Azubis bei der Prüfungsvorbereitung unterstützen

Klausuren, Facharbeiten, Zwischenprüfung, Abschlussprüfung, schriftlich, mündlich und praktisch - während der Ausbildung müssen Ihre Auszubildenden verschiedene Prüfungssituationen meistern. Die Herausforderung für Sie als Ausbilderin bzw. Ausbilder: Je nach Beruf und individuellen Lernpräferenzen brauchen Ihre Auszubildenden eine andere Unterstützung bei der Prüfungsvorbereitung. Wie diese gestaltet werden kann, zeigt unser Artikel.

Gemischte Lerngruppen haben viele positive Effekte.
Gemischte Lerngruppen haben viele positive Effekte. © wayhomestudio - freepik.com

Inhalt

  • Prüfungsarten und -modalitäten im Überblick
  • Vorab: Eckdaten zur Prüfung erfassen
  • Die Prüfungsvorbereitung gestalten: Tipps für Ausbilder*innen
  • BEST PRACTICE der Friedhelm Loh Group
  • Lern- und Prüfungstipps für Ihre Azubis
  • Azubis mit Prüfungsangst: Empfehlung für Ausbilder*innen
  • AUBI-Insight: So lernen unsere Azubis
  • Lernfähigkeit als wichtiger Future Skill

Prüfungsarten und -modalitäten im Überblick

Ihre kaufmännischen Azubis werden in der Hauptsache schriftliche Prüfungen schreiben, Ihre gewerblich-technischen Azubis neben den schriftlichen auch praktische Prüfungen ablegen und auf Ihre Nachwuchsinformatiker wartet eine Facharbeit mit anschließendem Fachgespräch. Ihre Herausforderung: Je nach Ausbildungsberuf, Lernpräferenz und Lerntyp individuell bei der Prüfungsvorbereitung unterstützen.


Vorab: Eckdaten zur Prüfung erfassen

In der Regel werden Ihre Azubis von der Berufsschule bzw. von der Kammer (bei Abschlussprüfungen) zu anstehenden Prüfungen informiert. Diese Infos geben Ihre Azubis dann an Sie als Ausbilderin bzw. Ausbilder weiter. So sind Sie ebenfalls informiert, was auf Ihre Azubis zukommt – und können bei offenen Punkten nachhaken. Vorteil: Je besser Ihre Azubis wissen, was genau sie erwartet, je gezielter können sie sich vorbereiteten und je sicherer werden sie sich dadurch fühlen.

Die wichtigsten Eckdaten sind:

  • Wann ist die Prüfung?
  • Wie lange dauert die Prüfung?
  • Welche thematischen Schwerpunkte kommen dran?
  • In welcher Form wird was geprüft? (z. B. Multiple Choice)
  • Welche Hilfsmittel dürfen benutzt werden? (z. B. Taschenrechner, Formelsammlung)
  • Wer sind die Prüfer?
  • Wie wird bewertet?

