Der Geheimcode im Zeugnis

Zeugnisse sind wichtige Dokumente für deine berufliche Zukunft. Sie halten schriftlich fest, was du gelernt und geleistet hast, und empfehlen dich im besten Fall für den nächsten Arbeitgeber. Deine Beurteilung muss immer wohlwollend formuliert sein, so ist es vom Gesetzgeber vorgeschrieben. Deshalb hat sich mit der Zeit eine Art Geheimsprache herausgebildet, die immer positiv klingt, aber versteckte Bewertungen und Hinweise enthält. Dieses Zeugnisdeutsch ist nicht leicht zu entschlüsseln, denn sogar hinter den nettesten Worten können sich fiese Seitenhiebe verstecken. Dieser Artikel hilft dir, den Zeugniscode zu entschlüsseln.

Ausbildungszeugnisse sind häufig in einem Geheimcode geschrieben, der versteckte Hinweise zum Arbeitsverhalten und zur Leistung des Arbeitnehmers enthält
Ausbildungszeugnisse sind häufig in einem Geheimcode geschrieben, der versteckte Hinweise zum Arbeitsverhalten und zur Leistung des Arbeitnehmers enthält © StartupStockPhotos (CCO 1.0) - pixabay.com
Die Bewertung – ausgeschriebene Schulnoten
Deine Leistung wird im Zeugnis mit klassischen Schulnoten bewertet. Die Skala reicht also von „sehr gut“ und „gut“ (Note 1 und 2) über „befriedigend“ und „ausreichend“ (Note 3 und 4), bis zu „mangelhaft“ und „unzureichend“ (Note 5 und 6). Ein glänzendes Zeugnis mit der Note 1 enthält also viele positive Formulierungen, die beim besten Willen nicht mehr gesteigert werden können. Zum Beispiel:

Sie haben stets zu unserer vollsten Zufriedenheit gearbeitet 

Besser geht’s nicht. Bei einem guten Zeugnis (Note 2) werden die Superlative nur leicht relativiert. Das kann zum Beispiel so aussehen:

Sie haben stets zu unserer vollen Zufriedenheit gearbeitet
oder:
Sie haben zu unserer vollsten Zufriedenheit gearbeitet (aber nicht stets!)
oder:
 Ihre Leistungen waren sehr gut / stets gut 

Eine lange Liste mit Formulierungen für alle Noten findet du zum Beispiel auf Zeugnisdeutsch.de. Doch allein auf diese Bewertungen zu achten, reicht nicht aus. Beim Zeugniscode kommt es vor allem darauf an, was zwischen den Zeilen steht. Hier einige Beispiele.  

Zuviel des Lobs
Manchmal stellen Arbeitgeber ein „Gefälligkeitszeugnis“ aus, das übertriebene Lobeshymnen enthält. Egal ob aus tatsächlichem Wohlwollen oder als Seitenhieb: Wenn ein Zeugnis unglaubwürdig wirkt, gibt das bei vielen Personalchefs Minuspunkte.

Überbetonung von Selbstverständlichem
Werden einzelne Qualitäten, die an sich selbstverständlich sind, übertrieben hervorgehoben, ist das ein versteckter Hinweis, dass es woanders mangelt. Wenn zum Beispiel betont wird, wie ordentlich du deinen Arbeitsplatz immer gehalten hast, wird sich jeder fragen: Ist das etwa alles?

Vielsagendes Schweigen
Es gibt immer berufstypische Qualitäten, die in einem Zeugnis erwähnt sein sollten, z.B. bei einem Kassierer seine Ehrlichkeit. Fehlt diese Aussage, lässt das tief blicken, ohne dass eine negative Bewertung formuliert wird.

Doppelte Verneinung
Die doppelte Verneinung einer schlechten Bewertung ist im Zeugnisdeutsch noch lange nicht positiv zu deuten. Wenn es zum Beispiel an deiner Leistung „nichts auszusetzen“ gibt, bedeutet das leider: Es gibt auch nichts zu loben.

Diese Beispiele geben eine gute Orientierung, machen aber auch klar, dass es beim Zeugniscode auf die Feinheiten ankommt. Zeugnisse gehören zu den wichtigsten Mitteln, um dich bei Arbeitgebern zu empfehlen. Bei vielen Stellenportalen wie Stepstone.de kannst du Zeugnisse direkt hochladen und bei der Bewerbung mitschicken. Wenn du das Gefühl hast, dass dein Zeugnis dir bei der Bewerbung wenig Glück bringt und vielleicht versteckte Abwertungen enthält, kann es sinnvoll sein, eine professionelle Zeugnisbewertung zu beauftragen, um dir Klarheit zu verschaffen.

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