Azubi 4.0 – zukünftige Herausforderungen in der Ausbildung

In unserer heutigen Welt ist der digitale und technische Fortschritt in allen Bereichen des Lebens spürbar. Unsere Kinder wachsen ganz selbstverständlich mit modernen Technologien auf, was ihnen zu Recht den Spitznamen „Digital Natives“ einbringt. Unternehmen entwickeln immer leistungsfähigere und komplexere Systeme, Maschinen und Programme, mit denen der Mensch seine Arbeit (vermeintlich) einfacher und schneller verrichten kann. Diese Entwicklung macht auch vor der betrieblichen Ausbildung nicht halt: Welche Anforderungen stellt das digitale Zeitalter an ausbildende Unternehmen, Berufsschulen und Jugendliche?

Für die Digital Natives ist das Smartphone ein ständiger Begleiter
Für die Digital Natives ist das Smartphone ein ständiger Begleiter © natureaddict

Digitalisierung der Ausbildung

Dass der Einzug der digitalen Medien in der Berufswelt längst eingekehrt ist, lässt sich an vielen Beispielen erkennen. So auch bei Berufen, die z. B. mit dem klassischen Handwerk in Verbindung zu bringen sind. Einige Dachdecker beispielsweise arbeiten bereits mit Drohnen, die über Baustellen und Gebäuden Bildaufnahmen und Videos machen, welche schnell und sofort am PC auszuwerten sind. Es müssen also nicht mehr zwangsläufig Leiter oder Gerüst bemüht werden, um sich einen Überblick zu verschaffen. Der Umgang mit entsprechenden Technologien wird in der Ausbildung zum Dachdecker immer wichtiger. 

Ausbildungsordnungen müssen mit der Zeit gehen

Grundlage der Lehrpläne in den Berufsschulen sowie der Ausbildungspläne in den Lehrbetrieben sind die Ausbildungsordnungen, die regelmäßig vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BiBB) auf den Prüfstand gestellt und bei Bedarf modernisiert werden. Neue Ausbildungsordnungen werden zunächst erprobt, bevor sie in Dauerrecht überführt werden. Dieser Prozess dauert seine Zeit, denn auch die Lehrer in den Berufsschulen sowie die Ausbilder in den Betrieben müssen neue Kompetenzen erwerben, um mit dem raschen Wandel der Technologie Schritt zu halten und ihre Schützlinge adäquat ausbilden zu können. Dazu kommt die Ausstattung mit dem entsprechenden Equipment, die in Berufsschulen und kleineren Betrieben häufig nicht gegeben ist. Deswegen hat es sich das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) auf die Fahne geschrieben, vor allem kleinere und mittelständische Unternehmen zur Seite zu stehen und allgemein für das wirtschaftlich wichtige Thema empfindsam zu machen und zu unterstützen.

In vielen größeren Unternehmen ist das Equipment schon da

Die Nutzung neuer, digitaler Medien ist bei größeren Unternehmen bereits gut vorangeschritten, lassen sich diese doch in vielerlei Hinsicht gewinnbringend für das Unternehmen einsetzen. Produkte und Dienstleistungen werden über digitale Kanäle international vertrieben und von crossmedialen Marketingkampagnen begleitet. Geht ein Unternehmen mit den von ihm eingesetzten Medien mit der Zeit, kann das ein Signal von Modernität und Aktualität nach außen senden - nicht nur gegenüber Kunden, sondern auch gegenüber Bewerbern. Die Ausbildung bzw. das Unternehmen gewinnt an Attraktivität für die Jugendlichen.

Digitale Medien lassen sich jedoch nicht nur zur Gewinnung von Kunden und Bewerbern einsetzen, sondern auch in der Aus- und Weiterbildung der eigenen Mitarbeiter. Dennoch wird die Möglichkeit des digitalen Lernens in den meisten Unternehmen kaum ausgeschöpft. Den Betrieben ist die Anschaffung und Wartung der Endgeräte und der Software zu aufwendig und kostenintensiv. Darüber hinaus sehen viele eine negative Kosten-Nutzen-Bilanz bei der Entwicklung betriebsspezifischer Lernprogramme. Aber: Mittels e-Learning lassen sich mehrere Personen gleichzeitig erreichen. Das Lernen ist in den Arbeitsprozess integrierbar und flexibel gestaltbar. Darüber hinaus lassen sich per Video und Co. selbst abstraktere Inhalte gut veranschaulichen. Ganz nebenbei ist diese Art des Lernens für viele Jugendliche anziehend und kann den Ausschlag geben, für welchen Ausbildungsbetrieb sie sich entscheiden.

Zur Grundbildung gehört mehr als Lesen, Schreiben und Rechnen

Natürlich hängt der Lernerfolg auch von dem Azubi selbst bzw. von dessen Bereitschaft und Vorkenntnissen ab. Die generelle Handhabung digitaler Medien wird Jugendlichen zwar zugesprochen, jedoch scheint es bei der spezifischen Befähigung, die junge Menschen für einen Beruf mitbringen sollten, grundsätzlichen Nachholbedarf zu geben. In Zukunft werden andere Kompetenzen von jungen Menschen erwartet als es heute der Fall ist. So gewinnen Problemlösung- und Prozesskompetenzen sowie IT-Kenntnisse und Medienkompetenzen immer mehr an Bedeutung.

Berufe im Wandel der Zeit

Durch aktuelle Bemühungen des BMBF und des BIBB soll das Bewusstsein für den „Azubi 4.0“ vorangetrieben und Unternehmen dazu animiert werden, sich mit der Thematik intensiver zu befassen. Gewissermaßen bevor aus der Thematik eine Problematik für das Unternehmen im Einzelnen und für die Wirtschaft im Gesamten zu werden droht. Der Einfluss der Digitalisierung auf die betriebliche Ausbildung ist bereits enorm und wird auch noch in Zukunft kontinuierlich an Bedeutung gewinnen. So analysiert eine gemeinsame Forschungsinitiative derzeit die aktuellen Anforderungen an einige Berufe, die die Digitalisierung mit sich bringt. Dies wird zwangsläufig zur Folge haben, dass etablierte Berufsbilder angepasst werden müssen und gegebenenfalls sogar ganz neue daraus hervorgehen werden.

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