Diversity in der Ausbildung: Chance und Herausforderung

Muss Diversity Management in der Ausbildung sein? Die Antwort ist ein eindeutiges „Ja!“. Wir wollen einmal schauen, warum. Dazu sollten wir zunächst klären, was Diversity eigentlich ist.

Diverse Teams bieten Chancen und Vorteile
Diverse Teams bieten Chancen und Vorteile © peoplecreations - freepik.com

Inhalt

  • Was versteht man unter Diversity?
  • Diversity in der Ausbildung
  • Was können Ausbilderinnen und Ausbilder tun?
  • Alles eine Frage der Einstellung – und des Vorbilds
  • Die Vorteile von Diversity
  • Damit beginnt alles: Die Stellenanzeige

Was versteht man unter Diversity?

Menschen sind verschieden – in vielerlei Hinsicht. Diversity ist zugleich die Vielfalt und die Ähnlichkeit von Menschen und beschreibt die Unterschiede, aber auch die Gemeinsamkeiten. Es ist also zunächst ein wertneutraler Begriff. Eigentlich geht es aber darum, die Unterschiede der Menschen innerhalb einer Organisation oder Gruppe zu verstehen und zu akzeptieren. 

Die verschiedenen Dimensionen im Überblick

Beim Diversity Management geht es um verschiedene so genannte Dimensionen, also verschiedene Arten der Unterschiedlichkeit. Das sind (in alphabetischer Reihenfolge):

  • Behinderung (physisch und psychisch)
  • Generation (Alter)
  • Geschlecht
  • Kultur
  • Religion
  • sexuelle Identität
  • soziale Herkunft
  • Weltanschauung

Hinweis: Manche Darstellungen kommen auch mit weniger Dimensionen aus oder unterteilen sie weiter.

In all diesen Dimensionen können sich Menschen unterscheiden – oder eben auch nicht. Wegen dieser Unterschiede darf niemand diskriminiert, beleidigt oder gar angegriffen werden. Insbesondere in Unternehmen ist es wichtig, schon den Anschein einer Diskriminierung zu vermeiden – natürlich gilt das auch für den Ausbildungsbereich, etwa bei Stellenausschreibungen und Auswahlverfahren. 

Das ist auch gesetzlich geregelt, unter anderem im Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz (AGG). Ein Verstoß dagegen kann sogar Schadenersatzansprüche wegen Diskriminierung nach sich ziehen. Weitere Regelungen gibt es auch im Grundgesetz, im Bürgerlichen Gesetzbuch und in Spezialgesetzen wie dem Betriebsverfassungsgesetz, dem Teilzeit- und Befristungsgesetz oder dem Kündigungsschutzgesetz.

Diversity in der Ausbildung

Die Beachtung der genannten Grundsätze ist auch für Ausbildungsverantwortliche wichtig und das in zweierlei Hinsicht: Zum einen geht es darum, „andersartige“ Auszubildende vor Diskriminierung und Ausgrenzung zu schützen, zum anderen müssen die Nachwuchskräfte lernen, dass sie selbst andersartige Menschen nicht diskriminieren dürfen. Das geht am besten, wenn man das Thema systematisch angeht und nicht nur so „nebenbei“ erledigt. 

Dabei ist die Verhinderung von Diskriminierung nur die eine Seite. Es geht beim Diversity Management auch und gerade darum, die Unterschiedlichkeit der Mitarbeitenden in ihren Fähigkeiten und Eigenschaften zu nutzen. Der richtige Einsatz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nach eben diesen Besonderheiten kann den Unternehmenserfolg deutlich positiv beeinflussen.

Exkurs: Xenophobie

Warum diskriminieren Menschen andere, nur weil sie „anders“ sind? Dafür gibt es einige Erklärungen. Das Problem ist, dass die Angst vor Fremdem, also vor Unbekanntem, entwicklungsgeschichtlich tief im Menschen verwurzelt ist. Xenophobie, so der Fachbegriff, war in früheren Zeiten ein Überlebensaspekt und ist deshalb im Gehirn tief verankert.

Selbst im Mittelalter war alles, was von außerhalb des Dorfes kam, mit Gefahren behaftet und wurde erst einmal abgelehnt. Kleines Beispiel waren die Fahrensleute, also Gaukler und Schausteller. Diese wurden zwar einerseits geschätzt, weil sie Ablenkung in den Alltag brachten, andererseits aber mit Misstrauen und Angst betrachtet („Holt die Wäsche von der Leine, der Zirkus kommt!“). Ihnen wurde grundsätzlich Schlechtes unterstellt, zumindest die Absicht zu stehlen oder zu betrügen.

