Praktika digital gestalten: Ideen und Tools
Für Schülerinnen und Schüler war das letzte Jahr mit vielen Einschränkungen verbunden – auch bei der Berufsorientierung. Viele Unternehmen haben Praktika ganz ausgesetzt, manche Schulen verzichteten auf das sonst obligatorische Schülerpraktikum. Das muss aber nicht sein. Sind die technischen Voraussetzungen gegeben, ist eine Menge möglich, Praktika in digitaler Form durchzuführen. Der Artikel gibt Anregungen.
Um sich als attraktiver Ausbildungsbetrieb darzustellen, können Unternehmen bereits bei Praktika aufzeigen, was sie bieten und was sie ausmacht. Sind Sie beispielsweise sehr modern und digital aufgestellt, können Sie Schülerinnen und Schülern ein (teilweise) digitales Praktikum anbieten:
- Es beginnt mit einer Online-Begrüßung durch den Ausbilder und/oder den Personalchef.
- Eine Vorstellung des Unternehmens erfolgt als virtueller Rundgang zu den wichtigsten Stationen (z. B. Lehrwerkstatt, Büros, Kantine, Sozialräume, Empfang).
- Mittels WebCam oder Smartphone präsentieren Ihre Auszubildenden ihre Arbeitsplätze und aktuellen Aufgaben.
- Besonders wertvoll sind anschließende Fragerunden, bei denen die Praktikantinnen und Praktikanten ihre Fragen an Ihre Azubis stellen können.
Digitales Praktikum: Grenzen und Chancen
Die digitale Variante hat durchaus ihre Schwächen (man kann nichts richtig anfassen), aber auch ihre Stärken: Sie können nämlich gleichzeitig mehrere Praktikanten beschäftigen, ohne sich Gedanken über ausreichende Arbeitsplätze oder andere Einschränkungen machen zu müssen. Aber selbst „Anfassen“ geht – mit etwas Vorlauf und Ressourceneinsatz: Sie könnten im Vorfeld das notwendige Material Ihrem Praktikanten zuschicken, mit dem dieser dann zu Hause nach Anleitung arbeiten kann. Die Fortschritte und das Vorgehen wird mittels WebCam übertragen, so dass Sie sich in direkter Anschauung ein Bild von seiner Geschicklichkeit machen können.
Übrigens: Sie müssen nicht alles neu erfinden und auch nicht alles selbst machen. Setzen Sie Ihre Azubis ein, das Praktikum mitzuplanen und umzusetzen. Ihre Nachwuchskräfte wissen doch am besten, was sie selbst an ihrem Ausbildungsberuf und der Tätigkeit reizt und interessiert. Und nutzen Sie vorhandene Ressourcen: Sie finden beispielsweise auf YouTube zu vielen Themen gute Tutorials und Anleitungen. Diese können die Praktikanten nutzen und sich so ein erstes Bild machen.
Wichtig ist, dass Sie oder ein anderer kompetenter Kollege auch im digitalen Praktikum jederzeit als Ansprechpartner zur Verfügung stehen und die Praktikanten nicht allein gelassen werden.
Lesetipp: Azubi-Recruiting mit PraktikaPraktika sind ein gutes Mittel, um junge Menschen für einen bestimmten Ausbildungsberuf und für Ihr Unternehmen zu interessieren. Gleichzeitig haben Sie als Ausbilder die Gelegenheit, Ihre potenziellen Nachwuchskräfte im Vorfeld kennenzulernen und einschätzen zu können. >> mehr erfahren Vorteil für AUBI-plus-Kunden: Sie können ihre Praktikumsstellen bei uns im Ausbildungsportal kostenfrei ausschreiben. |
Tools für ein digitales Praktikum
Die meisten Unternehmen haben sich für ein oder zwei Kommunikations-Tools wie zum Beispiel Teams, Zoom oder Skype entschieden. Diese sind auch für ein virtuelles Praktikum grundsätzlich nutzbar. Wollen Sie eigene Videos einsetzen, benötigen Sie die entsprechende Schnitt-Software.
Um ein Quiz einzubauen, können Sie beispielsweise kahoot oder Mentimeter einsetzen. Machen Sie sich aber vor der Nutzung mit dem Programm vertraut und probieren Sie alles vorher aus.
Soweit vorhanden, bieten sich Anwendungen mit „Augmented Reality“ (AR) oder „Virtual Reality“ (VR) an. Gerade im technischen Bereich kann man mit Simulationen und Animationen viele Dinge anschaulich (im wahrsten Sinne des Wortes) zeigen.
Für den kaufmännischen Bereich stehen kostenlose Office-Anwendungen wie z. B. LibreOffice oder OpenOffice zur Verfügung. Diese Programme können sich die Praktikanten herunterladen und damit erste Anwendungserfahrungen mit Büro-Tools machen (wenn sie diese nicht ohnehin schon für die Schule nutzen). Tipp: Nutzen Sie die Erfahrungen Ihrer Azubis. Die können am besten sagen, womit sie gut zurechtkommen und wo sie vielleicht Probleme hatten.
Fazit
Natürlich kommt es auf den Ausbildungsberuf an, wie leicht oder schwierig es ist, ein digitales Praktikum durchzuführen. Bei Praktika in Präsenzform, wie beispielsweise in handwerklichen Berufen, gelten dieselben Regelungen und Vorsorge-Maßnahmen wie für die anderen Mitarbeiter auch. Wenn das eine oder andere aus Sicherheitsgründen nicht umgesetzt werden kann, ist das nicht dramatisch. Manchmal hilft auch ein kleiner Film oder einfach die Beschreibung der Tätigkeit. Zudem schließt auch ein Praktikum vor Ort ja nicht aus, dass Teile des Praktikums mit digitalen Bausteinen gestaltet werden.