Ausbilderinterview swt: Individuelle Entwicklung in der Ausbildung
Bei den Stadtwerken Tübingen (swt) steht die individuelle Entwicklung ihrer Auszubildenden im Vordergrund – sowohl fachlich als auch persönlich. Für ihre Ausbildungsarbeit wurden die Stadtwerke nun erfolgreich mit dem Gütesiegel BEST PLACE TO LEARN ausgezeichnet. Somit gehören die swt zu den Top-Ausbildern in Deutschland. Im Interview mit unserer AUBI-news-Redaktion erklärt Ingo Straten, Sachgebietsleiter Personalentwicklung und Ausbildungsleiter, worauf es den swt beim Recruiting, Onboarding und der Ausbildungsarbeit ankommt und welche Impulse die Ausbildungsverantwortlichen aus dem Zertifizierungsverfahren mitnehmen.
Freie Ausbildungsplätze bei den swtHerr Straten, erst einmal Gratulation zur erfolgreichen Zertifizierung! Insbesondere das Onboarding wurde in Ihrem Unternehmen besonders gut bewertet. Was macht diesen Prozess so erfolgreich?
Ich glaube, dass unsere Prozesse sehr wertschätzend und stärkend für die Auszubildenden sind. Die intensive Betreuung erlaubt einen sanften Einstieg in das Ausbildungsleben. Wir definieren bewusst keine Erwartungen oder bauen Druck auf, da sich die jungen Menschen in der Regel selbst schon unter Erwartungs- und Leistungsdruck setzen. Weil die ausgewählten Kandidatinnen und Kandidaten bereits eine stark ausgeprägte Leistungsmotivation mitbringen, können wir uns verstärkt um die soziale und persönliche Entwicklung kümmern. Das kommt immer gut an.
Welche Impulse nehmen Sie aus der Zertifizierung mit? An welchen Stellen Ihrer Ausbildungsarbeit möchten Sie nachbessern?
Die Bestätigung, die wir auf vielen Ebenen in der Befragung bekommen haben, ist für uns ein großer Impuls, uns weiterhin zu bemühen und noch besser zu werden. Vor allem die Zusammenarbeit mit den Schulen wollen wir verbessern und dort in Zukunft viel stärker präsent sein.
Welchen Herausforderungen sehen Sie sich in der Ausbildungsarbeit noch gegenübergestellt?
Eine der größten Herausforderungen wird sein, die betriebliche Ausbildung weiterhin als zukunftsträchtigen Weg ins Berufsleben herauszustellen. Dazu gehört auch, dass diese mit den technischen Entwicklungen in den jeweiligen Berufsfeldern Schritt hält. Die voranschreitende Digitalisierung ist hierbei natürlich ein wichtiges Thema, sowohl in kaufmännischen als auch in nicht-kaufmännischen Berufen. Je digitaler diese werden, desto digitaler muss auch das Ausbildungscurriculum werden.
Welche Anregungen konnten Sie für die Arbeit Ihres Ausbildungspersonals aus der Zertifizierung mitnehmen?
Die Zufriedenheit mit unserem ausbildenden Personal war insgesamt sehr groß. Wir konnten feststellen, dass sich unsere jungen Fachkräfte sehr differenziert mit ihrer Ausbildungssituation auseinandersetzen und viele Themen als wichtig wahrnehmen, die auch Priorität für unsere Ausbilderinnen und Ausbilder haben. Das freut uns und hat uns natürlich auch in unserer Arbeit bestätigt. Ein besonderes Anliegen, welches wir aus der Befragung mitnehmen konnten, war der Wunsch nach mehr Feedback in der Ausbildung. Daran werden wir in Zukunft weiter arbeiten.
Wie bereiten Sie neue Ausbilderinnen und Ausbilder auf die Aufgabe vor? Welche Leitlinien sind Ihnen bzw. dem Unternehmen wichtig?
Uns ist vor allem eine wertschätzende und persönlichkeitsfördernde Haltung unseres Ausbildungspersonals sehr wichtig. Unser Ziel ist, dass unsere Auszubildenden nicht nur Fachwissen erwerben und dieses erweitern, sondern dass auch der individuellen Entwicklung ihrer Persönlichkeit Raum gegeben wird. Das versuchen wir über eine große Anzahl regelmäßiger Gespräche und Treffen zwischen dem ausbildenden Personal und Auszubildenden sicherzustellen. Auf der anderen Ebene findet wiederum auch zwischen der Ausbildungsleitung und den Ausbilderinnen und Ausbildern ein regelmäßiger Austausch statt, wie beispielsweise die Quartals-Ausbildertreffen oder Methodenschulungen. Ergänzend zu diesen Treffen bieten wir unseren ausbildenden Fachkräften auch externe Schulungen an, um immer am Puls der Zeit zu sein.
