"Es macht einfach Spaß, junge Menschen auszubilden"

90 Nachwuchskräfte absolvieren bei der Gebäudemanagement Schleswig-Holstein AöR (GMSH) derzeit eine Ausbildung oder ein duales Studium. Für ihre hervorragende Nachwuchsarbeit hat die GMSH jetzt das Gütesiegel BEST PLACE TO LEARN erhalten. Über die Besonderheiten der Ausbildung spricht Ausbildungsleiterin Brigite Tavernier im Interview mit Heidi Becker aus der AUBI-news-Redaktion.

Brigite Tavernier im Interview
Brigite Tavernier im Interview © Gebäudemanagement Schleswig-Holstein AöR

Heidi Becker: Herzlichen Glückwunsch zur Auszeichnung mit dem Gütesiegel BEST PLACE TO LEARN! Für die Gebäudemanagement Schleswig-Holstein AöR (GMSH) war es die erste Zertifizierung. Was hat Sie dazu bewogen, sich dem Zertifizierungsverfahren zu stellen? 

Brigite Tavernier: Uns wurde oft von unseren Azubis bestätigt, dass wir mit großem Engagement ausbilden und an vielen Stellen gut sind. Gleichzeitig haben wir aber auch selbst Entwicklungspotentiale gesehen, da wir uns stetig weiterentwickeln möchten. Mit der Zertifizierung wollten wir unsere Selbsteinschätzung auf eine gute Grundlage stellen. BPTL war für uns deshalb so interessant, weil wir dank der 360-Grad-Befragung Feedback aus allen Richtungen bekommen - nicht nur von unseren Nachwuchskräften, sondern auch von unseren Ausbildern.

Verraten Sie mir noch, woher Sie BEST PLACE TO LEARN kennen bzw. davon gehört haben?

Eine Kollegin war 2023 beim Deutschen Ausbildungsforum (DAF) und hatte dort die Zertifizierung anderer Unternehmen gesehen. Dies gab uns Anlass, uns mit der Zertifizierung weiter auseinanderzusetzen. Gemeinsam im Team entschieden wir dann, dass wir diese Zertifizierung möchten, weil unsere anderen Zertifizierungen zu allgemein sind und nicht auf die Zielgruppe zugeschnitten. Uns war vor allem der Erkenntnisgewinn wichtig.

Sie haben auf Anhieb mit „gut“ abgeschlossen und 1.067 Punkte erreicht. Haben Sie damit gerechnet?

Wir haben damit gerechnet, dass wir die Zertifizierung schaffen. Aber, dass wir direkt so gut abschneiden, freut uns natürlich sehr. Für unsere Azubis haben wir 30 Ausbildungsbeauftragte, weitere 30 Personen betreuen unsere dualen Studenten. Durch unterschiedliche Formate, wie beispielsweise unsere regelmäßigen Get-together, sind wir ziemlich dicht an unseren Nachwuchskräften dran und bekommen durchgehend Feedback zu unserer Ausbildungsarbeit. Das Ergebnis bestätigt, was uns unsere Azubis und dualen Studis zurückmelden.

Was hat Sie am meisten bei der Zertifizierung überrascht?

Überrascht hat mich, dass Onboarding, Arbeiten an realen Aufträgen und selbständiges Arbeiten einen so großen Stellenwert haben. Für mich sind diese Aspekte der Ausbildung immer selbstverständlich gewesen. Wir schauen immer, was jemand mitbringt, welche Talente man nutzen kann und welche Aufgaben man ihm oder ihr peu à peu anvertrauen kann.

„Sich zu bewerben, wird leicht gemacht“ war eines Ihrer Top-Kriterien. Wie gestalten Sie den Bewerbungsprozess für Ihre Nachwuchskräfte?

Der Bewerbungsprozess startet mit einem Online-Formular über unser Karriereportal. Seit zwei Jahren brauchen Interessenten kein Anschreiben mehr; stattdessen fragen wir die Motivation in drei Screening-Fragen ab. Danach folgen ein Online-Test und ein Talenttag mit E-Sports-Turnier, Fachaufgabe und Auswahlgespräch. Alles findet in lockerer Atmosphäre statt, sodass sich die Bewerberinnen und Bewerber bereits beim Talenttag heimisch bei uns fühlen. 

