Empowerment: Azubis stärken und entwickeln

Motivierte, leistungsstarke und loyale Azubis – psychologisches Empowerment kann dabei helfen, diesen Zustand zu erreichen. Der Artikel stellt die vier Wahrnehmungsdimensionen Bedeutsamkeit, Selbstbestimmung, Kompetenz und Einfluss vor und gibt Ausbilderinnen und Ausbildern Tipps für die Umsetzung.

Psychologisches Empowerment lässt Azubis zu Höchstform auflaufen.
Psychologisches Empowerment lässt Azubis zu Höchstform auflaufen. © Freepik

Den Anforderungen einer sich wandelnden Arbeitswelt gewachsen sein, Aufgaben selbstständig planen, durchführen und kontrollieren können, über fachliche, methodische und soziale Kompetenzen verfügen u. v. m. – die Liste, was Nachwuchskräfte bei abgeschlossener Ausbildung alles haben und können sollen, ist ganz schön lang. Umso wichtiger ist es, Ihre Azubis in dieser Entwicklung zu stärken, zu motivieren und zu befähigen. Dazu schauen wir uns das Konzept des psychologischen Empowerments näher an. Dies besteht aus den vier Wahrnehmungsdimensionen:

  1. Bedeutsamkeit
  2. Selbstbestimmung
  3. Kompetenz
  4. Einfluss

Bedeutsamkeit

Mit Bedeutsamkeit ist die Wichtigkeit und Relevanz von Arbeitsaufgaben gemeint. Mit anderen Worten: Ihre Auszubildenden möchten einen Sinn in ihrer Arbeit sehen. Zudem müssen die Aufgaben zu ihren eigenen Überzeugungen und Idealen passen. Empfinden Ihre Nachwuchskräfte eine Aufgabe als sinnlos oder widersprüchlich zu ihrem persönlichen Wertesystem, wirkt dies demotivierend. Ihre Aufgabe als Ausbilderin bzw. Ausbilder: Verdeutlichen Sie, welchen Beitrag Ihre Azubis zum „großen Ganzen“ leisten. Übungsaufgaben oder Probestücke, die anschließend im Mülleimer landen, erscheinen bedeutungslos und können frustrieren. Vertrauen Sie Ihren Azubis daher - wann immer möglich - echte Aufgaben, Fertigungsaufträge und Kundenaufträge an und beteiligen Sie sie so früh wie möglich an der Wertschöpfung. Gut zu wissen: Dieses Lernen im Prozess der Arbeit ist einer der Erfolgsfaktoren der betrieblichen Ausbildung. Wenn Sie mehr über diese Erfolgsfaktoren erfahren möchten, empfehlen wir Ihnen den Qualitätsreport Ausbildung.

Selbstbestimmung

Wie können sich Ihre Azubis selbstbestimmt erleben? Indem sie Freiräume haben, eigene Entscheidungen treffen dürfen und selbständig arbeiten können. Ihre Herausforderung als Ausbilderin bzw. Ausbilder: Je nachdem, wo der einzelne Azubi gerade in seiner individuellen Entwicklung steht, das passende Maß an Autonomie zu finden. Wenn Sie in Ihrem Ausbildungsbetrieb Azubi-Projekte durchführen, können Sie die Rahmenbedingungen und Vorgaben beispielsweise nach und nach lockern und ihren Azubis immer mehr Verantwortung übertragen - bis Sie zuletzt nur noch ein Budget festsetzen und alles andere Ihre Azubis frei ausgestalten lassen. Das selbständige Arbeiten und Lernen zählt ebenfalls zu den oben genannten Erfolgsfaktoren, die im Qualitätsreport Ausbildung vorgestellt werden.

Kompetenz

Auszubildende, die an ihre eigenen Fähigkeiten glauben, sind motivierter, gehen zuversichtlicher an Aufgaben heran und wachsen leichter über sich hinaus. Bestärken Sie Ihre Azubis darin, was sie bereits können und sorgen Sie für Kompetenz-Erlebnisse. Bei komplexen Aufgaben funktioniert dies besonders gut mit dem Modell der vollständigen Arbeitshandlung. Besprechen Sie Aufgaben nach, geben Sie Feedback, loben Sie für besondere Arbeitsergebnisse. Berichtsheft und Ausbildungsplan bieten weitere Ansätze: Was hat der bzw. die Auszubildende schon alles gelernt? Was kommt als Nächstes? Wo gibt es eventuellen Nachholbedarf? Machen Sie bei Bedarf gezielte Angebote zur Kompetenzentwicklung. Lesetipp: Future Skills: Welche Fähigkeiten Ihre Azubis in Zukunft brauchen

Einfluss

Mit Einflussnahme ist gemeint, dass das eigene Handeln etwas bewirkt. Die Wirkung kann sich dabei auf den Azubi selbst beziehen (sein Handeln bewirkt beispielsweise, dass er etwas Neues lernt), aber auch auf andere (bei Projektarbeiten hängen beispielsweise nachgelagerte Arbeitsschritte von ihm ab). Auch die Möglichkeit, die eigene Ausbildung mitgestalten zu können, sowie Mitsprache und Mitwirkung bei Entscheidungen und Veränderungen zählen zu dieser Dimension. Um Ihren Azubis ein Einfluss-Erleben zu geben, bieten sich beispielsweise Feedback- und Austauschrunden an. Wichtig: Nehmen Sie Anregungen und Kritik Ihrer Nachwuchskräfte ernst und gehen Sie etwaige Umsetzungen - unter Beteiligung Ihrer Azubis - zeitnah an.

Fazit

Wenn Sie Ihre Azubis stärken und befähigen möchten, ist es wichtig, alle vier Dimensionen anzusprechen. Das Erleben von Selbstwirksamkeit und Empowerment wirkt sich auf die Arbeitszufriedenheit Ihrer Azubis aus – und damit auf ihre Motivation, Leistung und Bindung an Ihr Unternehmen. Denn wer zufrieden ist, der bleibt.

Tipp: Wie gut die vorgestellten Dimensionen in Ihrem Ausbildungsbetrieb gestaltet sind, sodass sich Ihre Azubis bestmöglich entfalten und entwickeln können, lässt sich messen – und zwar im Rahmen des BEST PLACE TO LEARN-Audits von AUBI-plus. Gerne berät Sie unser Team dazu – kostenfrei und unverbindlich. >> Beratungsgespräch vereinbaren

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