Ausbilderinterview FLG: "Wir brennen für die Nachwuchsarbeit!"

Heidi Becker von AUBI-plus: Herzlichen Glückwunsch zur erfolgreichen Auszeichnung mit dem Gütesiegel BEST PLACE TO LEARN! Sie haben bei Ihrer ersten Zertifizierung auf Anhieb mit dem Prädikat „gut“ abgeschlossen. Was hat Sie dazu bewogen, Ihre Ausbildungsarbeit zertifizieren zu lassen?

Vielen Dank für die Glückwünsche. Wir freuen uns sehr über die Auszeichnung! Das Ausbildungssiegel BEST PLACE TO LEARN ist aus unserer Sicht ein Versprechen auf eine überdurchschnittlich gute betriebliche Ausbildung sowie duales Studium. Es wird ausschließlich an Unternehmen vergeben, die nachweisen, dass sie Nachwuchskräfte hervorragend qualifizieren. Ein solcher Nachweis wird mithilfe einer anonymen qualitativen Befragung im Unternehmen durchgeführt.

Unser Ziel war es, genau ein solches Gütesiegel zu erwerben: Ehrlich, offen und unter Beteiligung aller, die mit der Nachwuchsarbeit in der Friedhelm Loh Group verbunden sind: Ausbilderinnen und Ausbilder, Fachbetreuerinnen und -betreuer, Ausbildungskoordinatorinnen und -koordinatoren bzw. -beauftragte, Auszubildende, duale Studentinnen und Studenten, ehemalige Auszubildende sowie Absolventen des dualen Studiums. Die Ergebnisse der Befragung haben wir inzwischen intensiv ausgewertet. So sind wir in der Lage zu erkennen, welches unsere Erfolgsfaktoren sind und an welchen „Schrauben wir noch drehen müssen”, um uns kontinuierlich zu verbessern. 

Eine besondere Stärke zeigte sich im Onboarding Ihrer Nachwuchskräfte, insbesondere bei der Integrationsbegleitung und der sozialen Integration. Mit welchen Tools gestalten Sie diese? 

Eine Besonderheit, auf die wir besonders stolz sind, ist unser professionelles Paten- und Mentorenprogramm, mit dem Ziel, „Stolpersteine” gerade zu Beginn der Ausbildung oder des Studiums zu umgehen und sich professionell entwickeln zu können.

Auch ein professionelles Onboarding-Programm ist uns für den Start unserer Auszubildenden und dualen Studentinnen und Studenten ein großes Anliegen. Die Begrüßung unserer neuen Nachwuchskräfte übernimmt immer einer unserer Geschäftsführer aus der Friedhelm Loh Group. Dies stellt für unsere neuen Kolleginnen und Kollegen eine große Wertschätzung dar. Schon vom ersten Tag an erfahren sie, wie wichtig sie uns sind.

Um den Zusammenhalt und das Vertrauen zu fördern, folgen in den Einführungstagen Teambuilding-Maßnahmen wie Klettern im Kletterpark oder Floßbau am See. Abends wird gegrillt und der gemeinsame Start des neuen Kapitels gefeiert. Hier ergeben sich häufig schon erste Freundschaften und ein wunderbarer Austausch. Zum Programm gehören auch Workshops zum Kennenlernen des Unternehmens, Kommunikations- und IT-Trainings, das Erarbeiten eines „Unternehmensknigge” zur Orientierung in der Unternehmensgruppe und Englischtraining. 

Weiterhin lobten Ihre Auszubildenden und dual Studierenden die gute Betreuung durch Ihr Ausbildungspersonal. In einer Antwort heißt es beispielsweise: „[…] Ausbilder stehen immer als Unterstützung bei. […]“ Wie stellen Sie die fachliche Kompetenz und die gute Erreichbarkeit Ihrer Betreuerinnen und Betreuer sicher? 

Das Seminarangebot der Loh Academy, unserer unternehmenseigenen Weiterbildungseinrichtung, ist eine wertvolle Unterstützung bei dem Erwerb der fachlichen Kompetenzen unserer Ausbildungsbeauftragten bzw. Betreuerinnen und Betreuer des dualen Studiums. Schulungsinhalte sind zum Beispiel professionelle Gesprächsführung, moderne Lernmethoden, Generation Y und Z, aber auch Aspekte des Coachings oder Fragen rund um die eigene Wirkung auf andere Personen.

