Ausbildung in
Liechtenstein
Das Fürstentum Liechtenstein ist ein sogenannter Zwergenstaat. Es liegt in den Alpen, zwischen Österreich und der
Schweiz und hat knapp 39.000 Einwohnerinnen und Einwohner. Im Osten des Fürstentums verläuft der Rhein, der die
natürliche Grenze zur Schweiz bildet. Die Hauptstadt ist Vaduz, weitere größere Orte sind Schaan und Triesen.
Amtssprache ist Deutsch, gesprochen wird ein alemannischer Dialekt und bezahlt wird mit dem Schweizer Franken.
Das Besondere an der Wirtschaft in Liechtenstein: Es gibt mehr Arbeitsplätze als Einwohner. Über die Hälfte der
Erwerbstätigen, die in Liechtenstein arbeiten, pendeln aus dem Ausland (insbesondere aus Österreich und der
Schweiz). Warum solltest also nicht auch du pendeln und deine Ausbildung in dem Fürstentum absolvieren? Chancen dazu
hast du gleich mehrere, denn obwohl Liechtenstein vergleichsweise klein ist, haben sich dort über 5.000 Unternehmen
niedergelassen, vor allem kleine und mittlere Betriebe.
Dienstleistungen, Industrie, Tourismus, Landwirtschaft – in Luxemburg sind verschiedene Wirtschaftszweige vertreten.
Die Industrieunternehmen fertigen und exportieren beispielsweise Maschinen und Geräte, Anlagen,
Präzisionsinstrumente, Dentalprodukte und Nahrungsmittel. Im Finanzbereich findest du Banken, Versicherungen,
Vermögensverwaltungen, Fonds, Treuhänder sowie FinTech- und Blockchain Unternehmen. Optimale Voraussetzungen also,
um deine Ausbildung in Liechtenstein zu machen, denn ähnlich wie in Deutschland wird dort nach dem dualen System
ausgebildet.
Die sog. Berufslehre dauert zwischen zwei und vier Jahren. Das Besondere: Der praktische Teil deiner Ausbildung
findet in einem liechtensteinischen Betrieb statt, der theoretische Teil an einer Berufsfachschule in der Schweiz,
in der Regel in einem der Kantone St. Gallen oder Graubünden. Wie in Deutschland ist an ein bis zwei Tagen in der
Woche Berufsschulunterricht. Durch die enge Verbindung von Liechtenstein und der Schweiz liegt es auf der Hand, dass
Berufsabschlüsse von beiden Ländern gegenseitig anerkannt werden.
Vorraussetzungen für eine Ausbildung in Liechtenstein
Schulabschluss: Wer aus Deutschland kommt und sich für eine Ausbildung bzw. Berufslehre in
Liechtenstein interessiert, sollte seine Vollzeitschulpflicht in Deutschland erfüllt haben. Je nach Bundesland sind
dies 9 oder 10 Jahre. Unsere Empfehlung von AUBI-plus: Erfülle nicht nur deine Vollzeitschulpflicht, sondern beende
die Schule mit einem Abschluss wie Hauptschul-, qualifizierender Hauptschul- oder Realschulabschluss (mittlere
Reife).
Alter: Liechtensteinische Schülerinnen und Schüler sind 15 oder 16 Jahre alt, wenn sie ihre
Berufslehre beginnen. In diesem Alter solltest du selbst auch mindestens sein, wenn du für deine Ausbildung nach
Liechtenstein gehen willst.
Sprache: Wegen der Sprache musst du dir in Liechtenstein keine Sorgen machen, denn Amtssprache ist
Deutsch und als Schrift- und Mediensprache wird das Schweizer Hochdeutsch verwendet. Die Einheimischen sprechen
allerdings einen Dialekt, der sich sogar von Ortschaft zu Ortschaft stark unterscheiden kann.
Ausbildungsabschlüsse in Liechtenstein
Berufsattest (BA): Nach einer zweijährigen Lehre bekommst du das Berufsattest (BA), welches dem
Eidgenössischen Berufsattest (EBA) in der Schweiz entspricht.
Fähigkeitszeugnis (FZ): Nach einer drei- oder vierjährigen Lehre bekommst du das Fähigkeitszeugnis
(FZ), welches dem Eidgenössischen Fähigkeitszeugnis (EFZ) in der Schweiz entspricht.
Ausbildungsvergütung in Liechtenstein
Die Ausbildungsvergütung heißt in Liechtenstein „Lehrlingslohn“ und steigt ähnlich wie in Deutschland von Lehrjahr
zu Lehrjahr. Um dir einen besseren Eindruck zu geben, wie viel Lehrlinge in Liechtenstein verdienen, haben wir dir
ein paar Beispiele aus verschiedenen Berufsfeldern zusammengestellt. Achtung: Bei den Beträgen handelt es sich um
sog. Lohnempfehlungen, es kann also zu Abweichungen kommen. Weiterhin sind die Beträge in Schweizer Franken (CHF)
ausgewiesen; 1.000 Schweizer Franken entsprechen 936 Euro (Stand Oktober 2021).
