Das neue Ausbildungskonzept für Bankkaufleute

Die neue Ausbildungsordnung und ihre Umsetzung im Konzern. Der Beruf Bankkaufmann/Bankkauffrau gilt seit Jahrzehnten als einer der Klassiker unter den dualen Erstausbildungen und als Synonym für einen soliden und sehr guten Einstieg in die Arbeitswelt. Nach über 20 Jahren wurde die Verordnung aus dem Jahr 1998 nun grundlegend überarbeitet und modernisiert.

In den vergangenen Jahrzehnten hat die Bankenwelt sich nachhaltig verändert und die Neuordnung des Berufsbilds trägt diesem Wandel Rechnung. Wesentlich ist, dass die Auszubildenden von Anfang an die Bedürfnisse des Kunden im Blick haben und lernen, diese kompetent und ganzheitlich zu beraten. Darüber hinaus werden frühzeitig das Verständnis für digitale Themen, Prozessorientierung sowie Projektarbeit vermittelt. „Somit ist die neue Ausbildungsordnung bestens abgestimmt auf die heutigen und zukünftigen Kompetenzen eines Bankkaufmanns bzw. einer Bankkauffrau“, sagt Katja Hain, Leiterin des strategischen Teams Ausbildung & Nachwuchsgruppen in der Personalabteilung, die als Sachverständige des Bundes an der Entwicklung der neuen Ausbildungsordnung beteiligt war sowie die Projektleitung für die Umsetzung im Deutsche Bank Konzern inne hatte.
„Unser Bereich hat – markenübergreifend und markenspezifisch – tolle Arbeit geleistet und die notwendigen Änderungen schnell und kreativ umgesetzt.“

Und welche wesentlichen Änderungen und Herausforderungen bietet das neue Konzept? Im nachfolgenden Interview geben Catarina Grünwald (Deutsche Bank) und Elizaveta Koshemjako (Postbank) einige Einblicke In die Umsetzung. Beide waren an der Entwicklung des neuen Blended Learning Konzepts maßgeblich beteiligt.

Wie wurde das Ausbildungskonzept konkret erarbeitet?

Wir haben dafür eine Reihe von Design Thinking Workshops durchgeführt, in denen wir unterschiedliche Blickwinkel aus Vertrieb, Center, Nachwuchskräften, Gremien und HR einbezogen haben. Gemeinsam haben wir überlegt, wie wir mit Blick auf die neuen Anforderungen unser bestehendes Konzept weiterentwickeln müssen. Im Zentrum steht dabei ein modernes Blended Learning Seminarkonzept, ein Methodenmix aus Präsenzveranstaltungen, virtuellen Maßnahmen sowie selbständiger Vor- und Nachbereitung (z. B. Online-Nuggets, Lernclips und digitaler Lernkartei). Dieses Lernmodell unterstützt zusätzlich die drei Säulen unserer Ausbildung – Theorie, Praxis und Verantwortung. Da zur neuen Arbeitswelt auch neue Arbeitsformen – wie Projektarbeit und agiles Arbeiten – gehören, bereiten wir unsere Auszubildenden auch darauf vor. Wir haben zum Beispiel Ausbildungsinhalte um ein Projektseminar mit darauf aufbauendem Projektauftrag ergänzt. Ebenfalls neu sind die individuellen Hospitationstage in unterschiedlichen Bereichen. Dadurch verdeutlichen wir von Anfang an, wie wichtig die Schnittstellenarbeit bei uns im Konzern ist, und zeigen gleichzeitig mögliche Entwicklungswege nach der Ausbildung auf.

Ist die Weiterentwicklung des Konzepts gleichzeitig eine Verbesserung?

