3 Gründe für Lehrlingsmangel – was Ausbildungsbetriebe tun können
Anfang September hat vielerorts das neue Ausbildungsjahr begonnen. Doch nicht in allen Betrieben: Laut der kürzlich veröffentlichten Unternehmensumfrage des Deutschen Industrie- und Handelstages (DIHK) konnte nahezu ein Drittel der teilnehmenden Unternehmen seine freien Lehrstellen nicht vollzählig besetzen. Im Kampf um geeignete Kandidaten müssen Unternehmen tief in die Trickkiste greifen.
Aufgrund des demografischen Wandels gibt es weniger Schulabgänger. An vielen Schulen, insbesondere an Gymnasien, kommt die Berufsorientierung zu kurz. Viele Schulabgänger (und auch deren Eltern) ziehen ein Studium einer Berufsausbildung vor. Von einer akademischen Laufbahn versprechen sie sich eine bessere Karriere und ein höheres Einkommen als von einem Lehrberuf, was jedoch nicht zwangsläufig der Fall ist. Doch es gibt noch weitere Gründe, warum Lehrstellen unbesetzt bleiben.
1. Bewerber sind nicht geeignet
Viele Ausbildungsbetriebe klagen über mangelnde Ausbildungsreife bei den Jugendlichen. Die Kenntnisse in Deutsch, Mathe und anderen Schulfächern reichten häufig nicht aus; auch Denkvermögen, körperliche Verfassung, soziale Fähigkeiten und Berufswahlreife wiesen bei vielen Kandidaten Schwächen auf.
Statt weiter nach den perfekten Bewerbern zu suchen und freie Ausbildungsplätze im Zweifelsfall unbesetzt zu lassen, gehen einige Betriebe bereits andere Wege und machen Abstriche bei ihren Anforderungsprofilen: Wurden sonst Bewerber mit Realschulabschluss bevorzugt, geben sie jetzt auch Hauptschülern eine Chance. Mit Nachhilfe in relevanten Schulfächern und der Begleitung durch Sozialpädagogen werden Defizite ausgebügelt. Für Betriebe, die kein eigenes Förderprogramm auf die Beine stellen können oder wollen, stehen Angebote der Agenturen für Arbeit wie die ausbildunsgbegleitenden Hilfen (abH) und die Assistierte Ausbildung (AsA) zur Verfügung.
2. Azubis treten nicht an
Es gibt mehr freie Lehrstellen als Schulabgänger. Diese Verschiebung des Ausbildungsmarktes hin zu einem Bewerbermarkt nutzen viele Jugendliche aus und schließen gleich mehrere Ausbildungsverträge ab. Erst auf den letzten Drücker entscheiden sie sich für oder gegen eine Stelle und die betroffenen Lehrbetriebe haben kaum eine Chance, die nicht angetretenen Ausbildungsplätze nachzubesetzen.
Mit geeigneten Bindungselementen können Personaler die Zeit zwischen Vertragsabschluss und Ausbildungsbeginn gestalten und so beeinflussen, dass sich der Bewerber für den eigenen Ausbildungsbetrieb entscheidet. Möglichkeiten dazu gibt es viele: Eine Betriebsbesichtigung für die zukünftigen Azubis und ihre Eltern, Anprobe und Aushändigung von Arbeitskleidung wie beispielsweise Sicherheitsschuhe, ein Kennenlern-Nachmittag für die neuen und alten Azubis und Mentoren, ein (elektronischer) Gruß zu Weihnachten oder zum Geburtstag und vieles mehr.
3. Ausbildungsbetriebe bekommen erst gar keine Bewerbungen
Besonders betroffen von Besetzungsschwierigkeiten sind kleine und mittlere Unternehmen, da ihre Ressourcen für das Azubi-Marketing häufig begrenzt sind und sie keine umfassenden Ausbildungs-Kampagnen fahren können wie große Konzerne.
Doch mit ein wenig Kreativität gewinnen auch KMUs die Aufmerksamkeit der Jugendlichen. In vielen Regionen Deutschlands gibt es Ausbildungsoffensiven, in denen sich Schulen, Betriebe, Kammern, Wirtschaftsinitiativen und andere Organisationen miteinander vernetzen. Sie verfolgen das Ziel, die betriebliche Ausbildung in der Region attraktiver zu machen. Gerade in ländlichen Regionen kann so einem Abwandern der jungen Menschen entgegengewirkt werden.
Für KMUs ist es lohnenswert, sich dem Netzwerk solch einer Offensive anzuschließen. Durch den Kontakt zu Schulen in der Region können freie Ausbildungsplätze direkt an die Abschlussklassen herangebracht werden. Vertreter der Ausbildungsbetriebe können beispielsweise in den Klassen über das Unternehmen und Besonderheiten der Ausbildung referieren oder gleich ganze Abschlussklassen zu einer Betriebsbesichtigung einladen. Das Angebot von Praktikumsplätzen und Ferienarbeiten ist ebenfalls eine gute Möglichkeit, Schülerinnen und Schüler für den eigenen Ausbildungsbetrieb zu interessieren.
Auch Zusatzleistungen helfen dabei, den "War for Talents" für sich zu entscheiden und sich von anderen Ausbildungsbetrieben abzugrenzen. Eine Monatskarte für Bus und Bahn, Tankgutscheine, vergünstigtes Mittagessen in der Kantine, Mitgliedschaft im Fitnessstudio, zusätzliche Urlaubstage – das spricht sich herum und steigert die Attraktivität als Arbeitgeber.
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