Die Prüfungsvorbereitung gestalten: Tipps für Ausbilder*innen

  • Anforderungen klären: Stellen Sie sicher, dass Ihre Azubis gut verstanden haben, was von ihnen erwartet wird, sowohl in Bezug auf die Prüfungsinhalte als auch auf den Prüfungsprozess selbst.
  • Zeitmanagement unterstützen: Helfen Sie Ihren Azubis dabei, realistische Zeitpläne für die Prüfungsvorbereitung zu erstellen.
  • Feedback geben: Bieten Sie regelmäßiges Feedback zu den Lernfortschritten Ihrer Azubis an. Ein Blick in den betrieblichen Ausbildungsplan und in das Berichtsheft helfen dabei, Fortschritte und Entwicklungen sichtbar zu machen. Was klappt bereits sehr gut? Wo können sich Ihre Azubis noch verbessern? Was kommt als nächstes?
  • Übungsaufgaben und Lernmaterialien bereitstellen: Insbesondere bei Klausuren und schriftlichen Prüfungen bietet es sich an, alte Aufgabenstellungen zur Verfügung zu stellen, an denen Ihre Azubis üben können.
  • Lernressourcen anbieten: Stellen Sie weitere Ressourcen zum Lernen bereit. Das kann beispielsweise ein Raum in Ihrem Betrieb sein, der - unter bestimmten Rahmenbedingungen - zum Lernen genutzt werden kann, aber auch digitale Lernangebote wie E-Learning, Online-Kurse und Lern-Apps. Gamification-Elemente können die Lernmotivation ankurbeln. Tipp: Fragen Sie insbesondere bei kostenpflichtigen Angeboten nach einem Test-Zugang und prüfen Sie die Inhalte auf Relevanz, bevor Sie das Programm kaufen. Ggf. gibt es auch passende Open Educational Resources (OER).
  • Lerntypen beachten: Denken Sie bei Auswahl und Anschaffung der o. g. Lernressourcen auch daran, dass möglichst für jeden Lerntyp etwas dabei ist: Der auditive Typ lernt durch Hören bzw. Zuhören, der visuelle Typ durch Anschauen, der kommunikative Typ, indem er die Ausbildungsinhalte mit anderen diskutiert und der experimentelle Typ durch eigenes Ausführen. Meist verspricht eine Kombination den größten Erfolg, sich Lernstoff anzueignen.
  • Ausbildungspersonal mitnehmen und ggf. schulen: Damit Ihre Azubis optimal begleitet werden, ist es wichtig, Ihr Ausbildungspersonal bei der Einführung neuer Lernangebote mitzunehmen und ggf. zu schulen.
  • Lerngruppen fördern: Ermöglichen Sie, dass sich Ihre Azubis – auch lehrjahrübergreifend - zum gemeinsamen Lernen treffen können. Die älteren Azubis werden zu den Nachhilfelehrern der Jüngeren, können ihre Prüfungserfahrungen teilen, Mut machen und Ängste nehmen. Davon profitieren auch sie selbst: Indem die älteren Azubis die Inhalte mit den Jüngeren üben, werden diese weiter gefestigt – ein Vorteil in Hinblick auf die Abschlussprüfung.
    Praxisbeispiel: Bei Danfoss Power Solutions fungieren erfahrene Auszubildende als Lerncoaches für lernschwächere Azubis, die dadurch von einer individuellen Förderung auf Augenhöhe profitieren. Ein weiterer Aspekt: Wer bei der Betreuung der Jüngeren ein gutes Händchen beweist, eignet sich perspektivisch wunderbar dafür, Ihr Ausbildungsteam zu verstärken.
  • Prüfungssituation simulieren: Bei sämtlichen Prüfungen sind Simulationen unter realen Bedingungen sinnvoll, die auf das jeweilige Prüfungsformat vorbereiten. Ihre Azubis wissen dadurch besser, was sie erwartet und können die Zeit zum Bearbeiten der Aufgaben besser einschätzen. Mündliche und praktische Prüfungssituationen lassen sich dabei gut in der Gruppe üben, sodass sich Ihre Azubis gegenseitig Feedback geben und voneinander lernen können.
  • Präsentations- und Rhetoriktraining anbieten: Vor einer Gruppe – erst recht vor einem Prüfungsausschuss – zu sprechen und etwas zu präsentieren, ist nicht jedermanns Sache. Ein passendes Training schafft Sicherheit.
  • Azubis als Botschafter einsetzen: Eine weitere Möglichkeit, um die Präsentationskompetenz Ihrer Azubis zu schulen, ist der Einsatz als Botschafter, beispielsweise bei Tagen der offenen Tür, Schulveranstaltungen und Jobmessen. Vor einer kleineren Gruppe Gleichaltriger zu sprechen, fällt meistens leichter – und schult so ganz nebenbei für größere Auftritte.
  • Prüfung reflektieren: Lassen Sie sich Klausuren und Prüfungsergebnisse vorlegen und reflektieren Sie diese gemeinsam. Was ist gut gelaufen? Wo sind Verbesserungsmöglichkeiten? Welche Ideen gibt es für die nächste Klausur/Prüfung?

BEST PRACTICE der Friedhelm Loh Group

Im Ausbildungszentrum in Haiger lernen die gewerblich-technischen Auszubildenden für die Abschlussprüfung, zum Beispiel anhand von digital unterstützten Prozessen bei der Mensch-Maschine-Interaktion. Erfahrene Ausbilder sprechen den Prüfungsablauf mit den Auszubildenden durch, trainieren anhand vergangener Prüfungen die Prüfungsinhalte und stehen für alle Fragen mit Rat und Tat zur Seite.

