Drum prüfe, was sich ewig bindet – Diese Redewendung verwendet man eigentlich dazu, um einem angehenden Ehepaar einen letzten Rat auf den Weg zu geben, aber sie trifft genauso gut auf die Arbeit eines Werkstoffprüfers zu! Wenn Werkstoffe durch Fügeverfahren, wie zum Beispiel Schweißen, miteinander verbunden werden, entsteht eine sogenannte Verbindungszone, in diesem Fall eine Schweißnaht, die auf ihre Festigkeit und Härte geprüft werden muss, bevor das Element weiterverarbeitet werden kann.
Schritt 1: Werkstoffproben präparieren
In deinem Betrieb wird Metall zu sogenannten Halbzeugen, also Werkstücken, die später weiterverarbeitet werden, gefertigt. Das sind zum Beispiel Rohre, Platten, Bleche und Profile, die später einmal zu großen Produktionsanlagen verbaut werden, die für die Anfertigung eines Rohrnetzes zur Wasserversorgung eingesetzt werden oder im Fahrzeugbau zum Einsatz kommen. Bevor sie aber freigegeben werden und deinen Betrieb verlassen, müssen sie verschiedene physikalische und chemische Prüfverfahren bestehen.
Weil die gefertigte Metallplatte viel zu groß wäre, um zum Beispiel bei einem Zugversuch die Belastungsfähigkeit des Metalls zu testen, musst du sie auf die entsprechende Größe bringen und zum Beispiel an der Schleifmaschine bearbeiten. Bei den zerstörungsfreien Prüfverfahren werden die bereits hergestellten Produkte ohne Veränderung geprüft und können, wenn sie die Tests bestehen, anschließend in dieser Form weiterverarbeitet werden.
Schritt 2: Das Prüfverfahren
Nun wird es ernst. Nachdem du die Tabellen mit den Normwerten der Werkstoffe, zum Beispiel die zulässige Dichte und die Mindestzugfestigkeit des Materials, studiert hast, kann es mit den eigentlichen Tests losgehen. Dazu durchläuft das Material verschiedene Stationen, zum Beispiel das Brandlabor, das Chemielabor und die Metallografie. In der Metallografie erstellst du unter dem Mikroskop ein Schliffbild des Werkstücks, auf dem du unter anderem die Porosität überprüfen kannst. Das unter dem Lichtmikroskop entstandene Bild stellt den Gefügeaufbau, also die Mikrostruktur des Metalls dar. Du wirst sehen, dass es aus ganz vielen kleinen Kristalliten oder Körnern besteht.
Schritt 3: Analyse und Dokumentation
Es lassen sich aus deinen Tests und Prüfungen nun verschiedenen Aussagen ableiten. Zum Beispiel kann man aufgrund der Anordnung der Kristallite im Metall Aussagen über technologische Eigenschaften wie Festigkeit, Härte und Zähigkeit treffen und daraus entsprechend ableiten, ob das Metall zum Beispiel mittels Wärmebehandlungsverfahren nachbearbeitet werden müsste, um eine bestimmte Festigkeit zu erreichen. Die Schliffbilder, die du unter dem Mikroskop gesehen hast, werden nicht nur von dir fotografisch, sondern auch schriftlich dokumentiert. Die präzise Erfassung der Prüfergebnisse, die Beurteilung ihrer Plausibilität und eine Einschätzung der Ursachen ist ein wichtiger Schritt deiner Arbeit. Wenn beispielsweise mehrere Proben Fehler im Gefügeaufbau aufweisen, weist das auf einen Fehler in der Produktion hin. Es ist nun deine Aufgabe, herauszufinden, in welchen Fertigungsschritt eingegriffen werden muss, um zukünftige Fehler zu vermeiden. Du hast damit eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe.