Digital Humanities (Bachelor)


Gegenstand des Faches
Die Grundlagen der Geisteswissenschaften haben sich in den Jahrzehnten durch Digitalisierung und Vernetzung grundlegend verändert. Seit ihrem Entstehen haben die Geisteswissenschaften die zahlreichen Zeugnisse menschlicher Kultur, seien es nun Texte, Bilder, Musik, gesprochene Sprache, Filme, Objekte der Alltagskultur und vieles andere mehr, gesammelt, bewahrt, analysiert, gedeutet und sie somit auch immer der Gegenwart zur Verfügung gestellt. Durch die Digitalisierung der Kultur und insbesondere des kulturellen Erbes werden diese Zeugnisse nun in digitaler Form zugänglich, wodurch ganz neue Verfahren der Präsentation, Analyse und Interpretation ermöglicht werden. Durch die Vernetzung entstehen neue Möglichkeiten, Daten zusammenzuführen, aber auch innovative Formen der sozialen Wissensarbeit.

Dieser Prozess hat inzwischen alle Geisteswissenschaften erfasst. Der Name Digital Humanities, (dt. Digitale Geisteswissenschaften) hat sich als ein neues Fach etabliert, dass diese neuen Formen und Verfahren in enger Zusammenarbeit mit dem Fach Informatik entwickelt und in innovativen Anwendungen umsetzt, um sie als etablierte Praktiken den anderen Disziplinen zur Verfügung zu stellen.

Das Studienfach Digital Humanities bildet also gleichsam eine Brücke zwischen den eher ‚traditionell‘ arbeitenden Geisteswissenschaften und der Informatik und verbindet daher Arbeitsweisen und Methoden von beiden Seiten. Einerseits ist die formalisierte und abstrakte Beschreibung von kulturellen Objekten aller Art eine wichtige Voraussetzung, um sie dann mit Computern bearbeiten zu können. Andererseits haben die Geisteswissenschaften ein vielschichtiges Wissen über ihre Gegenstände angesammelt, ohne dessen Berücksichtigung jeder Versuch ihrer digitalen Verarbeitung scheitern wird.

In der Regel sollte das Studienfach Digital Humanities in Verbindung mit einem weiteren geisteswissenschaftlichen Fach studiert werden und dadurch auch in mindestens einer Disziplin, z.B. der der Literaturwissenschaft, der Geschichte, der Musikwissenschaft oder der Linguistik einen inhaltlichen Schwerpunkt bilden.

Typische Arbeitsfelder des Studienfaches Digital Humanities sind:

  • Datenmodellierung: die formale Beschreibung von kulturellen Objekten wie Büchern oder Bildern, um sie mit dem Computer verarbeiten zu können.
  • Textkodierung: die Modellierung von Texten als Grundlage ihrer digitalen Archivierung und ihrer computergestützten Verarbeitung, z.B. in Editionen oder in quantitativen Analysen.
  • Gestaltung digitaler Medien: die Aufbereitung von Texten, Bildern und anderen digitalen Medien für die Präsentation auf Bildschirmen und anderen digitalen Ausgabemedien.
  • Editionen: Die Literatur-, die Geschichts- und die Musikwissenschaft, aber auch die Philosophie und andere Fächer erstellen seit ihren Anfängen verlässliche Editionen von Texten, die im jeweiligen Fach wichtig sind. Digitale Editionen ermöglichen inzwischen neue Visualisierungsformen und auch neue inhaltliche Zugriffe.
  • Korpora: Als Korpora wir die Zusammenstellung einer Sammlung, mit Hilfe der bestimmte Fragestellungen bearbeitet werden sollen, bezeichnet. So sind in der Linguistik Textkorpora ein gängiges Arbeitsmittel, um die Verbreitung oder historische Entwicklung sprachlicher Phänomene zu studieren.
  • Datenbanken: Die Erstellung und Verwendung von Datenbanken zur Bearbeitung von disziplinären Fragestellungen.
  • Digitale Bibliotheken und Informationssysteme: Die wichtigsten Institutionen zur Überlieferung des kulturellen Erbes, Bibliotheken, Archive, Museen, haben die Grundlage der Verwaltung des Wissens über ihre Objekte grundsätzlich verändert.
  • Quantitative Analysen: Computer erlauben die quantitative Auswertung von Zahlen und sind besonders geeignet, um sehr große Mengen, z.B. von Texten, quantitativ zu erfassen. Die Grundlagen der Informatik werden durch eine Einführungsvorlesung und eine praktische Einführung ins Programmieren vermittelt.

