Das kostet Sie Talente: 5 entscheidende Fehler im Azubi-Recruiting
Der Ausbildungsmarkt wird zunehmend herausfordernder. 2024 blieben bundesweit 69.400 Ausbildungsstellen unbesetzt, also knapp 13 Prozent aller angebotenen Plätze (Quelle: BIBB). Trotz eines leichten Rückgangs von 5,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr bleibt die Situation für Ausbildungsbetriebe angespannt. Fehler im Recruiting können den Unterschied zwischen unbesetzten Stellen und passenden Talenten ausmachen. Andreas Herde von YeaHR! gibt Tipps, welche fünf No-Gos Sie im Azubi-Recruiting vermeiden sollten.
 
            Zu enge Definition der Azubi-Zielgruppe
Als Ausbildungsverantwortliche sollten Sie Ihre Zielgruppe breiter definieren als nur Schulabgängerinnen und Schulabgänger mit Hauptschulabschluss oder Mittlerer Reife. Auf der Suche nach Auszubildenden müssen bewusst verschiedene Personengruppen einbezogen werden. Nicht unbeachtet lassen sollten Sie dabei Abiturientinnen und Abiturienten, die eine Alternative zum Studium suchen, oder Studierende, die ihr Studium abgebrochen haben. Vorreiter ist hierbei der Krankenhauskonzern Vivantes, der gezielt Programme für Studienabbrecherinnen und -abbrecher entwickelt. Genauso wertvolle Zielgruppen sind auch Menschen mit Migrationshintergrund, die auf dem Ausbildungsmarkt Chancen suchen, oder Personen, die ihre bisherige Ausbildung wechseln möchten. Noch dazu kommt, dass potenzielle Azubis nicht die einzige Zielgruppe sind, die angesprochen werden muss. Gerade bei jungen Menschen ist es wichtig, auch das Umfeld anzusprechen. Eltern, Lehrkräfte, Berufsberaterinnen und -berater spielen eine wichtige Rolle bei der Berufswahl. Indem Sie verschiedene Bewerbergruppen und deren Umfeld ansprechen, verbessern Sie Ihre Chancen, passende Auszubildende für Ihr Unternehmen zu finden.
Unauthentische Kommunikation
Nichts wirkt auf potenzielle Auszubildende abschreckender als der Versuch eines etablierten Unternehmens, jugendliche Sprache und Trends zu kopieren. Wenn Sie als Ausbildungsbetrieb versuchen, mit TikTok-Challenges oder jugendlicher Slang-Sprache zu punkten, wirkt das häufig unglaubwürdig oder sogar peinlich – von jungen Menschen oft als »cringe« bezeichnet. Stattdessen ist es besser, authentisch zu bleiben und mit Ihren tatsächlichen Stärken zu arbeiten. Ein Beispiel für gelungene Zielgruppenansprache bietet die gesetzliche Unfallversicherung VGB. Dort wird bewusst mit Sicherheit und Stabilität geworben. Anstatt krampfhaft jugendlich zu erscheinen, betont sie ihre Vorteile als solider Arbeitgeber im öffentlichen Dienst. So werden durch ehrliche Positionierung gezielt Bewerberinnen und Bewerber angesprochen, die genau diese Werte suchen.
Der Versuch, allen zu gefallen
Viele Ausbildungsbetriebe versuchen, mit ihrer Kommunikation möglichst viele potenzielle Bewerberinnen und Bewerber anzusprechen. Die Ergebnisse sind oft nichtssagende Botschaften, die niemanden wirklich überzeugen. Empfehlenswert ist stattdessen eine ehrliche Kommunikation. Das gilt auch, wenn es um vermeintliche Nachteile geht: Schichtdienst, keine Homeoffice-Möglichkeit, schlechte Verkehrsanbindung oder eine Branche mit niedriger Bezahlung. Sprechen Sie Klartext! Ehrliche Kommunikation schärft Ihr Profil und filtert automatisch unpassende Kandidatinnen und Kandidaten heraus. Sie sparen Zeit und Ressourcen, indem Sie von Anfang an nur diejenigen ansprechen, die mit Ihren Rahmenbedingungen auch wirklich einverstanden sind. Ihre Azubi-Kommunikation muss nicht allen gefallen, solange sie die Richtigen erreicht.
