Ausbildungsabbrüche vermeiden: Tipps für Ausbilder

Jeder vierte Azubi steigt aus. Und auch wenn nicht jede Vertragslösung zwangsläufig einen endgültigen Abbruch der Berufsausbildung bedeutet (immerhin setzen zwei Drittel der Aussteigerinnen und Aussteiger ihre Ausbildung anderweitig fort), so bedeutet der Ausstieg eines Azubis für den Betrieb nicht nur den Verlust einer Nachwuchskraft, sondern auch den Verlust von zeitlichen, personellen und finanziellen Ressourcen, die in die Ausbildung investiert wurden. Der folgende Beitrag zeigt, wo Sie als Ausbilderin bzw. Ausbilder ansetzen können.

Ein positives Miteinander ist wichtig für die Azubi-Bindung
Ein positives Miteinander ist wichtig für die Azubi-Bindung © westock | Freepik

Mögliche Gründe für einen Ausbildungsabbruch

Die Gründe, warum eine Auszubildende/ein Auszubildender seine Lehre abbricht, sind vielfältig:

  • Berufsbezogene Gründe beziehen sich auf falsche Vorstellungen von der Ausbildung bzw. von dem Beruf.
  • Zu den privaten Gründen zählen beispielsweise gesundheitliche Gründe wie Krankheiten, Allergien oder psychische Probleme, familiäre Veränderungen wie eine Schwangerschaft oder ein Umzug in eine andere Stadt oder auch finanzielle Schwierigkeiten.
  • Schulische Gründe umfassen u. a. die mangelhafte Vermittlung von Unterrichtsinhalten, Überforderung, Prüfungsangst und Konflikte mit Lehrkräften.
  • Für das Gros der Abbrecherinnen und Abbrecher sind jedoch betriebliche Gründe ausschlaggebend. Genannt werden u. a. fehlende Unterstützung und Betreuung im betrieblichen Lernprozess, schlechte Vermittlung von Ausbildungsinhalten, Konflikte mit dem Ausbildungspersonal, fehlende konstruktive Rückmeldungen, mangelnde Wertschätzung, ausbildungsfremde Tätigkeiten, Über- oder Unterforderung sowie schlechte Integration ins Team.


Ansatzpunkte

Hier können Sie ansetzen:

Vor der Ausbildung

Zwischen Vertragsabschluss und Ausbildungsbeginn liegt häufig eine längere Zeit – und somit das Risiko, dass es sich die Neuen nochmal anders überlegen. Eine aktive Kontakt- und Beziehungspflege während dieser Zeit festigt die Bindung zukünftiger Azubis an Ihr Unternehmen, signalisiert Wertschätzung und trägt dazu bei, ein kurzfristiges Abspringen zu verhindern. Einladungen an Auszubildende und ihre Eltern vor Ausbildungsbeginn, die das Kennenlernen von Betrieb und Ansprechpartnern ermöglichen, sind hilfreich. Andere Möglichkeiten bestehen darin, neue Auszubildende auf Ihrer Karrierewebsite als „Verstärkung“ anzukündigen, sie zu Veranstaltungen oder Festen einzuladen oder die Berufskleidung an sie auszugeben. Eine weitere beliebte Preboarding-Maßnahme ist ein Kennenlerntag „von Azubis für Azubis“, der sich prima als Azubi-Projekt eignet: Stellen Sie ein kleines Budget für Grillgut und Getränke zur Verfügung und lassen Sie den Kennenlerntag von Ihren Azubis aus den höheren Lehrjahren organisieren. Ein Programmpunkt: Ein Betriebsrundgang, bei dem die Neuen in den Abteilungen vorgestellt werden. So unterstützen Sie eine frühe Teamintegration und zeigen Ihren Neuzugängen: „Wir freuen uns auf dich. Du bist schon jetzt jemand von uns!“ 

Zum Ausbildungsstart

Ob ein einzelner Tag oder gleich eine ganze Woche, ob im Unternehmen oder als externes Camp - es gibt eine große Bandbreite an Beispielen, wie Ausbildungsbetriebe das Onboarding ihrer neuen Azubis im Unternehmen gestalten. Meist werden bei den Teamevents auch die Auszubildenen des 2. und 3. Lehrjahres miteinbezogen, sodass sich die Azubis gut untereinander vernetzen können. Als Mentor bzw. Pate begleiten die älteren Azubis die Integration der Jüngeren. Dabei geht es nicht nur um die soziale Integration, sondern auch um die organisatorische und werteorientierte Integration: Die soziale Integration der Azubis in das Gefüge der Belegschaft gelingt über eine bewusst gestaltete Willkommenskultur. Eine rasche organisatorische Integration wird sichergestellt, indem die neuen Azubis über den Aufbau des Unternehmens, über betriebliche Abläufe und Regeln, Maßnahmen des Arbeits- und Gesundheitsschutzes sowie über ihre Rechte und Pflichten als Auszubildende informiert werden. Die werteorientierte Integration erfolgt durch eine Aufklärung über Grundsätze und Verhaltensweisen. Sie gibt Azubis Orientierung und Sicherheit im Umgang mit anderen und fördert die Identifikation mit dem Unternehmen. Insgesamt kann eine gute Integration somit einen vorzeitigen Ausbildungsabbruch oder -wechsel verhindern.

Während der Ausbildung

Kompetenzen entstehen ausschließlich durch selbstständiges Handeln in offenen Situationen und durch die Bewältigung von Herausforderungen. Gestalten Sie neue Arbeitsaufgaben so, dass sie das richtige Maß an neuen Herausforderungen beinhalten. So gewährleisten Sie einen kontinuierlichen Kompetenzzuwachs. Das heißt: Ihre Azubis sollen nach und nach immer mehr Verantwortung übertragen bekommen und ihre Aufgaben möglichst selbstständig bearbeiten. Dafür brauchen sie angemessene Freiräume und Entscheidungsmöglichkeiten. Gleichzeitig sollen sie natürlich die Gewissheit haben, dass jemand für sie da ist. Aufgabe und Herausforderung Ihres Ausbildungspersonals ist es daher, eine Balance zwischen Autonomie und Unterstützung zu finden. Begleiten Sie den Lernprozess, reflektieren sie die gemachten Lernerfahrungen, geben Sie Feedback, loben Sie für besonders gute Arbeit.

Zum Ende der Ausbildung

Sie möchten, dass Ihre Azubis nach ihrem Abschluss bleiben? Dann sprechen Sie frühzeitig über die Übernahme und die beruflichen Entwicklungsmöglichkeiten in Ihrem Betrieb. Damit zeigen Sie zugleich Ihre Wertschätzung gegenüber Ihren Auszubildenden. Werden die Perspektiven nicht frühzeitig und verbindlich geklärt, wirkt sich das negativ auf die Loyalität aus und Ihre Nachwuchskräfte schauen sich u. U. bei anderen Arbeitgebern um. Deshalb: Besprechen Sie rechtzeitig mit Ihren Azubis, wie es nach der Ausbildung weitergeht und unterstützen Sie ausgelernte Azubis, die sich beruflich weiterentwickeln möchten, mit einer individuellen Entwicklungsplanung, die zu den betriebsspezifischen Qualifikationsbedarfen Ihres Unternehmens passt.

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