Da die Arbeit in vielen Berufsfeldern der Digital Humanities in Projektform geschieht, können die Studierenden bereits im Studium praktische Erfahrung sammeln. Die Kooperation mit dem Schiller-Archiv in Marbach, dem Goethe-Museum in Frankfurt und mit Verlagen ermöglicht es interessierten Studierenden, diese Projekte auch in außeruniversitären Zusammenhängen zu bearbeiten.

Informationen zum Studium Bachelor of Arts Digital Humanities
Die modular aufgebauten Bachelor-Studiengänge sind auf sechs Semester angelegt. Ziel des Studiengangs ist die Vermittlung von Kenntnissen der wichtigsten Teilgebiete der Computerphilologie sowie der Methoden der Digital Humanities, also des fachspezifischen Denkens und Arbeitens. Die Studierenden sollen die Fähigkeit erwerben, sich später in die vielfältigen an sie herangetragenen Aufgabengebiete einzuarbeiten und auch das für einen möglichen Masterstudiengang, der konsekutiv auf dem Bachelorstudiengang aufbaut, erforderliche Grundwissen zu erarbeiten.

Digital Humanities kann in Würzburg in zwei Varianten mit dem Ziel eines Bachelor of Arts studiert werden:

  1. als Hauptfach im Zwei-Fach-Studium, das sich je Fach in den Pflichtbereich (60 ECTS-Punkte) und den Wahlpflichtbereich (15 ECTS-Punkte), dazu noch in den Bereich Schlüsselqualifikationen (20 ECTS-Punkte) und die Abschlußarbeit (10 ECTS-Punkte) gliedert
  2. als Nebenfach mit dem Pflichtbereich (60 ECTS-Punkte)

Berufliche Perspektiven nach dem Studium
Absolventen der Digital Humanities stehen im Prinzip die gleichen Berufsfelder offen wie anderen Geisteswissenschaftlern auch, allerdings weisen sie durch ihre Kenntnisse über digitale Medien und den Umgang mit computerbasierten Verfahren zusätzliche Kompetenzen auf. Sie sind daher besonders dort gefragt, wo sich geisteswissenschaftliche Arbeitsfelder durch die Digitalisierung und Vernetzung deutlich verändert haben, zum Beispiel Archive und Bibliotheken, Verlage, Online-Medien, Aufbau und Gestaltung der Informationsversorgung und des Informationsmanagements in Firmen und Organisationen u.a.m. Hinzu kommt die Umgestaltung in den Geisteswissenschaften selbst, die einen ständigen Bedarf an einschlägigen Spezialisten erzeugt. Durch die beschleunigte Veränderung der digitalen Welt entstehen außerdem auch stets neue, heute noch nicht absehbare Tätigkeitsfelder.

Auch hier gilt, was für fast alle Geisteswissenschaften gilt: Die Ausbildung bereitet nicht direkt für einen bestimmten Beruf vor, umso wichtiger ist es, sich frühzeitig Praxiserfahrung anzueignen, etwa durch Praktika oder Projekte.

Verglichen mit anderen geisteswissenschaftlichen Fächern gestaltet sich die Arbeitsmarktlage, soweit sich das bei einem so jungen Studiengang überhaupt einschätzen lässt, eher günstig.

Weitere Informationen zum Studiengang

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