Von der Lese bis zur Abfüllung: So wirst du Sommelière
Zu dunklem Fleisch passt ein kräftiger Rotwein, bei Fischgerichten greift man besser zu einer Flasche Weißwein - soweit die Kenntnisse der meisten Otto Normalverbraucher. Wenn es aber darum geht, die Aromen von Brombeeren, Himbeeren, Erdbeeren, Heidelbeeren, Johannisbeeren, Kirschen und Pflaumen aus einem Rotwein heraus zu schmecken, braucht es schon einen geschulten Gaumen. Wir haben uns mit Marie getroffen, die als Sommelière arbeitet und heute über ihren Werdegang berichtet. "Sommelière" ist übrigens die weibliche Form von "Sommelier" und bedeutet übersetzt "Weinkellner".
Warum wolltest du Sommelière werden?
Das Thema Wein fand ich schon während meiner Ausbildung zur Hotelfachfrau sehr spannend. Eine Spezialisierung hilft in meinem Beruf gut weiter, um auch verantwortungsvollere Aufgaben übernehmen zu dürfen. Und so fiel meine Wahl dann auf den Wein, da ich natürlich privat auch gerne mal ein Glas Wein trinke.
Vor welchen Herausforderungen standest du während deiner Weiterbildung?
Da ich die Fachschule berufsbegleitend besucht habe, war es die Doppelbelastung, die mir viele Nerven geraubt hat. Zeit zum Lernen blieb bei meinem Vollzeitjob nicht viel. Ich habe die Weiterbildung wirklich unterschätzt. Die internationale Weinwelt ist viel umfassender, als ein Laie denken mag, und der Unterricht an der Fachschule war fast schon wie ein Studium.
Was waren die Besonderheiten?
Während meiner Weiterbildung habe ich ein vierwöchiges Praktikum auf einem Weingut in Rheinhessen absolviert. Dort war ich von der Ernte der Trauben (Lese) bis zur Kellerarbeit, also bis zur Entstehung des Weines durch die Gärung in den Fässern, live dabei. Das Highlight meines Praktikums war das Abfüllen. Hier haben wir den Wein aus den Fässern in die vorgesehenen Flaschen und Kartons versandfertig verpackt. Auf den Weingütern geht zwar Vieles automatisiert, dennoch ist der Großteil der Weinherstellung eine Handwerkskunst.
Welche Berufschancen hast du mit der abgeschlossenen Weiterbildung?
In Restaurants kann ich mich als Sommelière (Weinkellnerin) einstufen lassen, sodass bei allen Fragen zu dem edlen Tropfen meine Meinung gilt. Auch die Weinkarte gestalte ich selber und bin vom Einkauf bis zu Verkostungen in alle Prozesse involviert. Ebenfalls wird meine Meinung von unseren Restaurantgästen hochgeschätzt, da ich zu jedem Gericht einen passenden Wein empfehlen kann.
Welche Schwierigkeiten hattest du während deiner Weiterbildung?
Der Umfang der internationalen Weinanbaugebiete ist sehr hoch. Hier muss jedes einzelne Anbaugebiet gekannt und der Wein dazu benannt werden können. In vielen Regionen bzw. Ländern gibt es sehr viele Gebiete mit Untergebieten. Der Lernstoff war in der kurzen Zeit von 2 Jahren kaum zu schaffen. In den Prüfungen wird sehr detailliertes Wissen abgefragt. Hier war es schwierig einzuschätzen, was der Prüfer von mir hören wollte. Dennoch habe ich, im zweiten Anlauf, die Prüfung bestanden und bin nun IHK-geprüfte Sommelière.
Welche Fächer haben dir besonders Spaß gemacht?
Die Deutsche Weinkunde hat mir besonders viel Spaß gemacht. Die Traditionen, die mit den Anbaugebieten einhergehen, waren sehr interessant. Durch mein Praktikum war es für mich leichter, sich die Eigenschaften eines bestimmten deutschen Anbaugebietes oder Weines zu merken. Außerdem kam es mir einfacher vor, da man sich vorstellen konnte, wo genau die einzelnen Gebiete liegen. Mal eben nach Frankreich oder Spanien zu fliegen, um andere Weinanbaugebiete kennen zu lernen, war durch meinen Vollzeitjob leider nicht möglich.
In der allgemeinen Getränkekunde lernt man von Kaffee, Tee bis hin zu Bieren und Säften alle in Restaurants gängigen Getränke näher kennen. Durch meine Ausbildung und die tägliche Praxis auf der Arbeit hatte ich dort einen kleinen Vorteil, den ich in der Prüfung sehr gut nutzen konnte. Im Großen und Ganzen bin ich mit meiner Weiterbildung, auch wenn diese sehr stressig war, sehr zufrieden. Aber ich bin auch froh, dass ich es nun hinter mir habe und als Sommelière meinen Berufsweg weiterführen kann.
Was kannst du anderen jungen Leuten empfehlen, die sich für Weinkunde interessieren?
Formale Voraussetzung, um an der Fachschule angenommen zu werden, ist eine Ausbildung in einem Gastronomie- oder Handelsberuf und eine gewisse Berufserfahrung. Dass man großes Interesse an Wein mitbringen sollte, versteht sich von selbst. Wein ist ein sehr komplexes Thema, dieses lässt sich nicht theoretisch lernen, hier ist ein guter Gaumen gefragt! Ich würde jedem, der sich dafür interessiert, raten, die Weiterbildung in Vollzeit zu absolvieren, da es sehr stressig wird, wenn man nebenbei noch arbeiten muss. Eine Alternative zu dem Besuch einer Fachschule ist ein Weinkunde-Studium. Dieses schließt man nicht mit einer IHK-Prüfung ab, sondern mit dem Bachelor. Dafür braucht man allerdings die Fachhochschulreife bzw. allgemeine Hochschulreife.
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