Alle Bausteine zielen darauf hin die persönliche Handlungs- und Beratungskompetenz unserer Nachwuchskräfte zu stärken und den künftig immer wesentlicheren kompetenten Umgang mit digitalen Medien ins Trainingskonzept einzubinden,- So möchten wir auch persönliche Skills wie Kommunikationsfähigkeit, Eigeninitiative, Teamfähigkeit, Reflexionsfähigkeit, Kreativität stärken. Den Auszubildenden bleibt jetzt mehr Zeit vor Ort in den Filialen und im Vertriebsalltag. Wir sind überzeugt davon, dass sie so am Ende ihrer Ausbildung bestens auf eine erfolgreiche Karriere im direkten Kundenkontakt vorbereitet sind.

Ist die Umsetzung der Änderungen für die gelbe und die blaue Marke identisch?

Weitestgehend. Die Neuordnung war für uns auch ein Anlass, die Ausbildungsinhalte der beiden Marken gegenüber zu stellen und weiter zu harmonisieren. Es wird auch künftig Unterschiede geben – die Azubis der Postbank sind in der Regel deutlich jünger, die Ausbildung dauert 2,5 Jahre, in der blauen Marke variiert die Ausbildungszeit zwischen 2 und 2,5 Jahren (je nach Bildungsabschluss und Wunsch der Nachwuchskraft–)- Aber wir sind jetzt näher zusammengerückt und haben ein gemeinsames, theoretisches Konzept sowie identische Softskill Bausteine, nur bei der Praxisausbildung bleiben wir markenscharf getrennt. Das war uns wichtig.

Welche konkreten Auswirkungen haben die Änderungen auf den Ausbildungsalltag?

Unterm Strich sind die Nachwuchskräfte durch das Blended Learning-Konzept jetzt noch stärker gefordert. Die Eigenverantwortung steigt, die Auszubildenden müssen in der Lage sein, sich selbst zu organisieren, zum Beispiel indem sie sich innerhalb eines vorgegebenen Zeitraums bestimmte Themenfelder mit digitalen Modulen selbstständig erarbeiten. Auch die Inhalte der Berufsschule korrespondieren jetzt enger mit der Praxis. Neu ist dabei auch die so genannte gestreckte Abschlussprüfung, die in zwei Teilen durchgeführt wird, auf die wir die Auszubildenden mit verschiedenen Bausteinen vorbereiten. Beide Prüfungsteile fließen in die Endnote ein, die bisherige Zwischenprüfung fällt dadurch weg.

Ein wichtiger Fokus der Neuordnung und des Ausbildungskonzeptes liegt auch auf dem professionellen Umgang mit digitalen Tools und Medien…

Richtig. Deshalb schaffen wir zum Beispiel auch in der Ausbildung selbst mehr digitale Schnittstellen und nutzen die damit verknüpften Möglichkeiten, um den selbstverständlichen Umgang mit digitalen Tools zu unterstützen. Alle unsere Auszubildenden werden jetzt grundsätzlich mit iPads ausgestattet, auch die Auszubildenden der Postbank – ein echter Quantensprung. Das corona-bedingt überwiegend virtuelle Lernen hat uns da unfreiwillig in die Karten gespielt – die Umstellung auf digitales Lernen war ohnehin das Gebot der Stunde. Das Angebot an Selbstlernmedien und E-Learnings wurde erweitert. Neu sind zum Beispiel die Wissenschecks, die als Nachbereitung von Selbstlernmaßnahmen und zur Vorbereitung von Trainingsmaßnahmen erfolgreich absolviert werden müssen.

Dadurch verändert sich doch auch die Rolle der Ausbilder und Ausbildungsbeauftragten?

Das stimmt – sie sind jetzt Wissensvermittler, aber mehr noch Lernprozessbegleiter. Wir müssen in diesem ersten Jahr jetzt erst einmal Erfahrungen damit sammeln, wie die Azubis mit dem Mehr an Eigenverantwortung umgehen und bei Bedarf das Lernkonzept noch einmal anpassen. Wichtig ist, dass es auch künftig vor Ort immer Ansprechpartner gibt, die bei Problemen und Fragen Hilfestellung anbieten. Bei allen Änderungen haben wir darauf geachtet, dass die hohe Qualität der Ausbildung bei unserer Bank sichergestellt bleibt.

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