Die Generation Alpha in der Arbeitswelt
In vielen Unternehmen arbeiten derzeit vier Generationen zusammen: Die Babyboomer sowie die Generationen X, Y und Z. Die Alphas werden in 2 bis 3 Jahren ihre Ausbildung beginnen – daher ist über ihr tatsächliches Verhalten in der Arbeitswelt zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht viel bekannt. Wir können jedoch davon ausgehen, dass Vieles, was auf die Generation Z zutrifft, auch für die Generation Alpha gelten wird - mit einigen Besonderheiten. Welche Anforderungen die junge Generation an Ausbildungsbetriebe stellt, erklärte Prof. Dr. Klaus Hurrelmann auf dem 9. DEUTSCHEN AUSBILDUNGSFORUM.

Babyboomer sowie die Generationen X, Y und Z: Diese vier Generationen treffen derzeit in der Arbeitswelt aufeinander. Jede der Generationen „tickt“ dabei auf ihre eigene Art und Weise, geprägt durch die Lebensbedingungen, denen sie im Jugendalter (formative Jugendzeit) ausgesetzt war. Die Übergänge zwischen den Generationen sind dabei fließend; die Alterskohorten gehen auf den Ansatz zurück, dass sich innerhalb von 15 Jahren größere technische, wirtschaftliche, kulturelle und politische Veränderungen ergeben.
Generationen in der Arbeitswelt
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„Ganz vereinfacht gehen wir davon aus, dass gemeinsam erlebte Ereignisse und Erfahrungen sowie das Aufwachsen unter ähnlichen Einflussfaktoren aus unserer Umwelt eine sogenannte „Generationsgestalt“ entstehen lassen, mit der bestimmte Wertevorstellungen und Anforderungen, beispielsweise an die Arbeitswelt, einhergehen“, erklärte Prof. Dr. Klaus Hurrelmann.
Was die junge Generation von ihren Arbeitgebern bzw. Ausbildungsbetrieben fordert, fasste er als die 5 Bs zusammen: Bezahlung, Betriebsklima, Bereicherung, Beziehung und Bedürfnisse.
Anforderungen der jungen Generation an die Arbeitswelt
Die ältesten Alphas (ab 2010) sind 14 Jahre alt. Sie machen in diesem Jahr ihr erstes Praktikum und werden in 2 bis 3 Jahren ihre Ausbildung beginnen. Sie wissen um ihre hervorragenden Perspektiven auf dem Arbeits- bzw. Ausbildungsmarkt und sind entsprechend selbstbewusst. Das erwarten sie:
- Bezahlung: Die junge Generation wünscht sich eine faire und transparente Ausbildungsvergütung.
Praxis-Tipp: Weisen Sie die Ausbildungsvergütung in Ihren Stellenanzeigen als Betrag in Euro aus. Mit Formulierungen wie „attraktive Ausbildungsvergütung nach Tarif“ kann die junge Generation nichts anfangen.
Lese-Tipp: Die perfekte Stellenausschreibung in 11 Schritten - Betriebsklima: Die Nachwuchskräfte möchten in einer guten, angenehmen Arbeitsatmosphäre arbeiten, zusammen mit netten und zugewandten Kollegen, mit wenig Hierarchie, Führung auf Augenhöhe und der Möglichkeit, sich zu beteiligen.
Praxis-Tipp: Sorgen Sie für eine gute soziale Integration Ihrer Azubis, z. B. durch Preboarding, Teambuilding und Firmenevents. Beziehen Sie Ihre Azubis wann immer möglich mit ein und schaffen Sie Gelegenheiten, bei denen sie sich einbringen können.
Übrigens: 62 Prozent der jungen Menschen möchten lieber in einem Unternehmen arbeiten, in dem geduzt wird (Azubi-Recruiting Trends 2023). Das „Du“ steht für Kommunikation auf Augenhöhe. - Bereicherung: Nach dem Motto „Lust statt Last“ sucht die junge Generation eine sinnstiftende Tätigkeit, bei der sie individuelle Erfüllung erfährt.