Ähnlich ist der Ablauf auch bei den kaufmännischen und IT-Auszubildenden. Alle Auszubildenden erfahren eine wertvolle Unterstützung bei der Erstellung ihrer Prüfungsarbeiten – von der Antragstellung bis zur fertigen Präsentation. Bereitgestellte Muster von alten Prüfungen unterstützen zudem beim Lernen für die schriftliche Prüfung. Und vor der Prüfung findet eine Live-Vorstellung des Themas als „Generalprobe” vor dem Ausbilder oder der Ausbilderin statt.

Die Loh Academy bietet außerdem für alle Abschlusskandidatinnen und Abschlusskandidaten Präsentationstrainings mit persönlichem Feedback an, es gibt auch Workshops zur Stressbewältigung und gegen Lampenfieber.

Im dualen Studium werden die Nachwuchskräfte während ihrer Projektarbeit in der Praxisphase von Fachbetreuerinnen und Fachbetreuern unterstützt. Die Abschlusspräsentation erfolgt am Ende der Phase vor dem Professor der Hochschule. Aber auch die Betreuer begleiten die Prüflinge unterstützend bei der Präsentation und bewerten ebenfalls die Leistung.

>> zum vollständigen Interview mit dem Ausbildungsteam der Friedhelm Loh Group

Lern- und Prüfungstipps für Ihre Azubis

Die Online-Redaktion von AUBI-plus hat verschiedene Lern- und Prüfungstipps zusammengestellt, die Sie gerne an Ihre Azubis und dual Studierenden weitergeben können:

Azubis mit Prüfungsangst: Empfehlung für Ausbilder*innen

Sie haben Azubis, die unter Prüfungsangst leiden und die die Anforderungen in der Berufsschule als bedrohlich wahrnehmen? Klassenarbeiten und mündliche Prüfungen erzeugen bei Ihren Azubis schon im Vorfeld schlaflose Nächte und andere Stressreaktionen? Mit den Unterrichtsmaterialien der DGUV (Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung) vermitteln Sie Ihren Azubis die passenden Handlungskompetenzen, um ihre Prüfungsangst zu bewältigen und positiv zu nutzen. Im Web: www.dguv-lug.de/sekundarstufe-i/stresskompetenz-arbeitsorganisation/leistung-auf-den-punkt-gebracht/ In besonders schwierigen Fällen können Sie sich auch an Ihren Betriebsarzt oder einen psychologischen Dienst wenden.

AUBI-Insight: So lernen unsere Azubis

Der Großteil unserer Ausbilderinnen und Ausbilder hat selbst eine Ausbildung bei AUBI-plus absolviert – in aller Regel sogar im selben Beruf wie unsere Nachwuchskräfte – und kann daher Tipps aus erster Hand geben, z. B. zu Ablauf und Inhalten von Prüfungen.

Alle Azubis aus allen Lehrjahren sind gut vernetzt, helfen sich gegenseitig und tauschen Lernmaterialien und Übungsaufgaben aus. Vor Klausuren und Prüfungen steht unseren Nachwuchskräften ein Lernraum zur Verfügung, der - während der Arbeitszeit - zum gemeinsamen Lernen genutzt werden kann.

Und um unsere Azubis auf Vortragssituationen vorzubereiten, integrieren wir sie möglichst früh in unser Referenten-Team, das Vorträge auf Berufsbildungsmessen hält. Der Vortrag wird vorher in der Gruppe mit Peer-to-Peer-Feedback geübt. Dies hilft dann bei anderen Vortragssituationen.

Weiterhin führen wir Azubi-Projekte durch, in denen unsere Nachwuchskräfte in gemischten Teams arbeiten. Wir geben einen groben Rahmen vor, die genaue Ausgestaltung übernehmen dann die Azubis in Eigenregie. Dies schult ihre Selbstorganisation und ihr Zeitmanagement - bei der Prüfungsvorbereitung sind dies hilfreiche Fähigkeiten.

Lernfähigkeit als wichtiger Future Skill

Lernfähigkeit ist eine wichtige Zukunftsfähigkeit, die unbedingt gefördert werden sollte. Tipps dazu lesen Sie in unserem Themenspecial „Future Skills in der betrieblichen Ausbildung“.

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