Bayer Gastronomie: Ausbilderinterview mit Nannette Lange

Insgesamt 38 Azubis lernen derzeit bei der Bayer Gastronomie GmbH in NRW und Berlin. Für seine hervorragende Ausbildungsarbeit wurde das Unternehmen jetzt mit dem Gütesiegel BEST PLACE TO LEARN® von AUBI-plus ausgezeichnet. Im Interview mit Heidi Becker aus der AUBI-news-Redaktion verrät Nannette Lange, Personal- und Ausbildungsleiterin bei der Bayer Gastronomie GmbH, wie sie Nachwuchskräfte für die Hotel- und Gastronomiebranche begeistert.

Andrea Milberg (links) bei der Siegelübergabe an Nannette Lange.
Andrea Milberg (links) bei der Siegelübergabe an Nannette Lange. © Bayer Gastronomie GmbH

Heidi Becker von AUBI-plus: Herzlichen Glückwunsch zur erfolgreichen Auszeichnung mit dem Gütesiegel BEST PLACE TO LEARN! Für die Bayer Gastronomie war es die erste Zertifizierung. Wie haben Sie von dem Zertifizierungsverfahren erfahren?

Nannette Lange: Durch das Ausbildungsmarketing kannte ich AUBI-plus schon länger. Auf der Zukunft Personal 2022 habe ich mich dann näher zu dem Zertifizierungsverfahren informiert. 

Coronabedingt waren die letzten Jahre für viele Hotellerie- und Gastronomiebetriebe ja eher schwierig. Was hat Sie dazu bewogen, Ihre Ausbildungsarbeit gerade jetzt zertifizieren zu lassen?

Der Hauptgrund für die Zertifizierung war für mich eigentlich eine Standortbestimmung durch eine neutrale Stelle. Ich hatte die Ausbildungsleitung im Juli 2021 neu übernommen und wollte wissen, wo wir mit unserer Ausbildungsarbeit stehen und was wir verbessern können.

Gleichzeitig muss ich aber auch sagen, dass wir von Corona weniger betroffen waren als die rein öffentlichen Restaurants und Hotels. In der Bayer Gastronomie GmbH sind wir sehr breit aufgestellt; die Mitarbeiterrestaurants waren beispielsweise weiterhin geöffnet.

Sie hatten in allen Befragungsgruppen eine Beteiligung von 90 Prozent oder mehr. Wie haben Sie es geschafft, dass fast alle Ausbilder, Azubis und Ehemalige mitgemacht haben – und das auch noch ausschließlich online? In vielen Berufen der Hotellerie und Gastronomie hat man ja gar keinen PC-Arbeitsplatz.

Um ehrlich zu sein, waren wir einfach sehr hartnäckig und haben immer wieder an die Teilnahme erinnert – nicht nur per E-Mail-Reminder, sondern vor allen Dingen auch im persönlichen Kontakt. Dadurch, dass unsere Azubis für die Ausbildung alle ein iPad bekommen, unsere Ausbilderinnen und Ausbilder Laptops haben und zusätzlich Pool-Rechner zur Verfügung stehen, konnten wir die Befragung komplett online durchführen, ganz ohne Paper-Pencil.

Das Gastgewerbe hat mit vielen Klischees und Vorurteilen zu kämpfen. Dennoch erhalten Sie unglaublich viele Bewerbungen. Woran liegt das?

Ich glaube, hier spielen verschiedene Aspekte zusammen: Wer sich für das Gastgewerbe interessiert, findet bei der Bayer Gastronomie GmbH attraktive Arbeitsbedingungen und Benefits vor. Dann habe ich unseren Bewerbungsprozess deutlich vereinfacht. Wir waren erst an das Online-Bewerbungssystem der Bayer AG angeschlossen. Jetzt haben wir unser eigenes System über WhatsApp. Das ist für die Bewerberinnen und Bewerber viel einfacher und schneller. Außerdem verzichten wir auf das Anschreiben. Da man nicht weiß, ob es der Bewerber überhaupt selbst geschrieben hat und die praktischen Erfahrungen überschaubar sind, hat das Anschreiben für uns keinen Mehrwert. Was ich mir jedoch anschaue, sind die unentschuldigten Fehlzeiten auf dem Zeugnis, denn Zuverlässigkeit ist uns bei unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sehr wichtig.

Zudem legen wir viel Wert auf Transparenz – deshalb sprechen wir im Bewerbungsprozess auch ganz offen über die Schattenseiten des Gastgewerbes. Um sich sicherer entscheiden zu können, ist auch ein Probearbeiten möglich. Die Interessierten sollen schon genau wissen, was auf sie zukommt. Das gelingt uns auch recht gut: In diesem Jahr haben von 22 Azubis nur 2 in der Probezeit abgebrochen.

