eine Erkrankung oder durch Entwicklungsstörungen beeinträchtigt ist und trainiert werden muss. Diese verantwortungsvolle und wichtige Aufgabe liegt in deinen Händen als Logopäde.
Diagnose und Beratung
Alles beginnt mit der ärztlichen Verordnung. Ein Patient, der zum Beispiel einen Schlaganfall erlitten hat, bei dem das Sprachzentrum beschädigt wurde, bekommt von seinem behandelnden Arzt eine Verordnung für eine logopädische Behandlung. Du vereinbarst einen Termin mit dem Patienten und lädst ihn zum Vorgespräch ein. Je nachdem wie stark ausgeprägt die Sprachstörung ist, musst du bereits beim Vorgespräch viel Geduld und Einfühlungsvermögen mitbringen. Mithilfe von Testverfahren diagnostizierst du das Störungsbild. Bei Kindern sprichst du auch mit den Eltern und Lehrern, um dir einen Eindruck von der Familiensituation zu machen und um den sprachlichen Entwicklungsstand des Kindes festzustellen. Ursachen für Verzögerungen der Sprachentwicklung können neben einem Unfall, Hirnschädigungen oder Hörschäden auch psychische oder soziale Probleme sein. Die Feststellung der Ursache ist sehr wichtig, um die richtige Behandlungsmethode auszuwählen.
Behandlung und Betreuung
Wenn du alle relevanten Daten erfasst hast, erstellst du ein Therapiekonzept. Dazu besprichst du dich eventuell auch mit anderen therapeutischen Fachkräften, wie zum Beispiel einem
Ergotherapeuten und bei Kindern auch mit Eltern und Lehrern. Die Eltern sind bei der logopädischen Behandlung meist dabei und werden daher von dir in die Methoden eingewiesen.
Deine Behandlungsmethoden sind so vielseitig wie deine Patienten. Kein Arbeitstag ist wie der andere. Mal übst du die Artikulation von Worten mit einem stotternden Kind, dann übst du mit einem alten Herren, Geräusche über ein neues Hörgerät wahrzunehmen und richtig zuzuordnen, ein anderes Mal machst du mit einer Patientin Atem- und Entspannungsübungen zur Wiedererlangung der Sprach- und Schluckfähigkeit nach einem schweren Autounfall. Du behandelst auch Patienten, denen ein Tumor am Kehlkopf operativ entfernt wurde und die sich nur noch mithilfe einer Stimmprothese oder einer elektronischen Sprechhilfe äußern können. Du erklärst ihnen, wie die Prothese oder die Sprechhilfe genau funktioniert. Eine Stimmprothese ist zum Beispiel ein Ventil, das in den Rachen eingesetzt wird und die Speiseröhre mit der Luftröhre verbindet, sodass Töne erzeugt werden können. Deine Aufgabe ist es, sich den Patienten sehr sensibel und geduldig zuzuwenden. Du hast ein besonderes Gespür dafür, wie sie neue Motivation erlangen und ihr Selbstbewusstsein zurückgewinnen. Dazu trainierst du zum Beispiel zunächst die Aussprache einzelner Worte und später in Rollenspielen ganze Gesprächssituationen.
Doch nicht nur bei Sprech-, Schluck- und Hörschäden bist du Experte, sondern auch, wenn es darum geht, die Fähigkeit deutlich und artikuliert zu sprechen, zu bewahren und zu fördern. Zum Beispiel schulst du Menschen, die einen Sprechberuf haben, wie Lehrer, Politiker, Vertriebsmitarbeiter, Pastoren und Pfarrer und Menschen in Führungspositionen. Bei Kindern, die mehrsprachig aufwachsen und in ihrer Familie kaum oder gar nicht Deutsch sprechen, übst du gezielt die Aussprache von schwierigen Lauten und trägst auch einen großen Teil zur Motivation der Kinder bei, indem du spielerisch ihren Spracherwerb förderst.