Grundlage der Zertifizierung bildet eine Mitarbeiterbefragung Ihrer aktuellen und ehemaligen Auszubildenden sowie Ihres Ausbildungspersonals. Wie haben Sie diese für die Teilnahme an der Befragung erwärmen können?Unsere Auszubildenden haben die Teilnahme von Beginn an als selbstverständliche Verpflichtung gegenüber dem Betrieb wahrgenommen. So konnten wir diese auch schnell aktivieren und für die Befragung erwärmen. Nur in wenigen Fällen mussten wir die Azubis daran erinnern, den Fragenbogen auszufüllen. Am Ende lag unsere Rücklaufquote bei 90 Prozent.
Wie haben Sie den Prozess der Zertifizierung insgesamt empfunden?
Die Zusammenarbeit verlief problemlos, verbindlich und insbesondere professionell. Die Ansprechpartner bei AUBI-plus waren zuverlässig und somit konnte der gesamte Prozess auch schnell abgewickelt werden.
Und zum Schluss: Welche Tipps können Sie anderen Unternehmen geben?
Aus unserer Erfahrung bei den Auswahlprozessen können wir sagen, dass die jungen Menschen das Bewerbungsverfahren oftmals als Stresssituation erleben. Gleichzeitig betrachten Ausbildungsverantwortliche eben dieses Verfahren zu selten aus Sicht der Bewerberinnen und Bewerber. Die sehr gut bis gut qualifizierten Schülerinnen und Schüler, die sich die Ausbildungsplätze aussuchen können, werden insbesondere dort hingehen, wo es für sie nicht nur eine fachliche Perspektive gibt. Sie machen ihre Entscheidung vor allem auch von der atmosphärischen und emotionalen Erlebniswelt beim Bewerbungsverfahren und im Betrieb abhängig. Wir heben uns durch unsere Bewerbungsatmosphäre und -prozesse positiv von anderen Unternehmen ab. Und zwar so positiv, dass das den Unterschied ausmacht, warum sich viele sehr gute Bewerberinnen und Bewerber für die swt entscheiden.
Vielen Dank für das Interview und die spannenden Einblicke!
Lesen Sie auch die Pressemitteilung der swt vom 26.07.2021: |
Über die Stadtwerke Tübingen
Versorgungsauftrag aus Tradition auf der einen Seite und Arbeit an der Infrastruktur von morgen auf der anderen: die Stadtwerke Tübingen (swt) wirken mit an der Zukunft Tübingens. Die swt kümmern sich um die Daseinsvorsorge - mit einer Unternehmenshistorie, die über 150 Jahre zurück reicht. Das Unternehmen versorgt die Universitätsstadt mit Strom, Erdgas, Wärme, Wasser und Glasfaserleitungen für schnelles Internet sowie Infrastrukturangebote, die das Leben in der Stadt am Neckar attraktiv machen.Über das Gütesiegel BEST PLACE TO LEARN®
BEST PLACE TO LEARN ist das Gütesiegel für die betriebliche Ausbildung. Für die Auditierung werden ausbildendes Personal, aktuelle und ehemalige Azubis des Unternehmens umfassend befragt – selbstverständlich anonym. Die Auswertung erfolgt auf Basis der Erkenntnisse des BIBB-Forschungsverbunds und der wissenschaftlichen Arbeiten von Rauner und Piening von der Universität Bremen. Mehr Infos gibt es auf unserer Website: https://www.bestplacetolearn.de/
Ausbilderinterviews im Überblick
In einer losen Interview-Reihe spricht die AUBI-plus-Redaktion mit Vertreterinnen und Vertretern von zertifizierten Ausbildungsbetrieben. Bereits erschienen:
- Ausbilderinterview KEB: Modernstes Lernumfeld und ein Mathe-Grundkurs
- Ausbilderinterview Creditreform: Sich als Menschenbegleiter verstehen
- Ausbilderinterview REINTJES: Moderne Ausstattung, kompetente Ausbilder
- Ausbilderinterview Bockermann Fritze: Stärken individuell fördern
- Ausbilderinterview J. Schneider: Voll dabei von Anfang an
- Ausbilderinterview DEHN: Beste Bedingungen von Anfang an
- Ausbilderinterview swt: Individuelle Entwicklung in der Ausbildung
- Ausbilderinterview MLP: Selbstständig und praxisnah
- Ausbilderinterview Landratsamt Karlsruhe: Mit einem Wir-Gefühl starten