Das menschliche Ohr ist das einzige Sinnesorgan, das schon vor der Geburt funktioniert. So kennen wir zum Beispiel bereits die Stimmen unserer Eltern, da wir sie im Körper unserer Mutter schon wahrgenommen haben.
Unser Ohr kann alles zwischen 10 und 140 Dezibel hören. 10 Dezibel entsprechen in etwa einem raschelnden Blatt. Die Schmerzgrenze liegt bei 130 Dezibel. Das entspricht ungefähr dem Lärmpegel eines Flugzeugs. Eine Lautstärke von 150 Dezibel kann unser Ohr nur wenige Sekunden aushalten, ohne dass irreparable Schäden entstehen. Aber auch Kopfhörer, die circa bei 80 bis 90 Dezibel liegen, können über einen längeren Zeitraum unser Hörvermögen beeinträchtigen.
Als Hörakustiker hast du eine verantwortungsvolle Aufgabe, denn du kümmerst dich um die Menschen, die aufgrund von Altershörschwäche oder Hörbeeinträchtigungen durch erhöhte Geräuschbelastung im Alltag oder im Beruf mit ihren Ohren nicht mehr das hören können, was gesunde Menschen hören. Mithilfe modernster Technik bemühst du dich darum, den Menschen wieder ein Stück Lebensqualität zurückzugeben.
Diagnose und Beratung
Nachdem deine Patienten eine Verordnung für ein Hörsystem vom HNO-Arzt erhalten haben, kommen sie in der Regel zu dir. Als Hörakustiker bist du der richtige Ansprechpartner, wenn es darum geht, ein passendes Hörgerät für den Patienten zu finden. Durch audiometrische Tests, das sind spezielle Hörtests, wird das individuelle Hörvermögen eines jeden Patienten gemessen. Kann der Patient besonders hohe und besonders tiefe Töne hören? Welches ist die niedrigste Lautstärke, die er wahrnehmen kann? Kann er Sprache unter Störgeräuschen verstehen? Anschließend findet ein Beratungsgespräch statt, bei dem du dich mit deinem Kunden darüber unterhältst, welche Bedürfnisse und Wünsche er bezüglich seines neuen Hörgeräts hat. Auch Optik und Tragekomfort spielen hier eine große Rolle.
Das individuelle Hörgerät
Wenn der Kunde sich für ein Gerät entschieden hat, müssen Abdrücke von seinem Gehörgang gemacht werden. Dazu spritzt du eine spezielle Kunststoffmasse vorsichtig mit einer Kanüle in den Gehörgang. Der Kunststoffabdruck ist nur das Muster für die Weiterverarbeitung zum Acrylabguss. Das ausgehärtete Acryl ist nun das, was später als Maßohrstück, auch Otoplastik genannt, in das Hörsystem eingebaut wird. Doch zunächst muss das Acryl sauber gefräst und geschliffen werden und anschließend am Kunden getestet werden. Sitzt es gut, kann es entweder zum Hinter-dem-Ohr-Hörgerät oder zum Im-Ohr-Hörgerät verbaut werden. Mit einer speziellen Software nimmst du schließlich die akustische Feineinstellung vor. Der Patient wird immer wieder mit einbezogen, denn schließlich muss das Hörgerät ganz genau auf seine Ohren und sein Hörempfinden abgestimmt werden. Hörgeräte müssen ständig überprüft, gewartet, gereinigt und gegebenenfalls repariert werden. Du bist also nicht nur für die Herstellung des Hörgeräts und die Einweisung des Kunden zuständig, sondern begleitest ihn über einen längeren Zeitraum.
Kaufmännisches und Bürokratisches
Neben deinen beratenden Aufgaben und den handwerklichen Tätigkeiten in der Werkstatt ist auch das Büro dein Arbeitsplatz. Mit Kunden und Krankenkassen stehst du telefonisch und schriftlich im ständigen Kontakt. Du vergleichst Angebote, gibst Bestellungen für Hörgeräte auf, erstellst Abrechnungen für Krankenkassen und aktualisierst regelmäßig die Kundenkartei. Auch bei Werbekampagnen und in der Personalplanung wirkst du mit. Zwar arbeitest du im medizinischen Bereich, da du die Patienten von HNO-Ärzten in gewisser Weise „weiterbehandelst“, doch als Hörakustiker führst du auch einen kaufmännischen Beruf aus.