Wenn du dich fragst, wie du Lektor bzw. Lektorin werden kannst, wird es dich womöglich überraschen, dass es für diesen Beruf keine eigenständige Ausbildung oder Studium gibt. Vielmehr gibt es verschiedene Wege, um in den Beruf hineinzukommen.
Eine Möglichkeit, Lektor zu werden, ist zunächst eine Ausbildung im Buchhandel zu machen, wie beispielsweise zum Buchhändler oder Medienkaufmann Digital und Print. Die Ausbildung dauert in der Regel drei Jahre und endet mit einer Abschlussprüfung (mündlicher und schriftlicher Teil). Der Abschluss in diesen Berufen ist von der Industrie- und Handelskammer (IHK) anerkannt.
Ein abgeschlossenes Studium in den Bereichen Sprache, Literatur oder Verlagswesen eignet sich ebenfalls für den Beruf des Lektors. Passende Studiengänge sind unter anderem Germanistik, Buchwissenschaft oder Buchhandel/Verlagswirtschaft. Voraussetzung für ein Studium ist die Hochschulzugangsberechtigung. Abgeschlossen wird das geisteswissenschaftliche Studium mit einem Bachelor of Arts oder Master of Arts.
Während deiner Ausbildung bzw. deines Studiums solltest du möglichst viele Praktika machen und erste Berufserfahrung im Verlagswesen sammeln. Diese praktischen Erfahrungen werden von zukünftigen Arbeitgebern gerne gesehen. Nach deinem Ausbildungs- bzw. Studienabschluss bewirbst du dich um ein Volontariat. Je nach Verlag dauert dieses zwischen sechs und zwölf Monaten. Nach deiner Zeit als „Volo“, wie Volontäre umgangssprachlich genannt werden, wirst du dann Lektor bzw. Lektorin.
Ein weiterer Weg, den Beruf Lektor zu ergreifen, sind verschiedene Weiterbildungen: Die Akademie der Deutschen Medien (früher bekannt als Akademie des Deutschen Buchhandels) bietet zum Beispiel eine Weiterbildung zum Lektor an. Hast du alle Seminare belegt, erhältst du das Zertifikat „Lektor/Produktmanager“ oder „Freier Lektor“. In anderen Weiterbildungen oder Seminaren kannst du ähnliche Zertifikate erlangen, mit denen du dich dann bewerben kannst!
Voraussetzungen: Diese Fähigkeiten brauchst du als Lektor
- Wort, Schrift und EDV: Als angehender Lektor brauchst du natürlich ein sicheres Sprachgefühl und eine sehr gute Beherrschung von Rechtschreibung, Grammatik und Zeichensetzung in der deutschen Sprache. Ebenfalls solltest du Spaß daran haben, auch selber zu schreiben, wie beispielsweise den Klappentext oder Umschlagtext von einem neuen Buch. Übrigens: Schreibmaschinen sind etwas für Nostalgiker – ein Großteil deiner Arbeit findet am PC statt. Insbesondere Textbearbeitungsprogramme solltest du aus dem Effeff beherrschen.
- Management und Kommunikation: Lektoren und Lektorinnen sind Projektmanager. Sie planen komplette Buchprojekte vom Manuskript bis zur Erscheinung und erstellen entsprechende Zeitpläne. Neben der Fähigkeit zur Organisation und Steuerung brauchst du für den Job auch eine gute Kommunikationsgabe, denn schließlich stehst du während der Projekte in ständigem Austausch mit Autoren, Illustratoren, Redakteuren, Mitarbeitern und – je nach Projekt – auch mit Agenturen und Übersetzern.
- Kalkulieren und verhandeln: Zu jedem Buchprojekt gehört natürlich auch, das Honorar mit dem Autor auszuhandeln und die Projektkosten zu kalkulieren. Wie viel soll für Werbung ausgegeben werden? Was kostet die Gestaltung des Covers? Und zu welchem Ladenpreis lässt sich das Buch gut verkaufen?
- Marketing und Werbung: Da du bei der Veröffentlichung von Neuerscheinungen eng mit der Marketingabteilung zusammenarbeitest, solltest du über Grundkenntnisse in Marketing, Öffentlichkeitsarbeit und Public Relations verfügen. Hier kommt auch wieder das Schreiben ins Spiel, denn du verfasst auch Pressemitteilungen und Werbetexte über neue Bücher.
- Recht und Gesetz: Paragraphen dürfen dich nicht abschrecken! Als Lektor musst du zwar kein Rechtsexperte sein, aber dennoch solltest du in einigen Rechtsgebieten über grundlegende Kenntnisse verfügen, wie Vertragsrecht, Medienrecht, Urheber- und Verwertungsrecht.
Alternativen zum Beruf
Lesen: Eine Ausbildung zum Buchhändler ist nicht nur als Einstieg in den Beruf Lektor geeignet, sondern auch eine mögliche Alternative dazu – vor allen Dingen, wenn du gerne liest. Kommen Kunden zu dir in die Buchhandlung, kannst du so jedem eine passende Lektüre empfehlen.
Schreiben: Wenn du statt zu lesen lieber schreiben möchtest, solltest du dir die Ausbildungen zum Texter und Journalisten näher anschauen. Welche Botschaft soll welche Zielgruppe erreichen? Welcher Kommunikationskanal kommt dafür infrage? Und wie muss die Botschaft in Text verpackt werden, damit sie zur Zielgruppe und zum gewählten Kanal passt? Mit diesen Fragen beschäftigst du dich als Texter.
Als Journalist geht es darum, Informationen zu recherchieren, diese aufzubereiten und zu veröffentlichen – nicht nur in Zeitungen und Zeitschriften, sondern auch online, im Radio und im Fernsehen. Das Kommunikationsziel kann dabei ganz unterschiedlich sein: Willst du dein Publikum einfach nur über einen Sachverhalt informieren? Oder etwas kritisch betrachten und dazu anregen, sich seine eigene Meinung zu bilden? Oder steht eher die Unterhaltung im Vordergrund?
Vermarkten: Medienkaufleute Digital und Print sind wahre Allrounder in Verlagen und Medienhäusern. Wenn es darum geht, Printprodukte wie Bücher, Zeitungen und Zeitschriften, aber auch Online-Medien erfolgreich auf den Markt zu bringen, hast du als Medienkaufmann bzw. Medienkauffrau stets zwei Zielgruppen im Blick: Die erste Zielgruppe sind die Leser, denen das Produkt, beispielsweise eine Zeitschrift, gefallen muss – sowohl inhaltlich als auch von der Gestaltung. Sonst würde sich die Zeitschrift ja nicht verkaufen lassen. Die zweite Zielgruppe sind Unternehmen, die in der Zeitschrift für ihre Produkte werben möchten. Durch die Werbeeinnahmen können die Zeitschriften dann günstiger verkauft werden. Gleichzeitig kann zu viel Werbung aber auch dazu führen, dass eine Zeitschrift nicht mehr als inhaltsstark wahrgenommen wird und die Leser das Interesse verlieren. Dieses müssen Medienkaufleute Digital und Print gut abwägen und eine Balance finden.