Ausbilden mit Hilfe der vollständigen Arbeitshandlung: So geht‘s

Um Ihren Azubis berufliche Handlungskompetenz zu vermitteln, brauchen Sie als Ausbilderin bzw. Ausbilder verschiedene Ausbildungsmethoden. Eine dieser Methoden ist die sog. vollständige Arbeitshandlung. Welche Phasen bei dieser Methode wichtig sind, zeigt Ihnen der Artikel.

Die selbstständige Arbeitsausführung verspricht besonders gute Lerneffekte.
Die selbstständige Arbeitsausführung verspricht besonders gute Lerneffekte. © gpointstudio - freepik.com

Erinnern Sie sich noch an die Vier-Stufen-Methode mit vorbereiten, vormachen, nachmachen und üben? Wenn es darum geht, eine Maschine zu bedienen und die richtigen Handgriffe in der korrekten Reihenfolge auszuführen, ohne sich zu verletzten, mag diese Methode immer noch geeignet sein. In vielen anderen Kontexten hat sie jedoch ausgedient. Stattdessen ist die vollständige Arbeitshandlung mehr und mehr an der Tagesordnung. Bei diesem Modell fungieren Ausbilderinnen und Ausbilder nicht als Anleiter, sondern als Lernbegleiter. Lesetipp: Ausbilder - Lehrer oder Lernbegleiter?

Das Modell besteht aus den Phasen:

  1. Informieren
  2. Planen
  3. Entscheiden
  4. Ausführen
  5. Kontrollieren
  6. Bewerten 


Informieren

Als Ausbilderin bzw. Ausbilder führen Sie zunächst in das Thema ein und übertragen Ihren Azubis dann eine (komplexe) Aufgabe. Diese analysieren die Aufgabenstellung und beschaffen (selbstständig) die Informationen, die zur Lösung benötigt werden. Als Ausbildungsverantwortlicher halten Sie sich eher im Hintergrund. Bei Bedarf unterstützen und beraten Sie Ihre Azubis, indem Sie beispielsweise Informationsmaterialien und/oder den Kontakt zu einer passenden Ansprechperson bereitstellen. 

Planen

Ihre Auszubildenden entwickeln Ideen, wie sie die Aufgabe lösen können. Sie planen den Arbeitsablauf sowie die benötigten Arbeitsmittel, Materialien und Werkzeuge. Bei einer Team- bzw. Projektarbeit gehört ebenfalls die Aufgabenverteilung dazu. 

Entscheiden

Haben Ihre Azubis mehrere Lösungswege entwickelt, geht es im nächsten Schritt darum, diese abzuwägen und sich für einen Weg zu entscheiden. Dann stellen Ihnen Ihre Azubis ihren favorisierten Lösungsweg vor. Hier ist Ihr Zwischen-Feedback gefragt: Haben Ihre Azubis an alles gedacht? Was ist gut geplant? Was fehlt? Welche unvorhergesehenen Situationen könnten auftreten? Geben Sie Hinweise, was an dem Konzept ggf. noch verbessert werden kann. 

Ausführen

Je nachdem, was das Zwischen-Feedback ergeben hat, passen Ihre Azubis das Konzept an. Dann setzen sie die geplanten Arbeitsschritte selbstständig um – je nach Aufgabenstellung einzeln oder im Team. Tritt etwas Unvorhergesehenes ein, was Ihre Auszubildenden nicht alleine bewältigen können, sind Sie als Ausbildungsverantwortlicher zur Stelle, unterstützen und geben die richtigen Impulse zur Lösung. Sollte etwas komplett aus dem Ruder laufen, müssen Sie natürlich sofort eingreifen, um möglichen Schaden zu begrenzen. 

Kontrollieren

Im Anschluss überprüfen Ihre Auszubildenden selbstständig und selbstkritisch, ob sie die Aufgabenstellung vollständig und korrekt ausgefüllt haben. Der Soll-Ist-Vergleich kann dabei einzeln oder im Team erfolgen. Sollten sich Fehler oder Mängel in der Zielerreichung zeigen, können Ihre Azubis nachbessern.

Bewerten

Der letzte Schritt ist eine gemeinsame Reflexion: Schauen Sie auf die Aufgabenstellung, den gewählten Lösungsweg und das Ergebnis. Welche Probleme sind aufgetreten? Was waren die Ursachen dafür? Welche Erkenntnisse ergeben sich für die Zukunft? Wichtig: Betrachten Sie die Phasen der vollständigen Arbeitshandlung nicht linear, sondern als Kreislauf, denn das, was Ihre Azubis gelernt haben, nehmen sie in die nächste Aufgabenstellung mit. Darüber hinaus ist die Reflexions-Phase auch eine gute Gelegenheit, Feedback Ihrer Azubis einzuholen und sich zu erkundigen, wie gut sie insgesamt mit der Aufgabenstellung zurechtgekommen sind.

Fazit

Mit dem Modell der vollständigen Arbeitshandlung fördern Sie das selbstorganisierte Lernen und das selbständige Arbeiten Ihrer Azubis. Wichtig: Das Modell kommt insbesondere bei komplexen Aufgaben infrage – mit dem Risiko, den ein oder anderen Azubi zu überfordern. Indem Sie Arbeitsaufgaben so gestalten, dass sie das richtige Maß an neuen Herausforderungen beinhalten (also fordern ohne zu überfordern), gewährleisten Sie einen kontinuierlichen Kompetenzzuwachs Ihrer Azubis.

Lernfähigkeit, Selbstreflexion, problemlösendes Denken u. v. m.: Welche Kompetenzen in Zukunft gefragt sein werden und wie Sie diese fördern können, lesen Sie in unserem Themenspecial „Future Skills in der betrieblichen Ausbildung“.

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