In der Befragung wurde das Onboarding Ihrer neuen Azubis besonders gut bewertet. Wie gestalten Sie dieses?

Wir beginnen mit einer 3-tägigen Einführungsveranstaltung in unserem Seminar- und Tagungshotel „Große Ledder“ in Wermelskirchen. Alle Azubis aus dem ersten Lehrjahr nehmen daran teil, auch von unserem Standort in Berlin. Das Programm ist ein bunter Mix aus Pflichtschulungen und Teambuilding. Themen sind u. a. Hygiene, Arbeitssicherheit, Schnittschutzübungen, Erste Hilfe und Brandschutz. Beim Teambuilding werden beispielsweise Brücken oder Türme gebaut oder ein rohes Ei so verpackt, dass es einen Sturz übersteht. Abends ziehen sich die Ausbilderinnen und Ausbilder zurück, sodass sich die Azubis dann unter sich noch weiter kennenlernen können.

Ein weiterer Programmpunkt ist ein Barbecue mit den Ausbilderinnen und Ausbildern. Dabei wird besprochen, wie es nach den Einführungstagen weitergeht und wie der erste Tag im Betrieb abläuft – so sind unsere Azubis viel weniger nervös. Zusätzlich bekommen sie noch ein Handbuch mit nützlichen Informationen und Praxistipps für ihre Ausbildung.

Als weitere Stärke zeigte sich die fachliche Kompetenz Ihres Ausbildungspersonals. Was macht Ihre Ausbilderinnen und Ausbilder aus?

Die Ausbildung ist bei uns ein Nebenamt, gleichzeitig legen wir viel Wert auf die Qualität der Ausbildungsarbeit. So haben alle Fach- und Führungskräfte, die neben ihrer eigentlichen Arbeit ausbilden, die AEVO-Prüfung abgelegt. Weiterhin ist uns wichtig, dass sie einen guten Zugang zu jungen Menschen haben und über gewisse Führungsqualitäten verfügen. Fachwissen und Engagement sind ebenfalls gefragt. Wenn jemand vor seiner Tätigkeit bei der Bayer Gastronomie GmbH in der externen Hotellerie gearbeitet oder in einem Sternehaus gekocht hat, bringt er oder sie natürlich einen großen Erfahrungsschatz mit, von dem unsere Azubis profitieren. Dasselbe gilt, wenn sich jemand im Prüfungsausschuss engagiert und dort im regelmäßigen Austausch mit Gleichgesinnten steht. Das Wichtigste ist im Bereich Ausbildung die Motivation und Leidenschaft.

Weiterhin lobten Ihre Azubis die gute Prüfungsvorbereitung. Wie genau sehen Ihre Angebote zur Prüfungsvorbereitung aus?

Wir haben sog. Trainingscenter. Das sind Schwerpunktbetriebe, in denen sich unsere angehenden HoFas, ReVas und Köche acht Wochen lang in Theorie und Praxis vorbereiten und Prüfungssituationen simulieren. In Rollenspielen werden beispielsweise Gespräche mit dem Gast geführt und in einer anschließenden Videoanalyse nachbesprochen.

Dann arbeiten, wenn sich die Freunde abends bzw. am Wochenende zum Feiern treffen. Das mag für junge Leute nicht unbedingt verlockend klingen. Dennoch zeigen die Zertifizierungsergebnisse, dass Ihre Azubis stolz auf ihren Beruf sind, diesen auch künftig ausüben möchten und zudem bereit sind, zusätzlichen Einsatz zu leisten, um die Arbeit zu erledigen. Was ist Ihr Geheimrezept für diese berufliche Identität?

Für das Gros unserer Azubis ist die Ausbildung bei uns eine bewusste Entscheidung und sie wissen, worauf sie sich einlassen, beispielsweise durch einen vorherigen Mini-Job. Eine gewisse berufliche Identität ist also von Anfang an gegeben. Ein weiterer Grund sind die Entwicklungsmöglichkeiten: Wer sich zunächst für die 2-jährige Ausbildung zur Fachkraft für Gastronomie entscheidet und seine Ausbildung dann fortsetzen möchte, um Fachmann bzw. Fachfrau für Restaurants und Veranstaltungsgastronomie zu werden, wird dabei unterstützt. Diese Möglichkeit zu bekommen, sorgt natürlich für Loyalität und Verbundenheit.