Diese Vorbehalte gegenüber dem Fremdartigen werden in unserer Zeit zuallererst durch Erziehung abgebaut, aber auch durch das praktische Erfahren, etwa in der Schule. Leider gelingt das aber nicht immer, wie zahlreiche Beispiele zeigen. Angriffe gegen Ausländer, Homosexuelle oder aus anderen Gründen „Andersartige“ gibt es leider jeden Tag in großer Zahl. Eine falsche Erziehung oder Sozialisierung ist nur ein Grund. Der Mensch sucht auch vielfach nach einem Schuldigen für seine eigene Misere – gleich, ob sie selbstverschuldet ist oder sich aus den Umständen ergeben hat. Da bieten sich dann andersartige Menschen als Sündenbock an. 

Für erfolgreiche Gegenmaßnahmen ist es wichtig, diese Mechanismen zu kennen. Was nicht bedeuten soll, Diskriminierung zu akzeptieren, aber die Gründe dafür zu verstehen, um entsprechend gegensteuern zu können.

Was können Ausbildungsverantwortliche tun?

Zunächst ist festzustellen, welchen Stellenwert Diversity im Unternehmen bereits hat. Gibt es im Personalbereich eine entsprechende Stelle und/oder Maßnahmen? Dann haben es Verantwortliche vergleichsweise leicht, denn die Strukturen und vor allem die Sensibilität bei der Belegschaft müssen dann schon vorhanden sein.

In jedem Fall sollten die Auszubildenden von Beginn der Ausbildung an für das Thema sensibilisiert und mögliche Vorbehalte abgebaut werden. Je diverser die Mitarbeiterschaft bereits ist, desto leichter fällt es, sich dort einzufügen und eventuell vorhandene Vorbehalte abzubauen. Ist nur eine einzelne „anders“, besteht eher die Gefahr, dass diese Person zur Zielscheibe wird. 

Ausbildungsverantwortliche sollten auch auf Veränderungen im Verhalten bei den Auszubildenden achten, denn auch in der Berufsschule sind Anfeindungen wegen der Andersartigkeit möglich. Gegebenenfalls sollte dann das Gespräch mit der Schule gesucht und das Problem dort thematisiert werden. 

Alles eine Frage der Einstellung – und des Vorbilds

Die Auszubildenden kommen mit bereits erworbenen Einstellungen und möglicherweise Vorbehalten in das Unternehmen. Deshalb ist es wichtig, bereits von Beginn an deutlich zu machen, dass Diversität in Ordnung ist und Anfeindungen wegen einer Andersartigkeit im Unternehmen nicht geduldet werden. Das ist natürlich nicht nur die Aufgabe der Ausbilderin bzw. des Ausbilders, sondern ebenso von der Unternehmensleitung und den Führungskräften, also eine Frage der Unternehmenskultur. Gleichwohl ist der Ausbilder immer Vorbild für die Auszubildenden – im Guten wie im Schlechten. Das sollte immer bewusst sein. 

Die Vorteile von Diversity

Unternehmen mit vielen unterschiedlichen Kulturen und verschiedenen Lebensentwürfen ihrer Mitarbeitenden haben wettbewerbliche Vorteile. Sie können besser kreative Lösungen erarbeiten, weil die Beiträge und Erfahrungen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter so unterschiedlich sind. Natürlich lassen sich nicht immer alle kulturellen Unterschiede auf die hiesigen Verhältnisse übertragen, aber die eine oder andere Anregung ist es durchaus wert, übernommen zu werden. Sind nämlich nur sehr ähnliche Menschen zusammen, ist ihre Wahrnehmung sehr ähnlich und neue Aspekte werden oft gar nicht erkannt. 

Zudem können neue Märkte für das Unternehmen erschlossen werden. Dazu nutzt man die Kenntnisse beispielsweise ausländischer Mitarbeitender, die die Kultur in ihrem Heimatland kennen und für das Unternehmen nutzbar machen können. Nicht zu vergessen die Vorteile, wenn in einem Unternehmen viele unterschiedliche Sprachen verfügbar sind. Auch das kann neue Zielgruppen erschließen und neue Kundschaft ansprechen.