Unser Ausbildungsteam „Young Talents“ der Loh Academy ist für alle Auszubildenden und dualen Studentinnen und Studenten der Friedhelm Loh Group in Deutschland verantwortlich und immer erreichbar, in Präsenz und online. Zudem bietet eine spezielle Ausbildungssoftware Hilfe bei vielen Fragen zum Ausbildungsmanagement, Planungen, Leistungsnachweisen und Feedback. 

Die Auszubildenden und dual Studierenden werden durch das Ausbildungsteam „Young Talents“ betreut (Bild: Friedhelm Loh Group)

Neben der Betreuung allgemein wurde im Besonderen die Prüfungsvorbereitung positiv bewertet. Ein Azubi sagt: „[…] Die umfassende Vorbereitung und Unterstützung bezüglich der Abschlussprüfungen. […]“ Wie sehen Ihre Angebote zur Prüfungsvorbereitung konkret aus? 

Im Ausbildungszentrum in Haiger lernen die gewerblich-technischen Auszubildenden für die Abschlussprüfung, zum Beispiel anhand von digital unterstützten Prozessen bei der Mensch-Maschine-Interaktion. Erfahrene Ausbilder sprechen den Prüfungsablauf mit den Auszubildenden durch, trainieren anhand vergangener Prüfungen die Prüfungsinhalte und stehen für alle Fragen mit Rat und Tat zur Seite.

Ähnlich ist der Ablauf auch bei den kaufmännischen und IT-Auszubildenden. Alle Auszubildenden erfahren eine wertvolle Unterstützung bei der Erstellung ihrer Prüfungsarbeiten – von der Antragstellung bis zur fertigen Präsentation. Bereitgestellte Muster von alten Prüfungen unterstützen zudem beim Lernen für die schriftliche Prüfung. Und vor der Prüfung findet eine Live-Vorstellung des Themas als „Generalprobe” vor dem Ausbilder oder der Ausbilderin statt.

Die Loh Academy bietet außerdem für alle Abschlusskandidatinnen und Abschlusskandidaten Präsentationstrainings mit persönlichem Feedback an, es gibt auch Workshops zur Stressbewältigung und gegen Lampenfieber.

Im dualen Studium werden die Nachwuchskräfte während ihrer Projektarbeit in der Praxisphase von Fachbetreuerinnen und Fachbetreuern unterstützt. Die Abschlusspräsentation erfolgt am Ende der Phase vor dem Professor der Hochschule. Aber auch die Betreuer begleiten die Prüflinge unterstützend bei der Präsentation und bewerten ebenfalls die Leistung.

Weitere hervorragende Bewertungen gab es für das berufliche Lernen: Ihre Azubis und dualen Studis lernen an realen Kundenaufträgen, wissen um ihren Beitrag zum Gesamtergebnis und arbeiten und lernen selbstständig. Was tun Sie, um diese positive Lern- und Arbeitsatmosphäre zu schaffen?

Für unsere Auszubildenden stehen zwei Junioren-Firmen zur persönlichen und beruflichen Entwicklung zur Verfügung: Big Little Rittal und das Junior Competence Center. Hier können unsere Nachwuchskräfte Projekte selbstständig in Teamwork bearbeiten und vor einem ausgewählten Gremium, meist Vertretern des Top-Managements, auf Augenhöhe vorstellen. Auch beim Einsatz in den Fachbereichen übernehmen unsere Auszubildenden mit eigenen Projekten erste Verantwortung im Geschäftsprozess.

Die Studentinnen und Studenten wählen für ihre Praxisphase gemeinsam mit der Mentorin oder dem Mentor ihr Wunsch-Projekt aus einer internationalen Projektdatenbank aus, passend zum Studiengang. Nicht selten ist damit auch ein Aufenthalt in einer der mehr als 95 Tochtergesellschaften der Unternehmensgruppe verbunden. 

Was nehmen Sie aus der Zertifizierung mit? Gibt es besondere Ideen für Ihre Ausbildungsarbeit, die Sie nun umsetzen möchten?

Unsere Nachwuchskräfte zu betreuen, zu fördern und zu fordern, das ist für uns eine Herzensangelegenheit. Und die Ergebnisse der Zertifizierung und unsere Übernahmequoten bestätigen, dass wir uns mit unserer Arbeit schon auf einem guten Weg befinden. Aber natürlich gibt es noch Luft nach oben und wir arbeiten entschlossen daran, uns kontinuierlich zu verbessern, um unsere Nachwuchskräfte optimal auf ihre Zukunft vorzubereiten.