Der Hauptgrund für die Bindungsbereitschaft sind aber sicherlich die vielfältigen Einsatzorte innerhalb der Bayer Gastronomie: Öffentliche Restaurants, Mitarbeiterrestaurants, Hotels, Weinkeller, Kaffeebars, Stadiongastronomie, Catering- und Eventservice, Seminar- und Tagungsmöglichkeiten. Während der Ausbildung lernen unsere Azubis das ganze Spektrum kennen – welcher Betriebstyp es dann am Ende wird, hängt von der individuellen Situation ab; Wechsel innerhalb der Bayer Gastronomie GmbH sind selbstverständlich auch möglich. Wer irgendwann aufgrund von Familie reguläre Arbeitszeiten benötigt, ist beispielsweise in unseren Kantinas gut aufgehoben. Spät- und Nachtschichten sowie Wochenendarbeit müssen also nicht zwangsläufig sein. 

Wie geht es jetzt für die Ausbildungsarbeit bei der Bayer Gastronomie weiter?

Wir haben tatsächlich mehrere Ansätze identifiziert. Die Gen Z ist das erste Thema: Wenn die Älteren die Jüngeren bewerten, ist ein Generationenkonflikt vorprogrammiert. Statt zu bewerten, wollen wir in einen Dialog mit unseren Azubis kommen und ein besseres Verständnis für ihre Wünsche und Bedürfnisse entwickeln. Geplant ist eine Schulung für unsere Ausbilderinnen und Ausbilder, um mehr über die Gen Z zu lernen.

Ein zweites Thema, bei dem wir uns verbessern möchten, ist die Perspektivenklärung. Hier wollen wir künftig früher über die Übernahme sprechen und zu möglichen Positionen und Karrierepfaden bei der Bayer Gastronomie GmbH informieren. Für unsere Karrierewebseite arbeiten wir beispielsweise gerade an Geschichten von Mitarbeitern, die als Praktikant oder Azubi bei uns begonnen haben und jetzt Betriebsleiter geworden sind.

Ein dritter Punkt sind Schulkooperationen. Einzelne Betriebsführungen mit Schulklassen haben wir bereits durchgeführt. Eine weitere Idee ist der Einsatz von Ausbildungsbotschaftern. Insgesamt glaube ich, dass Schülerinnen und Schüler bei der Berufsorientierung mehr Unterstützung brauchen, denn die Auswahl an Ausbildungen und Studiengängen ist so groß, dass man schnell überfordert sein kann.

Ein letztes Ziel ist, die Bayer Gastronomie als Ausbildungsbetrieb bekannter zu machen bzw. eine eigene Arbeitgebermarke aufzubauen. Die meisten denken bei Bayer an Chemie und Pharma, Fußballfans an die BayArena. Dass man bei der Bayer Gastronomie GmbH so eine qualitativ hochwertige Ausbildung im Bereich Hotellerie/Gastronomie machen kann, wissen Viele gar nicht. Hier wird uns das Gütesiegel BEST PLACE TO LEARN eine gute Hilfe sein.

Über die Bayer Gastronomie GmbH

Die Bayer Gastronomie GmbH ist eine 100-prozentige Tochtergesellschaft der Bayer AG und agiert als Gastronomie- und Hospitality-Partner für den Mutterkonzern aber auch für externe Kundinnen und Kunden sowie private Gäste. Das Unternehmen präsentiert sich unter dem Motto „Willkommen in der Vielfalt“ mit einem breiten Portfolio an attraktiven gastronomischen Angeboten. Dabei legt es großen Wert auf Qualität und Nachhaltigkeit in allen Bereichen. Die Bayer Gastronomie unterteilt sich in die drei Geschäftsbereiche: Hospitality, Gemeinschaftsgastronomie und Sport & Kultur. Ausgebildet wird an mehreren Standorten in Nordrhein-Westfalen sowie in Berlin. Die Einsatzbereiche sind mit öffentlichen Restaurants, Mitarbeiterrestaurants, Hotels, Kultur- und Stadiongastronomie, Catering- und Eventservice sowie im Bereich multifunktionaler Seminar- und Tagungsmöglichkeiten ausgesprochen vielfältig.

Über das Gütesiegel BEST PLACE TO LEARN®

Das branchenübergreifend anerkannte Gütesiegel wird ausschließlich an Unternehmen vergeben, die im Zuge einer 360-Grad-Befragung zu über 70 Qualitätskriterien nachweisen, dass Sie ihre Nachwuchskräfte herausragend beruflich qualifizieren.

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