Duale Berufsausbildung: Eine lohnende Investition für Betriebe

Pressemitteilung des BIBB vom 31.07.2025 - Trotz gestiegener Kosten bleibt die duale Berufsausbildung für Betriebe eine attraktive Option, den eigenen Fachkräftebedarf zu sichern. Denn die Personalgewinnungskosten, die bei der Rekrutierung von Fachkräften über den externen Arbeitsmarkt anfallen, sind deutlich stärker gestiegen als die Nettoausbildungskosten.

Ausbildung lohnt sich
Ausbildung lohnt sich © redgreystock ba freepik.com

Dies zeigt die neueste Kosten-Nutzen-Erhebung des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB), veröffentlicht in der neuen Ausgabe der Reihe BIBB REPORT. Sie ist die einzige Erhebung in Deutschland, die umfangreiche, repräsentative Daten zu diesem Thema zur Verfügung stellt. Basierend auf den Angaben von über 3.000 ausbildenden und mehr als 1.000 nicht ausbildenden Betrieben werden unter anderem durchschnittliche Bruttokosten, Erträge und Nettokosten der betrieblichen Ausbildung sowie Personalgewinnungskosten für Deutschland insgesamt, nach Betriebsgrößenklassen, Ausbildungsbereichen und Regionen präsentiert und Daten aus dem Jahr 2022/2023 mit früheren Erhebungen verglichen.

So entstanden den Betrieben im Ausbildungsjahr 2022/2023 im Durchschnitt über alle Ausbildungsjahre hinweg Bruttokosten in Höhe von etwa 26.200 Euro pro Auszubildender/Auszubildendem. Zu diesen Bruttokosten zählen die Personalkosten für die Auszubildenden, die Aufwendungen für das Ausbildungspersonal, die Anlage- und Sachkosten sowie sonstige Kosten, wie zum Beispiel Kammergebühren, Kosten für Lehr- und Lernmaterialien oder für Berufs- und Schutzkleidung.

Zugleich erzielten die Auszubildenden während ihrer Ausbildung durch die Erbringung produktiver Leistungen Erträge in Höhe von rund 18.100 Euro, die im Durchschnitt etwa 70 Prozent der Ausbildungskosten deckten. Die Erträge stiegen mit jedem Ausbildungsjahr an. Je nach Betriebsgröße, Ausbildungsbereich und Region gab es deutliche Unterschiede. Bei etwa jedem vierten Auszubildenden überstiegen die Erträge die Bruttokosten. In diesen Fällen konnten sogar Nettoerträge erzielt werden.

Stark steigende Personalgewinnungskosten

Die Gewinnung von Fachkräften über den externen Markt ist dagegen teuer und unsicher. So bewerteten 70 Prozent der Betriebe die Lage am Fachkräftemarkt als schlecht oder sehr schlecht. Im Vergleich zu früheren BIBB-Erhebungen fiel der prozentuale Anstieg der Personalgewinnungskosten mit 65 Prozent wesentlich höher aus als der Anstieg der Nettoausbildungskosten mit 28 Prozent. Die Personalgewinnungskosten für die Besetzung einer Fachkräftestelle beliefen sich in der Erhebung 2022/2023 durchschnittlich auf rund 13.700 Euro. Dies entsprach rund 60 Prozent der durchschnittlichen Gesamtnettokosten einer dreijährigen Ausbildung. Auch blieben die Stellen in den Betrieben deutlich länger unbesetzt. So brauchten Kleinstbetriebe für die Nachbesetzung ihrer offenen Stellen etwa 19 Wochen, Großbetriebe etwa zehn.

Hohe Investitionsbereitschaft der Betriebe

Trotz der wirtschaftlich angespannten Lage und der insgesamt zurückgehenden Zahl an Auszubildenden blieb die Investitionsbereitschaft der Betriebe in die duale Berufsausbildung hoch. So investierten sie im Ausbildungsjahr 2022/2023 rund 9,7 Milliarden Euro und damit etwa 1,3 Milliarden Euro mehr als fünf Jahre zuvor. Dabei zeigten sich weniger als zehn Prozent der ausbildenden Betriebe unzufrieden mit dem aktuellen Kosten-Nutzen-Verhältnis. Auch die Übernahmebereitschaft ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. In der Erhebung 2022/2023 gaben rund drei Viertel der ausbildenden Betriebe an, möglichst alle ihrer Auszubildenden weiter beschäftigen zu wollen. Weitere 22 Prozent planten, zumindest einen Teil im Anschluss an die Ausbildung zu übernehmen.

Es bleibt, so die Studienautorinnen und -autoren in ihrem abschließenden Fazit, aber auch zukünftig von zentraler Bedeutung, Rahmenbedingungen für Betriebe bereitzustellen, die eine qualitativ gute und wirtschaftliche Ausbildung auf Dauer erlauben. Sie warnen zum Beispiel davor, Betriebe finanziell zu überfordern und verweisen in diesem Zusammenhang auf den deutlichen Rückgang der Ausbildungsbeteiligung bei Kleinstbetrieben mit weniger als zehn Beschäftigten.

Weitere Informationen im neuen BIBB REPORT „Eigene Ausbildung oder externe Fachkräftegewinnung – mit welchen Kosten müssen Betriebe rechnen?“ unter www.bibb.de/dienst/publikationen/de/20504

Abbildungen:


Folgendes könnte Sie auch interessieren


Was tun, wenn die Abiturienten fehlen?
Was tun, wenn die Abiturienten fehlen?

Im Jahr 2026 werden in Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein deutlich weniger Abiturientinnen und Abiturienten ihre Hochschulreife ablegen – ein Effekt der Rückkehr von G8 zu G9. Für Ausbildungsbetriebe bedeutet das: Der Wettbewerb um Nachwuchskräfte wird intensiver. Wer jetzt frühzeitig handelt, sich authentisch als attraktiver Arbeitgeber positioniert und moderne Recruiting-Wege nutzt, sichert sich einen entscheidenden Vorsprung. Der Artikel bespricht, wie Sie Ihre freien Ausbildungsplätze trotz kleinerer Abiturjahrgänge erfolgreich besetzen können.

Wie Betriebe im Wettbewerb um Azubis erfolgreich sind
Wie Betriebe im Wettbewerb um Azubis erfolgreich sind

Hüllhorst, 26.09.2025. Wie kann es Ausbildungsbetrieben gelingen, Bewerberinnen und Bewerber zu gewinnen und ihre freien Ausbildungsplätze zu besetzen? Antworten liefert der neue Qualitätsreport Ausbildung #1/2025 mit dem Titel „Die Guten gehen zu den Besten“ von AUBI-plus. Der Report basiert auf den Bewertungen von mehr als 10.000 Teilnehmenden aus über 100 Zertifizierungsprojekten.

Erfolgsfaktoren im Azubi-Recruiting
Erfolgsfaktoren im Azubi-Recruiting

Wie kann es Ihnen gelingen, Bewerberinnen und Bewerber zu gewinnen und Ihre freien Ausbildungsplätze zu besetzen? Der neue Qualitätsreport Ausbildung #1/2025 mit dem Titel „Die Guten gehen zu den Besten“ zeigt Ihnen vier Erfolgsfaktoren, die bestimmen, ob ein Ausbildungsbetrieb im Wettbewerb um Nachwuchskräfte erfolgreich ist.