Fachkräftemangel bestimmt das neue Jahr

Pressemeldung der IHK Nord Westfalen vom 4. Januar 2022. Im neuen Jahr wird der Fachkräftemangel nach Einschätzung der IHK Nord Westfalen zum bestimmenden Thema im Alltag der meisten Unternehmen: „Spätestens, wenn die fünfte Corona-Welle im Frühjahr ausgelaufen ist und die Lieferengpässe einigermaßen beseitigt sind, wird sich die Lage zuspitzen“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Fritz Jaeckel.

In 2022 werden fehlende Fachkräfte eine große Rolle spielen, so eine Prognose
In 2022 werden fehlende Fachkräfte eine große Rolle spielen, so eine Prognose © pch.vector - de.freepik.com

Dazu verweist Jaeckel nicht nur auf den Auftragsstau, der in wichtigen Industriebranchen herrscht und erst einmal abgebaut werden muss. „Der Umbau zu einer nachhaltigen wie auch digitalisierten Wirtschaft erhöht den Bedarf an qualifizierten Arbeitskräften nochmals spürbar“, erinnert Jaeckel an zwei „Mammutaufgaben, die wir bewältigen müssen“.

Bereits 2021 hatte die IHK einen historischen Höchstwert bei ihrem Fachkräftebarometer registriert. Noch nie hatten so viele Unternehmen bei den regelmäßigen Umfragen der IHK den Fachkräftemangel als Risiko für die weitere Entwicklung des eigenen Unternehmens eingestuft. Über 70 Prozent sahen sich bei der Umfrage im Herbst betroffen. Bei über 60 Prozent der Betriebe blieben deshalb offene Stellen längerfristig unbesetzt. Für Jaeckel ist es keine Überraschung, dass der Fachkräftemangel als größtes Konjunkturrisiko bewertet wird. Denn sogar im ersten Corona-Jahr war die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im IHK-Bezirk gestiegen, von 942.000 auf 948.000. Das Plus von 0,6 Prozent liegt erneut über dem Landesdurchschnitt (0,3 Prozent). Auch im ersten Quartal 2021 (aktuell verfügbarer Wert) gab es mit 0,5 Prozent wieder einen Zuwachs im IHK-Bezirk Nord Westfalen.

Dass die Probleme für die Unternehmen und die Region schon kurzfristig noch weitaus größer werden, ist absehbar. „In den nächsten Jahren kommen die geburtenstarken Jahrgänge ins Rentenalter“, erläutert Jaeckel. Fast ein Viertel der Arbeitnehmer im IHK-Bezirk Nord Westfalen ist mittlerweile 55 Jahre und älter. Darunter sind vor allem Beschäftigte mit einer betrieblichen Ausbildung, die einen Anteil von rund 70 Prozent an den insgesamt rund 950.000 Beschäftigten haben.

Entsprechend suchen die Unternehmen am häufigsten Absolventen der betrieblichen Aus- und Weiterbildung. Jaeckel freut sich deshalb zwar, dass die Zahl der neuen Auszubildenden im IHK-Bezirk Nord Westfalen stärker gewachsen ist als im Landes- und Bundesdurchschnitt. Anfang Dezember lag sie zwei Prozent höher als zum gleichen Zeitpunkt 2020. Doch blieb sie mit 8.688 neuen Verträgen weiterhin deutlich unter dem Vergleichswert von 2019 (9.656). „Diese Differenz von rund 1.000 Auszubildenden wird die bereits beträchtliche Fachkräftelücke noch weiter spürbar vergrößern“, verdeutlicht der IHK-Hauptgeschäftsführer. Laut IHK-Fachkräftemonitor fehlen 2035 bereits bis zu 142.000 Fachkräfte im Münsterland (96.000) und in der Emscher-Lippe-Region (46.000).

Mehr Ausbildungsplätze als Bewerbungen

„Die Unternehmen würden ja mehr Auszubildende einstellen, wenn sie denn mehr oder überhaupt ausreichend qualifizierte Bewerbungen erhalten würden“, skizziert der IHK-Hauptgeschäftsführer die Entwicklung auf dem Ausbildungsmarkt. Zwar hätten die Unternehmen in der Krise etwas weniger Ausbildungsplätze angeboten. Doch fast überall im IHK-Bezirk gab es auch im vergangenen Jahr unter dem Strich erheblich mehr freie Ausbildungsplätze als junge Menschen, die noch auf der Suche nach einer Ausbildung waren. 

Dass die Unternehmen alles daransetzen, Fachkräfte aus- und weiterzubilden, sieht der IHK-Hauptgeschäftsführer schon an der starken Beteiligung an den IHK-Angeboten zur Unterstützung der Berufsorientierung in der Schule. Im vergangenen Jahr stellten die Betriebe für das IHK-Projekt „Ausbildungsbotschafter“ beispielsweise 825 Auszubildende für 592 Einsätze bereit, um Schülerinnen und Schüler „auf Augenhöhe“ über betriebliche Ausbildungsberufe zu informieren. Das waren rund 22 Prozent mehr Botschafter als im Vorjahr. Während es zu Beginn des Jahres ausschließlich digitale Einsätze der Ausbildungsbotschafter gab (321), konnten nach den Sommerferien alle Einsätze in Präsenz stattfinden (271).

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