Praxis-Tipp: Stellen Sie heraus, wofür Ihr Ausbildungsbetrieb steht. Wofür sind Ihre Produkte bzw. Dienstleistungen gut? Wo stehen Sie in puncto Ökologie, Klima, Nachhaltigkeit und Vielfalt? Wozu trägt der einzelne Azubi bei? - Beziehung: Die Nachwuchskräfte legen Wert auf sensible Beziehungen zu ihren Betreuern. Sie möchten als einzelnes Individuum wahrgenommen werden, Anerkennung und Wertschätzung für die geleistete Arbeit erfahren sowie regelmäßiges Feedback bekommen.
Praxis-Tipp: Geben Sie Ihren Azubi-Betreuerinnen und -Betreuern ausreichend Raum und Zeit, um auf Ihre Azubis individuell einzugehen. Entwickeln Sie bei Bedarf die Kompetenzen Ihres Ausbildungspersonals weiter – beispielsweise zu Kommunikation und Feedback.
Lese-Tipp: Sachlich, fair und konstruktiv: Auszubildenden richtig Feedback geben - Bedürfnisse: Der jungen Generation ist wichtig, dass ihr Ausbildungsbetrieb auf ihre gesundheitlichen Bedürfnisse eingeht. Das zeigte auch der Generationen-Talk auf dem 9. DEUTSCHEN AUSBILDUNGSFORUM. „Ohne Gesundheit geht gar nichts!“ waren sich die teilnehmenden Jugendlichen einig. Die junge Generation ist sich bewusst, dass Überstunden, Stress und Karriere einer hohen Lebensqualität entgegenstehen können und neigt dazu, Beruf und Privatleben zu trennen. Zeit für Freunde und Familie sowie für Hobbys und Reisen zu haben, ist ihnen sehr wichtig. Sie leben nicht, um zu arbeiten, sie arbeiten, um zu leben.
Praxis-Tipp: Treffen Sie klare Vorgaben bezüglich der Arbeitszeit. Zeigen Sie sich gleichzeitig flexibel und ermöglichen Sie zeit- und ortsunabhängige Arbeitsformen wie Remote Work oder Homeoffice. Schreiben Sie in die Stellenanzeige, wie viele Stunden pro Woche bei Ihnen gearbeitet wird und wie viele Urlaubstage Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben.
Ausbildungsbetriebe, die bei diesen 5 Bs einen guten Job machen, haben nicht nur gute Chancen, Azubis zu gewinnen, sondern auch, sie längerfristig ans Unternehmen zu binden.
Vielen Dank an Prof. Dr. Klaus Hurrelmann für seine Keynote „Die Berufs- und Lebensvorstellungen der jungen Generation. Was kommt da auf Unternehmen und Gesellschaft zu?“
Literatur-Tipp
„Die Generationen Z und Alpha gewinnen, führen, binden“ von Wolfgang Kring, Professor Dr. Klaus Hurrelmann und Henri Chambers. Die zweite, erweiterte Auflage (ISBN 978-3-470-00442-6) erscheint in Kürze.
Ausblick
Das nächste DEUTSCHE AUSBILDUNGSFORUM findet am 6. und 7. Mai 2025 in Bad Oeynhausen statt. Interessierte dürfen sich schon jetzt auf einen spannenden Austausch und zahlreiche Best Practices von Top-Ausbildungsbetrieben freuen. Infos und Tickets unter www.deutsches-ausbildungsforum.de
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Quellen:
- Klaus Hurrelmann: Die Berufs- und Lebensvorstellungen der jungen Generation. Was kommt da auf Unternehmen und Gesellschaft zu? - 2024 - S. Vortrag auf dem 9. DEUTSCHEN AUSBILDUNGSFORUM