Das Wandern ist des Müllers Lust … - das könntest du wohl heute noch singen, denn die Wege in der großen Produktionshalle können ganz schön weit werden. Ansonsten hat der Beruf mit dem alten Müllerhandwerk aber nicht mehr so viel gemeinsam.
Altes Handwerk neu erfunden
In Deutschland gibt es mittlerweile über 300 Brotsorten – dank der vielen verschiedenen Mehle, die in den großen Getreidemühlen produziert werden. So eine Getreidemühle hat heute nichts mehr mit den alten Windmühlen zu tun, die du auf dem Land noch vereinzelt bewundern kannst. Es ist eine riesige Produktionshalle mit beeindruckenden Maschinen und Anlagen. Getreidereinigungsmaschinen, Wahlzenstühle, Trogkettenförderer, Absauganlagen, Verpackanlagen und einiges mehr steht unter deinen Fittichen. Von der Schaltzentrale aus überwachst du die gesamte Produktion. Bevor es aber dazu kommt, nimmst du die Rohstoffe an und kontrollierst sie in einer ersten Sicht- und Tastkontrolle. In der Vorreinigung werden Fremdbestandteile, zum Beispiel Stroh, Unkrautsamen und Steine entfernt. Nun bereitest du die Anlagen und Maschinen vor, die das Getreide mehrfach mahlen und sieben, bis zum gewünschten Endprodukt.
Im Labor führst du während des gesamten Prozesses immer wieder Zwischenkontrollen und Qualitätsprüfungen durch und dokumentierst alles sorgfältig. Mit dem Veraschungsofen kannst du den Mehltypen bestimmen. Das Mehl wird verbrannt und die Mineralien bleiben als Asche zurück. Diese kannst du nun wiegen und feststellen, wie hoch der Mineralstoffgehalt in Milligramm auf 100g Mehl ist. Weizen zum Beispiel entspricht dem Typ 405. Das bedeutet, dass in 100g Mehl etwa 405mg Mineralien enthalten sind. Am Ende eines langen Fertigungsprozesses stehen die Verpackung und Etikettierung. Dann bereitest du den Transport vor, zum Beispiel durch die Befüllung von Silos.
Vom Gerstenkorn zur Graupe
Neben den traditionellen Getreidemühlen arbeiten Verfahrenstechnologen in der Mühlen- und Getreidewirtschaft mit der Fachrichtung Müllerei auch in sogenannten Schälmühlen, in denen zum Beispiel Reis, Hafer, Dinkel, Gerste und Hirse verarbeitet werden. Es ist die Rede von Schälen, weil das Korn zunächst von der Spelze befreit werden muss. Das ist ein mit dem Korn verwachsenes, unverdauliche Blatt. Die Getreidekörner werden anschließend entweder gewalzt, dann entstehen Haferflocken, oder geschnitten, dann entsteht Grütze, oder poliert – in diesem Fall entsteht Graupe, auch Rollgerste genannt. Auch in der Mehlproduktion werden unterschiedliche Endprodukte hergestellt. Mit dem Walzenstuhl, einer Zerkleinerungsmaschine, wird Getreide acht- bis zwölfmal gemahlen. Zuerst sind die Teile noch relativ grob – in diesem Fall spricht man von Grieß. Wenn man ein feineres Produkt möchte, werden die groben Teilchen wieder auf den Walzenstuhl geleitet und nochmals gemahlen. Irgendwann kann man von Dunst sprechen, das ist grobes Mehl, oder schließlich vom feinen Mehl, das man zum Backen von Brot benötigt. Die unterschiedlichen Einstellungen am Walzstuhl bestimmen das Endprodukt. Du kannst zum Beispiel den Mahlspalt, die Geschwindigkeit oder die Anzahl der Riffel bei einer Riffelwalze auswählen.
Futtermittelherstellung
Auch Futtermittel, also Mischfutter für Tiere, zum Beispiel in der Landwirtschaft, werden auf diese Art und Weise hergestellt. In der Fachrichtung Agrarlager werden neben tierischen Produkten auch pflanzliche, wie zum Beispiel Getreide, für diese Zwecke weiterverarbeitet. Auch hier verarbeitest du also Rohstoffe, wie Hafer, Dinkel oder Gerste und mischst die Erzeugnisse anschließend nach genauer Rezeptur mit bis zu 30 weiteren Bestandteilen. Die Roh- und Zusatzstoffe werden entweder frisch angeliefert oder finden sich in einem riesigen Lager. Da du hier jeden Tag beschäftigt bist, um zum Beispiel Produkte für den Transport vorzubereiten, kennst du dich bestens aus und weißt genau, wo du was vorfindest.