Paket International: Azubi-Gewinnung über die Landesgrenze hinaus

Sie möchten Ausbildungsinteressierte grenzübergreifend für eine Ausbildung gewinnen? Mit gezielten Ausbildungsmarketingkampagnen bringen wir Sie in den Fokus Ihrer Zielgruppe.


Und: Diversität ist ein positives Aushängeschild für das Unternehmen und stärkt das Ansehen. Das kann auch die Suche nach Fachkräften erleichtern, insbesondere von ausländischen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern, wenn diese schon vorher einen positiven Eindruck vom Unternehmen haben und annehmen können, dass sie dort angenommen werden und sich wohlfühlen können. 

Untersuchungen haben gezeigt, dass in einem Unternehmen mit Diversität die Mitarbeiterschaf zufriedener und motivierter ist und die Bindung an das Unternehmen besser ist. 

Damit beginnt alles: Die Stellenanzeige

Wenn Ihr Unternehmen Diversität lebt, dann sollten Sie das auch schon in den Stellenausschreibungen herausstellen. Machen Sie beispielsweise deutlich, dass Bewerberinnen und Bewerber mit Handicap gern gesehen sind und Sie bereit sind, eventuelle Barrieren zu beseitigen. Dafür gibt es sogar zahlreiche Fördermöglichkeiten und finanzielle Unterstützung vom Staat. Lesetipp: Fördermittel für die Ausbildung junger Menschen mit Behinderung

Achten Sie in Ihrem Ausbildungsmarketing auf eine Sprache, die nicht diskriminiert, zeigen Sie, dass Sie offen für kulturelle Besonderheiten sind und auch für sprachliche Schwierigkeiten eine Lösung finden. Bei Auszubildenden könnte beispielsweise eine vorherige Einarbeitungszeit mit Sprachförderung eine Lösung sein. Lesetipp: Azubis im Ausland rekrutieren – ergibt das Sinn?

Folgendes könnte Sie auch interessieren


Gewaltprävention - schon in der Ausbildung
Gewaltprävention - schon in der Ausbildung

Pressemitteilung der DGUV vom 17.04.2024. Gewalt bei der Arbeit erfährt immer mehr Aufmerksamkeit. Die Bandbreite reicht von verbalen Angriffen wie Beleidigungen und Bedrohungen bis hin zu tätlichen Übergriffen. Alle Berufe können betroffen sein: ob Einsatzkräfte im Rettungsdienst und bei den Feuerwehren, Beschäftigte im Einzelhandel, in der Pflege, in Bildungseinrichtungen oder in Ämtern und Behörden. Das kann auch schon die Auszubildenden betreffen – hier sind die Ausbilderinnen und Ausbilder ganz besonders in der Pflicht.

Girls‘ und Boys‘ Day 2024: Freie Online-Plätze für Kurzentschlossene
Girls‘ und Boys‘ Day 2024: Freie Online-Plätze für Kurzentschlossene

Hüllhorst, 10.04.2024. Am 25.04.2024 findet der nächste Mädchen- und Jungenzukunftstag für Schülerinnen und Schüler ab der 7. Jahrgangsstufe statt. Die AUBI-plus GmbH lädt an diesem Tag zu Webinaren rund um die klischeefreie Berufsorientierung ein. Jugendliche, die bislang keinen Platz für den Girls’ bzw. Boys‘ Day haben, können sich noch kurzfristig online anmelden. Die Teilnahme ist kostenfrei.

Azubis gewinnen mit Social-Media – Teil 2: Instagram
Azubis gewinnen mit Social-Media – Teil 2: Instagram

Instagram – schon längst keine Plattform mehr, um (nur) Schnappschüsse zu teilen. Auf diesem Social-Media-Kanal ist viel Bewegung und mittlerweile ist er ein etabliertes Tool, um Azubis effektiv und nachhaltig zu gewinnen. Doch wie genau können Sie dort potenzielle Nachwuchskräfte erreichen? Die AUBI-news-Redaktion sprach mit Social-Media-Expertin Nele Engelsmeier – bekannt aus dem ersten Teil unserer Recruiting-Reihe mit Social-Media.

Chatte mit uns

Du benötigst Hilfe? Registriere dich im Servicebereich oder melde dich an und chatte mit unseren Experten!

Jetzt registrieren