Mangelnde Differenzierung in der Ansprache
Zielgruppe ist nicht gleich Zielgruppe. Es gilt also zu beachten, dass potenzielle Auszubildende andere Bedürfnisse und Ziele haben als erfahrene Fachkräfte. Sie befinden sich in einer Orientierungsphase, sind neugierig und entdeckungsfreudig. Differenzierungen gehen aber noch weiter: Zum Beispiel haben Schulabgängerinnen und Schulabgänger andere Fragen als Studienabbrecher. Eltern wiederum achten auf andere Aspekte als ihre Kinder. Genauso setzen vielleicht junge Frauen andere Prioritäten als junge Männer. Damit aber nicht genug, denn die verschiedenen Unterzielgruppen bewegen sich auch auf unterschiedlichen Kanälen. Während Jugendliche häufig TikTok oder Instagram nutzen, erreichen Sie Eltern eher über Facebook oder LinkedIn. Eine funktionierende Azubi-Kampagne muss deswegen verschiedene Werbemittel mit individualisierten Botschaften für unterschiedliche Plattformen beinhalten. Nur dann können alle relevanten Zielgruppen bewusst angesprochen werden.
Kontakte nutzen, Talente halten
25 Prozent der Auszubildenden treten ihre Stelle nicht an und das trotz eines unterschriebenen Ausbildungsvertrags! Als Ausbildungsbetrieb sollten Sie daher unbedingt den Kontakt zu Ihren angehenden Auszubildenden halten. Möglichkeiten hierfür sind ein spezieller Onboarding-Newsletter, Einladungen zu Firmenfeiern oder Betriebsbesichtigungen, persönliche Glückwünsche zu Geburtstagen sowie Updates über aktuelle Entwicklungen im Unternehmen. Bestehende Kontakte zu nutzen, um neue Talente zu gewinnen, kann sich ebenfalls lohnen. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kennen möglicherweise junge Menschen, die eine Ausbildungsstelle suchen. Das können die eigenen Kinder sein, Nichten und Neffen oder Nachbarskinder. Oft liegen nämlich die besten Talente näher, als man denkt. Wer klug auf bestehende Kontakte setzt, sichert sich neue Azubis und kann ohne große Budgets für Stellenanzeigen und Jobwerbung Talente für sich gewinnen.
Fazit: Proaktiv handeln als Schlüssel zum Erfolg
Als Ausbildungsverantwortliche stehen Sie vor der Herausforderung, in einem immer kompetitiveren Markt die richtigen Talente zu finden. Der Schlüssel zum Erfolg liegt in einer klaren Strategie, basierend auf Selbstreflexion: Welche spezifischen Vorteile bietet Ihre Ausbildung? Welche Perspektiven eröffnen Sie? Wie verpacken Sie Ihre Botschaften zielgruppengerecht und auf den richtigen Kanälen? Mit einer ehrlichen, authentischen Kommunikation und einem differenzierten Ansatz schaffen Sie die Grundlage für ein erfolgreiches Azubi-Recruiting – auch in herausfordernden Zeiten.
Über YeaHR
YeaHR! ist eine Spezialagentur für Employer Branding und Personalmarketing mit Sitz in Düsseldorf. Seit 2015 bringt das 25-köpfige Team (internationale) Arbeitgebermarken zum Strahlen, löst Recruiting-Herausforderungen und treibt die interne wie externe Kommunikation von Arbeitgebern voran. YeaHR! wurde 2015 von Kristen und Andreas Herde gegründet, die die Geschäftsführung bilden.
 
                 
                