Weiterhin zeigen die Ergebnisse, dass sich Ihre Azubis und dual Studierenden von Anfang sehr willkommen und gut aufgenommen fühlen. Was tun Sie für das Onboarding und die Integration Ihrer Neuzugänge?

Wir starten mit einer 14-tägigen Willkommensveranstaltung in unserer Zentrale in Kiel. In dieser Zeit haben unsere Azubis und dual Studierenden viel Zeit, sich als Gruppe kennenzulernen (einige kennen sich ja bereits vom Talenttag) sowie die GMSH kennenzulernen. Wir stellen den Kontakt zu den älteren Semestern und Paten her und haben insgesamt eine sehr intensive Zeit, bevor es dann in die Fachabteilungen geht. Weiterhin ist uns an den Willkommenstagen wichtig, eine gute Bindung zwischen unseren Neuzugängen und dem Team Nachwuchskräfte zu schaffen. 

„Ich werde früh in Projekte eingebunden“, „Ich arbeite an realen Kundenaufträgen“, „Ich führe die meisten Aufgaben selbstständig durch“ und „Ich werde gut auf mein späteres Berufsleben vorbereitet“ sind beispielhafte Freitextantworten. Wie bereiten Sie die Verantwortlichen in den Fachabteilungen auf Ihre Aufgaben vor, sodass das berufliche Lernen gut gelingt und Ihre Azubis und dual Studierenden gut betreut und begleitet werden?

In den letzten Jahren haben wir begonnen, den Fokus auf die Ausbildung der Ausbilder zu legen. Wir sind mit einer Schulungsreihe mit drei festen Terminen pro Jahr gestartet. Im kommenden Jahr haben wir diese ausgeweitet und eine modulare Schulungsreihe geplant, mit einer Schulung pro Monat, sodass die Verantwortlichen (sofern sie mögen) jeden Monat eine Schulung besuchen könnten. Weil es uns ein Anliegen ist, die Fachabteilungen gut gerüstet zu wissen. Für die Betreuung der Auszubildenden haben die Ausbilder bei uns einen Zeitanteil in ihren Stellenbeschreibungen. 

Neben den Stärken in der eigenen Ausbildungsarbeit werden beim BEST PLACE TO LEARN-Zertifizierungsverfahren auch Entwicklungsfelder sichtbar. Welche Entwicklungsfelder haben Sie für sich priorisiert? Woran arbeiten Sie gerade bzw. woran möchten Sie in Zukunft arbeiten?

Wir möchten zum einen bei der Berufsorientierung ansetzen: Für Schülerinnen und Schüler haben wir bereits verschiedene Angebote wie Messen, Schnuppertage, Praktika, Schulkooperationen und Ausbildungsbotschafter. Diese Maßnahmen möchten wir noch besser strukturieren und organisieren, mit dem Ziel, dass die Berufsorientierungsmaßnahmen in einen Ausbildungsvertrag münden. 

Ein weiteres Entwicklungsfeld sind digitale Lerninhalte: Für unsere kaufmännischen Azubis haben wir bereits digitale Lerninhalte zur Prüfungsvorbereitung. Dieses Angebot möchten wir gerne für unsere Azubis in anderen Berufsgruppen ausweiten. Derzeit prüfen wir, ob es passende digitale Lerninhalte am Markt gibt, oder ob wir diese selbst entwickeln. 

Da es beim dualen Studium keine Rahmenpläne wie bei der dualen Ausbildung gibt, haben wir selbst welche erarbeitet. Hier steht jetzt die Evaluation der Praxisinhalte an. Und dann arbeiten wir noch an einem "Projektbüro", in dem unsere Nachwuchskräfte interdisziplinäre Aufgaben bearbeiten.  

Gebäudemanagement Schleswig-Holstein in a nutshell: Was sagen Sie jemandem, warum er oder sie unbedingt zu Ihnen kommen soll?

Aus meiner Sicht sprechen diese Gründe für die GMSH: Die Vielfalt der Aufgaben, einen Beitrag für das Land Schleswig-Holstein zu leisten, die Möglichkeit, sich bei uns weiterentwickeln zu können - von der Ausbildung über das Studium bis hin zur Beamtenausbildung -, und weil das Arbeiten hier einfach Spaß macht. Unsere Nachwuchskräfte sind einfach ein toller Haufen!

Welchen abschließenden Rat möchten Sie anderen Ausbilderinnen und Ausbildern unbedingt noch an Herz legen?