Die Befragung hat ergeben, dass wir die Kommunikation zu unseren Ausbildungsbeauftragten und Fachbetreuern optimieren müssen. Themen wie Relevanz, Notwendigkeit und Dimensionen der wichtigen Nachwuchsarbeit sind noch stärker zu verinnerlichen. Im Zuge der Digitalisierung streben wir natürlich auch eine kontinuierliche Optimierung der Prozesse an. Und künftig möchten wir uns noch intensiver bei Sonder-Events mit unseren Nachwuchskräften austauschen. Hier sind wir aktuell in Planung, gemeinsam mit einem Young Talents Club (bestehend aus Auszubildenden und dualen Studentinnen und Studenten), neue und spannende Aktivitäten anzubieten. 

An dem Zertifizierungsverfahren waren insgesamt sieben Standorte der Friedhelm Loh Group beteiligt. Wie stellen Sie sicher, dass überall auf hohem Niveau ausgebildet wird? Welchen Tipp können Sie anderen Unternehmensgruppen geben? 

Prof. Dr. Friedhelm Loh, Inhaber und Vorstandsvorsitzender der Gruppe, unterstützt schon seit vielen Jahren mit Herzblut sowohl die Ausbildung als auch das duale Studium in der Region. Die Entwicklung junger Menschen ist ihm ein besonderes Anliegen. Als größter Arbeitgeber und Ausbildungsbetrieb der Region sind wir uns unserer Verantwortung gegenüber dem Umfeld, in dem wir leben, bewusst. Dazu zählen besonders auch junge Menschen, denen wir Orientierung bei ihrer Entwicklung, langfristige Perspektiven, sinnhafte Aufgaben und attraktive Arbeitsbedingungen bieten möchten.

Mit diesem Hintergrund können wir anders agieren als viele andere Unternehmen und gehen mit großer Freude, Leidenschaft und Engagement an die Nachwuchsaufgaben. Wir erfahren eine enorme Wertschätzung unserer Arbeit. Unser Erfolgskonzept ist ein professionelles Betreuungsprogramm für den Nachwuchs, Begeisterung und Einsatz bei allen Ausbildern (man muss für die Nachwuchsarbeit brennen), eine zielorientierte und wertschätzende Zusammenarbeit, Kommunikation auf Augenhöhe, Verständnis für die Anforderungen der jungen Generationen Y und Z sowie Akzeptanz für Veränderungen. 

Vielen Dank für das Interview und die spannenden Einblicke in Ihre Ausbildungsarbeit!
 

Über die Friedhelm Loh Group

Die weltweit erfolgreiche Friedhelm Loh Group erfindet, entwickelt und produziert maßgeschneiderte Produkte und Systemlösungen für Industrie, Wirtschaft und Handel.

Die Unternehmen der Friedhelm Loh Group gehören zu den Topadressen in ihren jeweiligen Branchen – als Erfinder und kompetente Produzenten. Sie reichen vom weltweit führenden Systemanbieter für Schaltschränke, Stromverteilung, Klimatisierung und IT-Infrastruktur (Rittal) über Europas Nummer 1 bei Softwarelösungen für den Maschinen- und Anlagenbau sowie die Industrie (Eplan und Cideon) bis hin zur durchgängigen Fertigungskompetenz mit den modernen Materialien Stahl, Aluminium und Kunststoff (Stahlo und LKH). Die Lösung ONCITE Digital Production System (DPS) der German Edge Cloud macht die Daten von Fertigungsprozessen transparent und damit optimierbar – bis hin zum Energiemanagement über den Digitalen Fertigungszwilling.

Die inhabergeführte Unternehmensgruppe ist mit über 12 Produktionsstätten und über 95 internationalen Tochtergesellschaften weltweit präsent. Sie beschäftigt über 12.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und erzielte im Jahr 2022 einen Umsatz von 3 Milliarden Euro. 2023 wurde die Friedhelm Loh Group als „Best Place to Learn“ und „Arbeitgeber der Zukunft“ ausgezeichnet.

Über das Gütesiegel BEST PLACE TO LEARN®

Das branchenübergreifend anerkannte Gütesiegel wird ausschließlich an Unternehmen vergeben, die im Zuge einer 360-Grad-Befragung zu über 70 Qualitätskriterien nachweisen, dass Sie ihre Nachwuchskräfte herausragend beruflich qualifizieren.

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