Frau Weidemann, Herr Prof. Lerch, haben Sie gute Vorsätze für 2022?
Maria Weidemann: Mit den Vorsätzen ist das immer so eine Sache. Wir haben definitiv Pläne und eine Zukunftsvision für unser
Hochschulzentrum in Kassel. Daran arbeiten wir stetig, nicht nur zum Jahresbeginn. So haben wir 2016 mit den ersten drei Bachelor-Studiengängen begonnen und Jahr für Jahr unser Bachelor-Angebot erweitert. Zum Wintersemester 2020 kam mit Wirtschaftspsychologie der erste Master-Studiengang dazu, im vergangenen Jahr folgte der Master in IT Management. Unser Ziel ist es, den nordhessischen Berufstätigen und Unternehmen vielfältige und passende Möglichkeiten der Weiterentwicklung zu bieten und damit als wichtiger Partner im Bildungsbereich die Region insgesamt zu stärken.
Prof. Achim Lerch: Ich bin ebenfalls kein Freund guter Vorsätze. Deren Halbwertzeit ist ja bekanntlich ohnehin begrenzt. Was uns antreibt ist der Anspruch an uns selbst, bei der geplanten Ausweitung des Studienangebots die hohe Qualität der Lehre, die uns in Evaluierungen regelmäßig bescheinigt wird, beizubehalten.
Wie entwickelt sich denn das Studienangebot in diesem Jahr weiter?
Maria Weidemann: Nachdem unser Fokus in den ersten Jahren auf dem Bachelor-Bereich lag, steht nun die Erweiterung unseres Master-Programms an. Die Nachfrage ist vorhanden und deshalb gibt es in diesem Jahr drei neue Master-Studiengänge für Berufstätige bei uns. Ab September werden wir dann den Master of Science (M.Sc.) in Business Consulting & Digital Management, Logistik & Supply Chain Management, IT Management, Wirtschaftspsychologie sowie Wirtschaftspsychologie & Beratung anbieten.
Für welche Branchen und Betriebe in Nordhessen sind die neuen Studiengänge besonders interessant?
Maria Weidemann: Aufgrund unserer Lage in der Mitte Deutschlands ist Nordhessen eine Logistikregion. Viele Unternehmen hier sind in diesem Bereich tätig. Darüber hinaus stehen Digitalisierungs- und IT-Themen sowie Beratung branchenübergreifend im Fokus und werden stark nachgefragt. Bei der Auswahl der neuen Studiengänge war es uns wichtig, die regionalen Besonderheiten im Blick zu behalten und die Unternehmen und ihre Beschäftigten im Hinblick auf künftige Anforderungen zielgerichtet zu unterstützen.
Mal abgesehen von den fachlichen Inhalten: Worin unterscheiden sich die Master- von den Bachelor-Studiengängen?
Prof. Achim Lerch: All unsere Studiengänge sind fachübergreifend durch eine starke Praxisorientierung geprägt – das gehört ja gewissermaßen zur DNA der FOM als Hochschule für Berufstätige. Dennoch haben unsere Master im Vergleich zu den Bachelor-Studiengängen einen stärkeren theoretisch-methodischen Fokus. Ein Master-Abschluss soll schließlich auch zu einer Promotion befähigen, für die übrigens die FOM in Kooperation mit unseren Partnerhochschulen ebenfalls eine Perspektive bietet.
Aufgrund der Pandemie kann Präsenzlehre nicht oder nur eingeschränkt stattfinden. Wie stellen Sie sicher, dass die Lehre auch online ohne Qualitätsverluste stattfindet?
Prof. Achim Lerch: Wir haben mittlerweile drei Semester Erfahrung in der virtuellen Lehre. Mit der im Online-Campus eingebundenen Webinar-Software Zoom haben wir einerseits eine technisch stabile Basis für die Online-Lehre, andererseits hat die FOM schon kurz nach dem ersten Lockdown eine Weiterbildungsinitiative für unsere Dozentinnen und Dozenten gestartet und sie in mehreren Modulen in den didaktischen Besonderheiten virtueller Formate geschult. Parallel dazu wurde die Bereitstellung digitaler Lernmaterialien im Rahmen unserer Präsenzlehre stark ausgeweitet. Die Evaluierungen der vergangenen Corona-Semester zeigen, dass unsere Studierenden dadurch ihre Lernziele auch unter Pandemiebedingungen erreichen konnten.
Wie erhalten Sie die Studienberatung aufrecht? Auch hier ist Präsenz vermutlich nur eingeschränkt möglich…
Maria Weidemann: Wenn individuelle Terminanfragen kommen, klären wir zunächst die Frage nach der Durchführungsform. Soll das Gespräch persönlich, telefonisch oder per Videokonferenz stattfinden? Da richten wir uns gern nach den Studieninteressierten. Unsere regelmäßigen Infoveranstaltungen finden in kritischen Phasen online statt, im Moment ist das auch wieder der Fall. Die meisten Studieninteressierten wünschen sich aber nach wie vor eher ein persönliches Gespräch – und für mich ist das auch immer die erste Wahl.
Welche Vorteile sehen Sie in der Präsenz-, welche in der virtuellen Lehre?
Prof. Achim Lerch: Digitale Lehrmedien wie Lehrvideos oder Tutorials lassen sich sehr gut in die virtuelle Lehre einbinden und auch Gruppenarbeiten funktionieren durch die technische Möglichkeit der „Breakout-Sessions“ sehr gut. Trotz interaktiver Tools – dazu zählen etwa spontane Umfragen – ist die direkte, persönliche Interaktion im Hörsaal oder Seminarraum letztlich aber nicht digital zu ersetzen. Hochschullehre lebt von dieser unmittelbaren, physischen Präsenz von Lehrenden und Lernenden, deshalb wünsche ich mir, dass in naher Zukunft wieder eine ganz überwiegend in Präsenz stattfindende Lehre möglich sein wird.
Welche Wünsche haben Sie noch für die kommenden Monate?
Maria Weidemann: Im vergangenen Herbst konnten wir eine Verabschiedungsfeier für unsere Absolventinnen und Absolventen organisieren. Mittlerweile gibt es weitere Studierende, die ihr Studium erfolgreich abgeschlossen haben. Ein großer Wunsch ist deshalb, im ersten Halbjahr 2022 erneut eine Verabschiedung in Präsenz durchführen zu können, denn das ist ein schöner, würdevoller Abschluss für eine herausragende Leistung.