Seien Sie mit Engagement dabei und freuen Sie sich auf die Aufgabe, junge Menschen weiterzuentwickeln. Lernen Sie von den jungen Menschen, seien Sie offen für Feedback aus der Zielgruppe, nehmen Sie das Feedback ernst und setzen Sie es - wenn es gut ist - auch um. Nehmen Sie Ihre Nachwuchskräfte ernst und zeigen Sie, wie wichtig diese für uns sind.

Über die Gebäudemanagement Schleswig-Holstein

Als öffentlicher Dienstleister in der Bau- und Immobilienwirtschaft und als zentrale Beschaffungsstelle des Landes Schleswig-Holstein gestalten wir den Norden aktiv mit. Aktuell sind die beiden Themen Klimaschutz und Digitalisierung die wichtigsten Treiber für die kontinuierliche Weiterentwicklung unserer Geschäftsfelder Bauen, Bewirtschaften und Beschaffen.

Mit unseren rund 1.700 Beschäftigten sind wir das größte Ingenieurbüro in Schleswig-Holstein und übernehmen alle Hochbauaufgaben für Bund und Land. Das heißt, wir bauen Labore für Universitäten oder sanieren Gebäude der Marine. Zudem bewirtschaften wir die vom Land genutzten Liegenschaften wie das Landeshaus in Kiel oder Gefängnisse. Wir kaufen auch Material und Dienstleistungen für das Land ein, dazu zählen Polizeiautos oder Handwerksleistungen.

Neben unserer Zentrale in Kiel sind wir mit 14 Büros von Flensburg über Lübeck bis in den Hamburger Speckgürtel vertreten. Pro Jahr stellen wir circa 20 Nachwuchskräfte in sieben unterschiedlichen Bereichen ein, in der Regel 10 Azubis und 10 Studierende.

Über das Gütesiegel BEST PLACE TO LEARN

Das branchenübergreifend anerkannte Gütesiegel wird ausschließlich an Unternehmen vergeben, die im Zuge einer 360-Grad-Befragung zu über 70 Qualitätskriterien nachweisen, dass sie ihre Nachwuchskräfte herausragend beruflich qualifizieren.

Ist Ihr Unternehmen ein BEST PLACE TO LEARN? Mit dem Fitness-Check finden Sie es in 5 Minuten heraus: Zum Fitness-Check.

Folgendes könnte Sie auch interessieren


Was tun, wenn die Abiturienten fehlen?
Was tun, wenn die Abiturienten fehlen?

Im Jahr 2026 werden in Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein deutlich weniger Abiturientinnen und Abiturienten ihre Hochschulreife ablegen – ein Effekt der Rückkehr von G8 zu G9. Für Ausbildungsbetriebe bedeutet das: Der Wettbewerb um Nachwuchskräfte wird intensiver. Wer jetzt frühzeitig handelt, sich authentisch als attraktiver Arbeitgeber positioniert und moderne Recruiting-Wege nutzt, sichert sich einen entscheidenden Vorsprung. Der Artikel bespricht, wie Sie Ihre freien Ausbildungsplätze trotz kleinerer Abiturjahrgänge erfolgreich besetzen können.

Wie Betriebe im Wettbewerb um Azubis erfolgreich sind
Wie Betriebe im Wettbewerb um Azubis erfolgreich sind

Hüllhorst, 26.09.2025. Wie kann es Ausbildungsbetrieben gelingen, Bewerberinnen und Bewerber zu gewinnen und ihre freien Ausbildungsplätze zu besetzen? Antworten liefert der neue Qualitätsreport Ausbildung #1/2025 mit dem Titel „Die Guten gehen zu den Besten“ von AUBI-plus. Der Report basiert auf den Bewertungen von mehr als 10.000 Teilnehmenden aus über 100 Zertifizierungsprojekten.

Erfolgsfaktoren im Azubi-Recruiting
Erfolgsfaktoren im Azubi-Recruiting

Wie kann es Ihnen gelingen, Bewerberinnen und Bewerber zu gewinnen und Ihre freien Ausbildungsplätze zu besetzen? Der neue Qualitätsreport Ausbildung #1/2025 mit dem Titel „Die Guten gehen zu den Besten“ zeigt Ihnen vier Erfolgsfaktoren, die bestimmen, ob ein Ausbildungsbetrieb im Wettbewerb um Nachwuchskräfte erfolgreich ist.