Hier wird an der Zukunft geschraubt!
Eddie-Elias Heimlich und Lisa Dreher absolvieren eine Ausbildung zum/zur Mechatroniker*in für System- und Hochvolttechnik in der MAN Niederlassung in Hamburg-Moorfleet. Wir haben sie einen Tag lang bei ihrer Arbeit begleitet. Los geht’s – natürlich unter Einhaltung aller Corona-Schutzregeln. 7:30 Uhr - Ein Power-Team macht sich in Hamburg-Moorfleet an die Arbeit: Geselle Dominique Baum (links) und die Azubis Lisa und Eddie (Mitte) sehen dem Werkstatttag hellwach entgegen. Kein Wunder. „In unserem Bereich sollte man schon clever sein. Wir müssen uns viel selbst erarbeiten, Stromlaufpläne nachvollziehen und Systembeschreibungen verstehen.
Aktuelle AusbildungsplätzeDa gehört ein bisschen was dazu,“ bestätigt Ausbilder Jesko Slupek (rechts) den ersten Eindruck. Aufgewecktes Nicken von Eddie und Lisa. In den nächsten Stunden zeigen sie uns, dass sie die Richtigen für den Job sind.
Bevor es losgeht - Safety first: Unsere Azubis erhalten eine Sicherheitseinweisung von Jesko Slupek. Die Sicherheitsregeln muss jeder in diesem Job auswendig kennen. Sie werden auch in der Gesellenprüfung abgefragt. Eine überlebenswichtige Maßnahme in einem Beruf, der mit Hochvoltanlagen arbeitet. „Angst muss man nicht haben, aber den nötigen Respekt. Man muss die Gefahren kennen, dann bleibt man wachsam,“ mahnt der Ausbilder.
Was liegt an? Im Schnitt durchlaufen die Werkstatt der MAN Niederlassung täglich acht Busse. Zu den größten Kunden gehört die e-Bus-Flotte der Verkehrsbetriebe Hamburg Holstein. Eddie und Lisa treffen sich zu einem Morning-Briefing. Heute sind sie Dominique Baum zugeteilt, gemeinsam erstellen sie einen Ablaufplan für den Tag. „Wir schnuppern halbjährlich in einen anderen Bereich. Während unserer Ausbildung durchlaufen wir die Bus-Gruppe, Motoren, Karosserie, Neuwagen/Elektrik und Wartung. Und jeden Tag begleiten wir einen Gesellen bei seinen Aufgaben und unterstützen ihn. Ich bin im ersten Lehrjahr, da lerne ich noch viel nur durchs Beobachten,“ beschreibt uns Lisa.
Einiges darf die junge Auszubildende aber schon eigenständig tun. In einem Bus soll das Team Messungen am elektrischen Hochvolt Luftpresser durchführen. Ist das Fahrzeug spannungsfrei? Bevor die Elektronik überprüft wird, betätigt Lisa den Service Disconnect am Fahrerarbeitsplatz, mit einem Vorhängeschloss sichert sie diesen und steckt den Zündschlüssel in ihre Tasche. Niemand soll den Bus starten können, während an der Hochvoltanlage gearbeitet wird.
Achtung! Alle in der Werkstatt müssen wissen, dass Kolleg*innen gerade an der Buselektronik arbeiten. Lisa bringt weithin sichtbare Hinweisschilder an.
Erst jetzt beginnt die eigentliche Arbeit. Eddie öffnet die Serviceklappe am Hochvoltverteiler um die Spannungsfreiheit festzustellen. Im vierten Lehrjahr erledigt er schon viele Aufgaben allein. „Man traut mir zu, dass ich Probleme erkenne und selbständig löse, das motiviert mich sehr,“ erzählt uns der junge Mann. Schon jetzt hat er seine Übernahme in der Tasche: Nach seiner Gesellenprüfung wird er weiter im MAN Servicebetrieb Hamburg-Moorfleet arbeiten. „Für mich ist das hier ein Super-Team! Wir arbeiten alle Hand in Hand, auch gruppenübergreifend ¬– das macht wirklich Spaß.“
Eddie und Dominique überprüfen gemeinsam die Spannungsfreiheit des Hochvoltsystems. Ausbilder Slupek steht daneben und betont noch einmal: „Unsere Intention ist, die Auszubildenden möglichst früh Sachen allein machen zu lassen. Erstens lernt man so am besten, zweitens fördert es das Verantwortungsbewusstsein und die Eigenständigkeit.“
Auch Lisa wird unter Aufsicht aufs Dach eines e-Busses geschickt. Irgendetwas klappert. Lisa bewaffnet sich mit einem Ring-Maul-Schlüssel und zieht alles wieder fest.
Nach einer kurzen Kaffeepause geht’s weiter:
Es wird komplizierter: Dominique und seine zugeteilten Azubis klettern unter einen Bus der Verkehrsbetriebe Hamburg Holstein. Eine Wasserpumpe leckt. Die Reparatur erweist sich als aufwendig. Ausbilder Slupek beruhigt seine Zöglinge: „Manchmal ist die Zeit in der Werkstatt ein bisschen knapp, um alles detailliert zu erklären. Wir holen das nach: Alle zwei Wochen sitzen wir zusammen und sprechen Systeme noch einmal von vorne bis hinten durch, um praktische Arbeiten nachvollziehen zu können. Das ist interner Unterricht on top.“
Mahlzeit! In der Mittagspause treffen sich die Kolleg*innen des MAN Betriebs im Kantinenraum – coronabedingt zeitversetzt und mit Abstand – und tanken neue Kraft. „Die körperliche Belastung ist schon hoch. Aber mir gefällt das. Ich habe Bewegungsdrang und würde verrückt werden, wenn ich den ganzen Tag im Büro sitze,“ meint Eddie und beißt herzhaft in seine Stulle.
Um sich kurze Zeit später auf den Weg zum Fahrerarbeitsplatz eines weiteren Busses zu machen. Eine Sicherung ist defekt und muss ausgetauscht werden. Im 4. Lehrjahr ist das für Eddie kein Problem mehr. Na gut. „Zwei linke Hände darf man in unserem Beruf sowieso nicht haben“, lacht Lisa, die ihm dabei über die Schulter guckt.
Die junge Auszubildende, die jeden Tag um 4:30 Uhr aufsteht, um pünktlich zur Arbeit zu kommen, bestellt jetzt Ersatzteile für die Werkstatt. Lisa fühlt sich wohl in der Männerdomäne. Alle hier behandeln sie fair und gleichberechtigt, als festen Teil des Teams.
15 Uhr. Fast geschafft. Kurz vorm Feierabend müssen Lisa und Eddie mit den anderen Auszubildenden die Werkstatt aufräumen. Jetzt strahlt die Halle fast so wie unsere beiden Azubis. Sie wissen: Sie haben einen Ausbildungsplatz in einem Beruf ergattert, dem die Zukunft gehört. Ausbilder Slupek ist davon überzeugt: „Das Berufsbild Kfz-Mechatroniker mit Schwerpunkt System- und Hochvolttechnik gewinnt zunehmend an Bedeutung. Es geht ja nicht nur um Elektromobilität. Es kommt auch immer mehr komplexe Elektronik in die Fahrzeuge hinein und immer mehr Steuergeräte, die miteinander vernetzt sind. Da braucht es Leute mit Know-how, die Bescheid wissen … damit Fahren auch in Zukunft läuft.“
Quellen:
- MAN Truck & Bus Deutschland GmbH: Hier wird an der Zukunft geschraubt! - 2022 - S. 11