Berufsfeld und Lehrberuf |
Dauer der Lehre |
Entwicklung des Lehrlingslohn |
Bildung/Soziales:
Fachmann/-frau Betreuung FZ Fachrichtung Kinder
|
3 Jahre |
640 CHF - 1.140 CHF |
Elektrotechnik:
Automatiker*in FZ
|
4 Jahre |
600 CHF - 1.200 CHF |
Fahrzeuge:
Automobil-Mechatroniker*in FZ Personenwagen
|
4 Jahre |
650 CHF - 1.350 CHF |
Gebäudetechnik:
Heizungsinstallateur*in FZ
|
4 Jahre |
850 CHF - 1.500 CHF |
Gesundheit:
Fachmann/-frau Gesundheit FZ
|
3 Jahre |
640 CHF - 1.140 CHF |
Holz/Innenausbau:
Schreiner*in FZ Möbel/Innenausbau
|
4 Jahre |
500 CHF - 1.200 CHF |
Informatik:
Informatiker*in FZ Plattformentwicklung
|
4 Jahre |
600 CHF - 1.200 CHF |
Metall/Maschinen:
Anlagenführer*in FZ
|
3 Jahre |
600 CHF - 1.000 CHF |
Natur:
Gärtner*in FZ Garten- und Landschaftsbau
|
3 Jahre |
500 CHF - 900 CHF |
Verkauf:
Detailhandelsfachmann/-frau FZ Lebensmittel
|
3 Jahre |
600 CHF - 1.100 CHF |
Wirtschaft/Verwaltung:
Kaufmann/-frau FZ Bank
|
3 Jahre |
700 CHF - 1.400 CHF |
Wirtschaft/Verwaltung:
Kaufmann/-frau FZ Dienstleitung und Administration
|
3 Jahre |
700 CHF - 1.400 CHF |
Bewerbung um eine Lehrstelle in Liechtenstein
Die Bewerbungsunterlagen werden manchmal auch „Bewerbungsdossier“ genannt und umfassen, ganz ähnlich wie bei einer
Bewerbung um einen Ausbildungsplatz
in Deutschland, folgende Unterlagen:
- Deckblatt (optional)
- Anschreiben (wird in Liechtenstein auch „Bewerbungsbrief“ genannt)
- Lebenslauf
- Anlagen
Die wichtigsten Unterschiede im Vergleich zu einer Bewerbung um einen Ausbildungsplatz in Deutschland sind:
-
Art der Bewerbung: In Liechtenstein ist die Bewerbung per Post immer noch recht verbreitet. In
der Regel findest du im Lehrstelleninserat einen Hinweis, auf welchem Weg du dich bewerben sollst.
-
Verweis auf Anlagen im Bewerbungsbrief: Am Ende des Bewerbungsbriefes schreibst du nicht
einfach nur „Anlagen“, sondern listest die einzelnen Dokumente auf.
-
Personalien im Lebenslauf: Bei deiner Telefonnummer gibst du zusätzlich an, zu welchen Zeiten
du am besten zu erreichen bist. Weiterhin nennst du deine Nationalität und die Aufenthaltsbewilligung.
-
Referenzen: Referenzpersonen sind Personen, die über dich Auskunft geben können und deine
persönlichen Stärken, deine Kenntnisse sowie dein Arbeits- und Sozialverhalten gut einschätzen können, z. B.
dein Klassenlehrer, dein Praktikumsbetreuer, dein Chef aus deinem Nebenjob oder dein Trainer aus deinem Verein.
Natürlich solltest du vorher mit den Personen sprechen, diese um ihr Einverständnis bitten und sie darüber
informieren, auf welche Lehrstelle du dich bewirbst. Bei angehenden Lehrlingen sind ein bis zwei Referenzen
ausreichend, bei Berufserfahren werden zwei bis vier Referenzen empfohlen. Die Referenzen werden am Ende des
Lebenslaufes oder auf einem separaten Blatt aufgeführt.
-
Motivationsschreiben: Das Motivationsschreiben ist wie das Deckblatt optional. Falls du
zusätzlich zum Bewerbungsbrief noch ein Motivationsschreiben verfassen möchtest, wird dieses wie eine dritte
Seite nach Bewerbungsbrief und Lebenslauf angeordnet. Hebe darin deine Motivation für genau diese Berufsbildung
in genau diesem Betrieb hervor, arbeite deine Stärken und deinen Leistungswillen heraus und erkläre, warum genau
DU die richtige Kandidatin bzw. der richtige Kandidat für die Lehrstelle bist. Wichtig: Das Motivationsschreiben
ist kein Muss, sondern eine Möglichkeit, deine Motivation, die du ja bereits im Anschreiben zum Ausdruck
gebracht hast, noch weiter zu verdeutlichen. Es sollte also ganz klar eine Ergänzung zum Bewerbungsbrief sein
und keine Wiederholung.